Mohammed al-Dschulani
"Assad-Regime ist tot" – Rebellen-Anführer packt aus
Nach einem überraschenden Vorstoß der Rebellen konnten sie Assads Truppen aus zwei Städten vertreiben. Im Interview packt der Rebellenanführer aus.
Das Ziel der syrischen Rebellenallianz ist nach Worten des Anführers Abu Mohammed al-Dschulani der Sturz von Syriens Machthaber Baschar al-Assad. Das Scheitern sei schon immer im Regime selbst gekeimt, sagte Al-Dschulani dem US-Sender CNN. Die Iraner und Russen hätten versucht, es wiederzubeleben. "Aber die Wahrheit bleibt: Dieses Regime ist tot", so der Rebellenanführer.
Dabei will er aber nicht bleiben. "Wir sprechen über ein größeres Projekt – wir sprechen über den Aufbau Syriens", führte Dschulani im Interview mit CNN aus. "Hayat Tahrir al-Sham ist nur ein Teil dieses Dialogs, und er kann sich jederzeit auflösen. Sie ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, um eine Aufgabe zu erfüllen: die Konfrontation mit diesem Regime."
Institutionen statt einzelner Herrscher
Al-Dschulani plant in Syrien ein auf Institutionen basierendes Regierungssystem zu errichten. Nicht eines, in dem ein einzelner Herrscher willkürlich Entscheidungen treffe, sagte er. "Wir sprechen nicht über die Herrschaft von Einzelpersonen oder persönlichen Launen", sagte der Anführer der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS).
Dies könnte sich als schwieriger herausstellen, als es für Dschulani den Anschein hat. Denn die syrischen Oppositionskräfte sind dezentralisiert und setzen sich aus unterschiedlichen Ideologien zusammen. Ob es einen friedlichen Machtwechsel geben kann, falls Assad besiegt wird, hängt also davon ab, ob sich die verschiedenen Kräfte auf eine gemeinsame Vision einigen können.
Er will sich von Extremisten distanzieren
Dschulani begann seine Karriere als junger Kämpfer für al-Kaida im Irak gegen die USA. Als er während des syrischen Bürgerkriegs in sein Heimatland zurückkehrte, leitete er die Schwesterorganisation der Terrorgruppe in Syrien, die damals den Namen Jabhat Al Nusra trug. Später brach er die Verbindungen zu al-Kaida ab und seine Organisation wurde Anfang 2017 in Hayat Tahrir Al-Sham, auch bekannt als Organisation zur Befreiung der Levante, umbenannt.
Dschulani gibt sich heute als Politiker und versucht sich von extremen islamistischen Organisationen zu distanzieren. Er betonte: "Menschen, die sich vor der islamischen Staatsführung fürchten, haben entweder gesehen, wie sie falsch umgesetzt wird, oder sie verstehen sie nicht richtig", erklärte er.
Nach 13 Jahren! HTS-Rebellen stürzen Assad in Syrien
Homs als nächstes Ziel
Mitte vergangener Woche hatten die Rebellen unter der Führung von HTS die Kontrolle über Aleppo übernommen. Neben mehr als 200 Dörfern und Positionen nahmen sie zuletzt Hama ein. Nächstes Ziel ist das rund 40 Kilometer südlich gelegene Homs, die drittgrößte Stadt des Landes und wichtiger Knotenpunkt auf dem Weg nach Damaskus, zur Mittelmeerküste und in den Libanon.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete zuletzt, dass die Rebellen bis auf fünf Kilometer aus nördlicher Richtung an die Stadt herangerückt seien.
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Auf den Punkt gebracht
- Rebellenführer Abu Mohammed al-Dschulani erklärte in einem Interview, dass das Assad-Regime bereits tot sei und die syrische Rebellenallianz den Sturz des Machthabers anstrebe.
- Al-Dschulani plant ein auf Institutionen basierendes Regierungssystem und distanziert sich von extremistischen Organisationen, während die Rebellen nach der Eroberung von Aleppo und Hama nun Homs als nächstes Ziel ins Visier nehmen.