Politik
Kocher hat in Teilzeit-Debatte "nicht die Lösung"
Die Teilzeit-Debatte erhitzt die Gemüter. Arbeitsminister Kocher rudert nun zurück, er sei missverstanden worden. Eine Lösung hat er aber nicht.
Sonntagnacht erwartete ORF-Zusehern gleich eine doppelte Premiere. Die "ZIB2 am Sonntag" wurde erstmals aus dem neuen Studio im multimedialen Newsroom ausgestrahlt – und das gleich unter neuem Namen. Das Nachrichtenformat am letzten Tag der Woche wurde ihrer Schwester-Sendung "ZIB2" angegliedert und flimmerte erstmals ohne den Zusatz "am Sonntag" über die heimischen Mattscheiben.
Die Hintergründe enthüllte ORF-Moderator Martin Thür, der jetzt zum 168. Mal am letzten Tag der Woche vor der Kamera stand, noch am Nachmittag auf Twitter. Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) durfte dann als erster den Platz des Studiogastes einweihen.
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Großes Thema des Interviews war die hitzige Debatte um mögliche Sozialhilfe-Kürzungen für Teilzeitkräfte. Mit diesem Vorstoß hatte sich Kocher Mitte Februar mitten in die Nesseln gesetzt. Star-Kabarettist Lukas Resetarits ließ das dermaßen ausrasten, dass er dem Arbeitsminister den Teufel an den Hals wünschte.
Im ORF-Talk am Sonntag relativierte Kocher, seine Aussagen in der Teilzeit-Debatte seien verkürzt und missverstanden worden. Die gesellschaftliche Entwicklung in Österreich mache es notwendig, Vollzeit-Stellen wieder attraktiver zu machen da in den nächsten Jahren eine immer größere werdende Kluft am Arbeitsmarkt zu erwarten sei. Österreich würden einfach die Fachkräfte ausgehen.
Kein Patentrezept parat
Keinesfalls wolle er Mütter, Väter oder Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen wegen ihrer Teilzeit-Anstellung sanktionieren, betont Kocher. Ihm gehe es um die vielen jungen Österreicher, die freiwillig weniger arbeiten würden, um mehr Freizeit zu haben.
Eine solche verkürzte Arbeitswoche würde die heimische Wirtschaft aber nicht mehr lange mitmachen. Auch müsse das Sozialsystem auch in Zukunft noch finanzierbar bleiben.
Er habe mit seiner Aussage diese Missstände aufzeigen und eine "nicht-emotionale und faktenbasierte Diskussion" darüber anstoßen wollen, beteuert der Arbeitsminister. Ein Patentrezept hat er nämlich nicht in der Tasche: "Ich habe auch nicht die Lösung sofort, es gibt ja viele Vorschläge".
Generell möchte Kocher, dass unter der Woche mehr und auch länger ("Wie schaffen wir es, dass Menschen lange im Erwerbsprozess bleiben?") gearbeitet wird. Dabei gelte es, bestehende "Hindernisse zu beseitigen" und auf allen Ebenen zu beschleunigen: "Zum Beispiel ist Kinderbetreuung ausbauen mir ein wichtiges Anliegen" – auch damit Jungeltern die Möglichkeit bekommen, Vollzeit arbeiten zu gehen – so sie dies wollen. Kocher betont die Freiwilligkeit: "Das wird eine wichtige Voraussetzung sein, um mehr arbeiten zu können, wenn man das will".