Neues Hammer-Modell
Arbeiten im Krankenstand – so soll es möglich werden
Mit einem neuen Modell will ein Experte nun aufzeigen, wie es möglich sein soll, auch während eines Krankenstandes zu arbeiten.
Harte Zeiten hieß es für die österreichische Wirtschaft über die letzten Monate, auch die Prognose für die Zukunft schafft kaum Platz für ein Aufatmen. Ein heimisches Unternehmen nach dem anderen schlittert in die Pleite, in Österreichs Budget fehlen Milliarden.
Darüber hinaus ist auch der wöchentliche Einkauf für viele Menschen kaum mehr leistbar – das Teuerungs- und Inflationsmonster leert die Geldbörserl der Österreicher – und mit dem Auslaufen der Strompreisbremse wird auch der Energiepreis ansteigen.
So weit, so teuer – so weit, so schwierig. Heimische Unternehmen haben es wie auch die Bürger in Österreich aktuell alles andere als leicht. Hinzu kommen die vor allem im Winter vermehrt anfallenden Krankenstände, die die Büros oftmals menschenleer lassen. Laut dem Fehlzeitenreport 2024 des Dachverbandes der Sozialversicherungsträger (DVSV) befinden sich die Krankenstände in Österreich auf einem Rekordniveau.
Milliardenverlust wegen Krankenstand
Allein im Jahr 2023 sollen Arbeitnehmer durchschnittlich 15,4 Krankenstandtage beansprucht haben, der Höchstwert in den vergangenen 30 Jahren und im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 4,6 Prozent.
Mit den Krankentagen geht aber nicht nur verlorene Arbeitszeit einher, sondern der heimischen Wirtschaft fehlen dadurch rund 5,3 Milliarden Euro, beziehungsweise 1,2 Prozent des BIP, wie das Jahr 2022 aufzeigt.
"Ein Krankenstand ist für alle ärgerlich. Er bedeutet zusätzliche Kosten für den Arbeitgeber, führt zu einer Mehrbelastung der Kollegen und hinterlässt oftmals ein "schlechtes" Gefühl bei Arbeitnehmern", erklärte Arbeitspsychologe Andreas Hermann.
Das neue Modell
Klar ist dabei aber auch: Wer krank ist, ist krank und muss sich auskurieren – vom Karenztag, wie er in Schweden exerziert und in Deutschland aktuell gefordert wird, hält Hermann nämlich wenig: "Sollen ansteckende Mitarbeitern lieber ins Büro kommen oder auf eigene Kosten zu Hause bleiben? Hier vertrete ich die klare Meinung, dass es besser ist, sie bleiben zu Hause, bekommen ihr Geld, kurieren sich rasch aus und stecken dafür auch keine Kollegen an. Denn das verursacht noch höhere Kosten."
Anders sieht es hingegen aus, wenn ein Angestellter nicht erkrankt ist, sondern aufgrund einer Verletzung der Arbeit fernbleiben muss. Der Arbeitspsychologe hinterfragte deshalb das bislang gewohnte Modell und schlägt stattdessen die Einführung von "25 Prozent, 50 Prozent oder 75 Prozent-Krankenständen" vor.
So soll im Krankenstand gearbeitet werden
Wie das funktionieren soll? Hermann erklärte es gegenüber "Heute" : "Am Beispiel einer Bankangestellten, die nach einer Schulteroperation für sechs Wochen krankgeschrieben wird, würde sich folgendes Szenario anbieten. Nach zwei Wochen ist sie möglicherweise so fit oder vielleicht schmerzfrei, dass sie stundenweise oder den halben Tag arbeiten könnte. Sie könnte trotz Einschränkung im Arm beispielsweise Telefonate tätigen oder Kollegen unterstützen. Hier bietet sich eine individuelle Lösung an, die sowohl dem Unternehmen als auch der Arbeitnehmerin hilft – sie könnte 50 Prozent arbeiten und 50 Prozent im Krankenstand sein."
Damit könnte jemand mit einem gebrochenen Bein, der im Bett bleiben muss, auch von zu Hause aus weiterarbeiten, eventuell sogar mehr als jemand mit einer gebrochenen Hand, wie im Beispiel dargestellt wurde. Hier könnte dann sogar der Krankenstandanteil nur 25 Prozent betragen, der Arbeitsanteil hingegen 75 Prozent.
Ähnlich könnte es auch bei einer Erkältung ablaufen. Denn falle diese nicht allzu schlimm aus, ist es oftmals möglich von daheim aus, einige Tätigkeiten online nachzugehen, wie auch der Hermann erklärte.
"Sollten wieder etwas flexibler denken"
Möglich gemacht werden könnte die Umstellung schon jetzt, denn "ein positiver Effekt der COVID-Krise war die Ausstattung der ArbeitnehmerInnen für das Homeoffice", betonte Hermann. Das könne man auch im Krankenstand nutzen.
"Wir sollten alle wieder etwas flexibler denken. Bei einer Erkältung kann man meist auch zu Hause "online" einen Teil seiner Tätigkeit einige Zeit nachgehen", ist sich der Arbeitspsychologe sicher.
Individuelle Einstufung von Bedeutung
Wichtig sei es aber auch, auf die individuelle Einstufung zu achten: "Für Bauarbeiter oder Handwerker ist das Homeoffice eher keine Alternative. Wenn jemand krank oder verletzt und somit nicht arbeitsfähig ist, darf das in keinem Fall zur Diskussion stehen. Denn sonst wird sich der Krankenstand verlängern und die Genesung verzögert sich unwillkürlich. Führt man den ersten Tag im Krankenstand generell als "Karenztag" ein, der vom Lohn oder Urlaub abgezogen wird, senkt man zwar am Papier den Krankenstand, löst jedoch das Problem nicht", führte Arbeitspsychologe Andreas Hermann aus.
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Auf den Punkt gebracht
- Ein Experte schlägt ein neues Modell vor, bei dem Arbeitnehmer während des Krankenstandes teilweise arbeiten können, um die wirtschaftlichen Verluste zu minimieren.
- Dabei könnten je nach Gesundheitszustand 25, 50 oder 75 Prozent der Arbeitszeit geleistet werden, was sowohl dem Unternehmen als auch den Arbeitnehmern zugutekommen soll.