Welt

Auf Afrika wird in der Pandemie vergessen 

Die Pandemie betrifft die ganze Welt – während Lockdown, Impf- und Maskenpflicht in Europa die Antworten auf das Virus sind, herrscht in Afrika Chaos. 

Tobias Kurakin
Teilen
Die desaströsen Zustände in Afrika werden durch die Pandemie weiter verschlimmert. 
Die desaströsen Zustände in Afrika werden durch die Pandemie weiter verschlimmert. 
Jerome Delay / AP / picturedesk.com

Immer wieder wird Afrika in Büchern, Vorträgen und Artikeln als "der vergessene Kontinent" betitelt. Während der Corona-Pandemie wird einmal mehr deutlich, dass der Kontinent südlich Europas hinterherhinkt - mit Schuld daran ist die westliche Welt. 

Gerade einmal sieben Prozent der Afrikaner sind geimpft

Während in Österreich eine ab Februar eingeführte Impfpflicht gegen das Coronavirus die Wogen hochgehen lässt, stellt sich diese Frage für afrikanische Länder nicht. Vakzine sind nämlich Mangelware. Obwohl weltweit 43 Prozent der Menschen gegen Corona geimpft wurden, sind es in Afrika gerade einmal sieben Prozent. 

Von den 353 Millionen Impfdosen, die die Europäische Union an Afrika spenden wollte, kam bisher nur ein Drittel an. Auch die USA hatten 1,1 Milliarden Dosen versprochen und bisher nur einen Bruchteil davon geliefert. Die schlecht ausgebaute Impf-Infrastruktur tut ihr Übriges dazu, dass die Pandemie nicht in den Griff zu bekommen ist. 

Auch innerhalb des Kontinents zeigen sich massive Unterschiede in den Impfquoten. Demnach ist das nahe an Europa gelegene Marokko mit einer Impfquote von knapp 60 Prozent afrikanischer Meister. In Äthiopien ist im Gegensatz nur ein Prozent der Bevölkerung geimpft.

Übersterblichkeit deutlich angestiegen

Erlebnisberichte aus den afrikanischen Staaten zeichnen ein katastrophales Bild. Der langjährige Einsatzleiter von "Ärzte ohne Grenzen", Marcus Bachmann, schildert die desaströsen Zustände. In Nigeria, wo derzeit gerade einmal zwei Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sind, würden hunderte Millionen ohne Reserven leben. Auch die Übersterblichkeit und die Fälle von häuslicher Gewalt seien laut Pandemiebeginn deutlich angestiegen.

Direkte Folgen für Europa und die ganze Welt

Um das Problem in den Griff zu kriegen, fordert Bachmann in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" globale Maßnahmen. Konkret sollen die Patente für die Impfstoffe ausgehebelt werden. Es sei nicht hinnehmbar, dass tausende Menschen sterben, nur weil Pharmakonzerne an ihren Patenten festhalten, meint Bachmann. 

Die desaströse Lage in Afrika hat auch direkten Einfluss auf die gesamte pandemische Lage auf der ganzen Welt. Dort, wo Impfquoten niedrig sind, können sich Mutationen leichter bilden und durchsetzen – so gesehen bei der Omikron-Variante, die mittlerweile Europa vor die unmittelbare Gefahr einer fünften Welle stellt. Die Mutation des Virus wurde zunächst in Botswana festgestellt, ehe sie über Südafrika nach Europa kam. 

1/3
Gehe zur Galerie
    Polizei-Einsatz im Winarsky-Hof.
    Polizei-Einsatz im Winarsky-Hof.
    Leserreporter