Ortschef kontert Kritik

Aufstoß gegen Schulessen: "Kinder kommen hungrig heim"

In Volksschule und Kindergärten in Wiener Neudorf (NÖ) kommt der Speiseplan bei vielen nicht gut an. Der Bürgermeister nimmt Familien in die Pflicht.

Sandra Kartik
Aufstoß gegen Schulessen: "Kinder kommen hungrig heim"
In Wiener Neudorf schlägt das Essen in der Volksschule und im Kindergarten einigen Eltern auf den Magen. "Bei uns gibt’s kein Schnitzel mit Pommes Frites", freut sich Bürgermeister Herbert Janschka über die gesunden Speisen.
iStock, janschka.at

Eltern in Wiener Neudorf (NÖ) sind brennheiß: Das Essen in der Volksschule und in mehreren Kindergärten schmeckt ihrem Nachwuchs nicht. "Wir hatten früher einen Koch, der frisch, regional und sehr gut gekocht hat. Seit er in Pension ist, wurde auf eine externe Küche umgestellt und die Qualität des Essens hat leider nachgelassen. Seither kommen die Kinder sehr oft hungrig nach Hause", sagt Mama Petra J. (Name geändert) in "Heute" sauer. Nicht nur ihre Familie ist betroffen, auch viele Freunde erleben Ähnliches. "Wir haben uns bei der Gemeinde beschwert, sind aber auf taube Ohren gestoßen", bedauert die besorgte Mutter.

Für das Essen ist "Tut gut!" zuständig, die in Niederösterreich ein Programm für gesunde "Vitalküche" in zahlreichen Schulen, Kindergärten, Kliniken und Gemeinden anbieten. "Wir kochen gesund, das ist eine Umstellung für viele. Schnitzel mit Pommes Frites gibt’s bei uns nicht, das darf unser Koch gar nicht servieren", erklärt Herbert Janschka, Bürgermeister von Wiener Neudorf im "Heute"-Gespräch. "Es gibt keine Fertigspeisen, sondern es wird täglich frisch gekocht. Das Essen enthält wenig Zucker und Salz, dafür gibt es viel Obst und Gemüse. Die Kinder bekommen nur Wasser zu trinken, keine Fruchtsäfte". Der Speiseplan sei ausgewogen, sehr gesund und nach strengen Vorschriften zubereitet, betont er.

Sind auch deine Kinder und Schüler unzufrieden mit dem Mittagessen in der Schule? Schicke uns gerne Bilder der Speisen, die ihnen auf den Magen schlagen an [email protected].

"Kinder müssen sich an gesunde Küche gewöhnen"

Der Politiker widerspricht Petra J. und den anderen Betroffenen: "Die Kinderbetreuung hat eine ganz andere Wahrnehmung: Die Kinder essen genug." Das Thema Schulessen führte zu einer hitzigen Debatte im Gemeinderat, berichtet die Mutter, danach hat sich der Bürgermeister mit einem Brief an die Familien gewendet: "Seit der Einführung der gesunden Vitalküche kommt es in regelmäßigen Abständen zu Diskussionen über den Geschmack und die Zusammensetzung des Speiseplans. Der Gemeinde sind die kritischen Kommentare einiger Eltern auf einer privaten Facebookseite nicht entgangen."

Auch wenn es nur "wenige Eltern" gewesen wären, habe man darauf reagieren müssen: "Einige Kinder sind von zu Hause eine andere Ernährungsweise gewohnt und müssen sich erst an die gesunde Küche gewöhnen", spielt der Bürgermeister den Ball an die Familien zurück. Das ärgert Petra J.: "Ich muss meinem Kind eine größere Jause mitgeben, weil es sonst nach dem Schul-Mittagessen hungrig bleibt."

Bürgermeister Janschka entgegnet Unzufriedenen jedoch, dass die Überprüfung durch das Land Niederösterreich gerade ergeben hat, wie gut das Schul- und Kindergartenessen in Wiener Neudorf ist. "Wir bekommen sogar eine Goldmedaille", freut er sich wenige Wochen vor der Gemeinderatswahl. "Es werden 700 Essen am Tag gekocht. Unsere Gemeinderatsbediensteten bekommen das auch, ihnen schmeckt’s", trotzt er der anhaltenden Kritik. Man nehme die Kinder jedoch ernst, so habe man etwa auf ihren Wunsch Schnittlauch aus der Suppe, Erbsen aus dem Reis und Rosinen aus dem Kaiserschmarrn entfernt. "Es kann sein, dass es manchen nicht schmeckt", räumt Janschka ein. Aber dieses Haar in der Suppe lässt sich derzeit wohl nicht entfernen.

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    Auf den Punkt gebracht

    • In Wiener Neudorf (NÖ) sind Eltern unzufrieden mit dem Schul- und Kindergartenessen, da ihre Kinder oft hungrig nach Hause kommen
    • Der Bürgermeister verteidigt das gesunde Ernährungskonzept und betont, dass die Kinder sich an die neue Küche gewöhnen müssen, während die Eltern weiterhin Kritik üben
    sk
    Akt.
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