Österreich

Stewardess lebte ihren Traum, nun liegt sie im Wachkoma

Fanny H. (25) war begeisterte AUA-Flugbegleiterin. 2019 hatte die Niederösterreicherin einen schweren Unfall, seitdem ist sie im Wachkoma. 

Christine Ziechert
Fanny (l.) liebte ihren Job als Flugbegleiterin, doch nach einem Autounfall ist sie nun Wachkoma-Patientin (r.).
Fanny (l.) liebte ihren Job als Flugbegleiterin, doch nach einem Autounfall ist sie nun Wachkoma-Patientin (r.).
zVg

Abgehoben – das war Franziska H., genannt Fanny, nie. Doch der größte Wunsch der jungen, aufgeschlossenen Frau aus Gießhübl (NÖ) war es, als Stewardess mit einem AUA-Flieger abzuheben: "Seit sie zehn Jahre alt war, ist sie mit mir mitgeflogen. Sie war sehr ehrgeizig, hat sich sogar die Augen für den Job lasern lassen", erzählt ihre Mama, Vivi H., die 34 Jahre lang als Flugbegleiterin tätig war.

Nach der Matura bewarb sich die quirlige Niederösterreicherin bei der AUA – und wurde angenommen. 2018 wurde Fannys Traum Wirklichkeit: Sie begann, Kurzstrecken zu fliegen, nach einem halben Jahr dann Langstrecken: "Wir sind damals auch miteinander geflogen. Sie hat das perfekt gekonnt – sich um andere Menschen zu kümmern", berichtet Vivi H. im Gespräch mit "Heute".

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    Leserreporter

    Fanny erlitt schweres Schädel-Hirn-Trauma

    Doch am 2. September 2019 – Fanny war damals 21 Jahre alt – änderte sich ihr Leben von einer Sekunde auf die andere. Denn sie hatte bei Gumpoldskirchen einen schweren Autounfall: "Fanny hatte sich mein Auto ausgeborgt, weil ihres in der Werkstatt war. Sie war auf dem Weg zu mir, hinter ihr fuhr ihr Freund mit seinem eigenen Auto. Es hatte geregnet, auf der Straße war ein glitschiger Film. In einer Kurve auf der Weinbergstraße verlor Fanny dann die Kontrolle und krachte mit dem Wagen in einen sehr großen Stein", erinnert sich die 60-Jährige.

    Die 21-Jährige erlitt dabei ein schweres Schädel-Hirntrauma mit Gehirnblutungen und einem massiven Hirnödem: "Ihr Freund hat sie aus dem Wrack herausgezogen, zwei zufällig vorbeikommende Sanitäter leisteten Erste Hilfe. Fanny wurde mit einem Rettungs-Heli ins UKH Meidling geflogen", erklärt Vivi H.

    So sah das Auto nach dem Unfall in Gumpoldskirchen aus.
    So sah das Auto nach dem Unfall in Gumpoldskirchen aus.
    (Bild: BFKDO Baden/Stefan Schneider)
    "Am 4. September wurde ich angerufen, dass wir uns auf der Intensivstation von ihr verabschieden sollen. Doch die Ärzte haben ihr Leben gerettet" - Vivi H.

    Der Zustand von Fanny war kritisch, ihr Leben hing am seidenen Faden: "Am 4. September wurde ich angerufen, dass wir uns auf der Intensivstation von ihr verabschieden sollen. Die ganze Familie ist dann zusammengekommen – wir waren etwa 40 Leute", meint Fannys Mama.

    Doch es kam anders: Sechs Spezialisten berieten sich. Es wurde beschlossen, Fannys Gehirn in einer vierstündigen OP zu öffnen, um den immensen Gehirndruck zu lindern: "Damit haben die Ärzte ihr Leben gerettet", ist Vivi H. dankbar. Doch es stellte sich heraus, dass Fanny Wachkoma-Patientin bleiben würde. 

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      Nach einem Unfall kümmert sich Vivi H. liebevoll um ihre Tochter Fanny, eine Wachkoma-Patientin.
      Nach einem Unfall kümmert sich Vivi H. liebevoll um ihre Tochter Fanny, eine Wachkoma-Patientin.
      zVg
      "Fanny kann auch kommunizieren. Ein Blinzeln bedeutet Ja, blicken die Augen nach unten, ist es ein Nein. Auch Postings auf ihrem Instagram- und Facebook-Account kann sie mit einem Augensteuerungsgerät abrufen" - Vivi H.

      Da es in Niederösterreich keine geeignete Einrichtung gab, wurde Fanny auf eine Wachkoma-Station nach Graz verlegt: "Dort hat sie ein Jahr lang quasi 'verschlafen'. Aber ich musste damals noch arbeiten, es war sehr schwer, einen Platz für sie zu finden." 2020 absolvierte Fanny eine Reha in Wien-Meidling, von November 2020 bis November 2022 beantragte Vivi H. Familienhospiz-Karenz. Im heurigen August konnte die 60-Jährige schließlich in Pension gehen.

      Innerhalb kürzester Zeit erwarb die Niederösterreicherin alle wichtigen Pflege-Kenntnisse, um Fanny daheim rund um die Uhr versorgen zu können, und holte ihre Tochter nach Hause. Seitdem hat sich Fannys Zustand massiv verbessert: "Sie nimmt alles wahr, ist sehr aufmerksam und kann auch kommunizieren. Ein Blinzeln bedeutet 'Ja', blicken die Augen nach unten, ist es ein 'Nein'. Auch Postings auf ihrem Instagram- und Facebook-Account kann sie mit einem Augensteuerungsgerät abrufen und lesen", erzählt Vivi H. 

      Teure Therapien ermöglichen Fortschritte

      Doch die finanziellen Belastungen – ein behindertengerechter Umbau von Haus und Auto, die Anschaffung eines speziellen Rollstuhls – sind enorm. Zudem erhält die jetzt 25-Jährige zahlreiche Behandlungen wie Physio-, Ergo- und Musiktherapie, Logopädie, Shiatsu und Schwimmen: "Besonders bei der Therasuit-Therapie in Bisamberg macht sie große Fortschritte. Sie absolviert sie zweimal pro Jahr, jeweils einen Monat lang. Ein Monat kostet aber 4.500 Euro, die Kasse übernimmt nur einen sehr geringen Kostenanteil", meint Vivi H. Vor allem an der Kopfstabilität soll noch gearbeitet werden, denn derzeit kann Fanny ihren Kopf noch nicht selbstständig halten.

      Um Spenden für Fanny zu sammeln, organisierte AUA-Pilot Wolfgang Smejkal daher vor kurzem "Fannys Everest Challenge" (auf der Homepage ist zudem ein Spendenkonto angegeben, Anm.). Der begeisterte Rennradfahrer absolvierte in knapp 22 Stunden 8.848 Höhenmeter, fuhr 41 Mal von Mauerbach auf die Sofienalpe: "Sie war vor Ort und hat ganz genau mitbekommen, dass es um sie geht. Sie hat die ganze Zeit gelächelt", freut sich ihre Mutter.

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