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Warum am 6. Mai 2022 nicht die Apokalypse droht
So groß wie die Cheops-Pyramide soll Asteroid "2009 JF1" sein, der in drei Jahren gefährlich nahe auf die Erde zusteuert, so die internationalen Schlagzeilen – doch sie übersehen ein Detail.
Ein rund 130 Meter großer Brocken auf Kollisionskurs mit der Erde. Am 6. Mai 2022 könnte er mit der Wucht von mehr als 15 Hiroshima-Bomben auf unserem Planeten einschlagen. Seit mehreren Tagen überschlägt sich die internationale Berichterstattung über eine möglicherweise drohende Katastrophe durch den Asteroiden "2009 JF1". Dabei hat sich aber ein Fehlerteufel eingeschlichen – die Apokalypse ist (höchstwahrscheinlich) abgesagt!
Was richtig ist
"2009 JF1" wird tatsächlich am 6. Mai 2022 der Erde ungemütlich nahe kommen, uns aber mit 99,974-prozentiger Chance verfehlen. Die Wahrscheinlichkeit eines direkten Treffers liegt Berechnungen des "Center for Near Earth Object Studies" der NASA bei 1:3.800. Weil diese aber über Null liegt, wird der Asteroid von der Raumfahrtbehörde ESA auf der Risiko-Liste geführt.
Und wirklich, sollte uns "2009 JF1" treffen, würde er eine Sprengkraft von 230 Kilotonnen TNT entwickeln. Das TNT-Äquivalent der über Hiroshima gezündeten Atombombe "Little Boy" wird mit 13 bis 15 Kilotonnen angegeben.
Was nicht richtig ist
Die von der internationalen Presse geweckten Schreckensbilder eines auf uns zusteuernden Brockens in der Größe der Cheops-Pyramide sind allerdings übertrieben und gehen offenbar auf einen kleinen, aber feinen Fehler zurück. Der Durchmesser von "2009 JF1" ist nämlich bei Weitem nicht so groß wie die kolportierten 130 Meter. Stattdessen beträgt sein Durchmesser nur etwa ein Zehntel. Die ESA schätzt ihn auf etwa 13 Meter, die NASA auf 10 bis 23 Meter.
Wie der Zahlendreher genau zustande kam, ist nicht bekannt. Es gibt zwar einen Asteroiden mit ähnlicher Kennung, doch ist "2019 JF1" laut ESA nur etwa 60 Meter und laut NASA zwischen 45 und 100 Meter groß.
1.500 Verletzte durch 19-Meter-Brocken
Es stimmt aber, dass auch Asteroiden kleineren Ausmaßes große Schäden anrichten können. Jener Meteor, der am 15. Februar 2013 30 Kilometer über der russischen Stadt Tscheljabinsk explodierte, soll etwa 19 Meter Durchmesser gehabt haben. Die Videos seiner Detonation – ein Lichtblitz dreißig Mal heller als die Sonne – gingen damals um die Welt. Laut nachträglichen Berechnungen entfaltete sich dabei eine Sprengwirkung von rund 500 Kilotonnen TNT-Äquivalent. Durch die entstandene Druckwelle wurden etwa 3.700 Gebäude teils schwer beschädigt, knapp 1.500 Menschen wurden verletzt.
In unserem Sonnensystem gibt es unzählige Asteroiden von denen viele bisher nicht entdeckt wurden, unserer Erde aber gefährlich werden könnten. Alle bisher bekannten Himmelskörper werden von den Raumfahrtagenturen dieses Planeten mit Argusaugen beobachtet, da auch eine kleine, unerwartete Veränderung ihrer Flugbahn sie auf Kollisionskurs bringen könnte.
Vier Risiko-Asteroiden im nächsten Jahrzehnt
In den nächsten zehn Jahren ist viel los in der Nachbarschaft der Erde. Gleich vier Risiko-Asteroiden, darunter auch "2009 JF1" statten der Erde einen Besuch ab. Globale Katastrophen können sie aber nicht auslösen. Ihr geschätzter Durchmesser reicht von zierlichen 2,3 Metern (2018 VP1) bis etwa 30 Meter (2007 KE4 und 2008 JL3).
Die richtig großen und viel gefährlicheren Brocken auf der Liste, der kürzliche entdeckte "2019 WW4" (ca. 300 Meter) und "99942 Apophis" (375 Meter), kommen uns erst im Jahr 2055 beziehungsweise 2068 wieder nahe. Bis zur Apokalypse ist also noch etwas Zeit.
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