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Apple hört durch Siri bei Drogendeals und Sex mit

Nach Amazon und Google ist jetzt auch Apple wegen Mithörens privater Momente ins Visier geraten. Siri soll beim Sex und Arztgesprächen mitlauschen.

Heute Redaktion
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Nachdem im April bekannt geworden war, dass Amazon Sprachdateien von an Alexa gerichteten Befehlen auswerten lässt ("Heute.at" berichtete), hat erst vor wenigen Tagen Google Ähnliches für seinen Assistant bestätigt. Wie der britische "The Guardian" unter Berufung auf einen Apple-Mitarbeiter, der anonym bleiben will, berichtet, soll auch Apple via Siri aufgenommene Audiomitschnitte von Analysten auswerten lassen.

Apple hört bei Arztgesprächen und Sex mit

Dabei bekommen Apple-Mitarbeiter auch aus Versehen aufgenommene Gespräche über die Gesundheitprobleme und medizinische Behandlung von Siri-Nutzern zu hören, ebenso wie solche über Drogendeals oder Paare beim Sex.

Reißverschluss kann Siri aktivieren

Oft braucht es auch gar nicht viel, um ungewollt eine Sprachaufnahme zu aktivieren. Neben Worten wie z.B. "Syrien" interpretiere Siri auch das Geräusch eines Reißverschlusses als Befehl zum Mithören. Sogar wenn eine Apple Watch angehoben und dann in ihrer Nähe geredet werde, kann ein Auslöser sein.

Obwohl alle iOS-Geräte Siri unterstützen, werden solche Vorfälle am ehesten von der Apple Watch oder Apples Heimassistenten Homepod aufgenommen: "Die Uhr kann einen Schnipsel aufnehmen, der 30 Sekunden lang ist", so die anonyme Quelle.

Apple bestätigt das indirekt. Wie auch schon Amazon und Google zuvor, besteht das Unternehmen jedoch darauf, solche Daten einzig zu nutzen, um die Spracherkennung akkurater auf jeweilige Befehle der Nutzer anzupassen.

Apple: Mitschnitte sollen Siri besser machen

Ebenso wie Amazons Alexa und Google Home zweige auch Apple einen geringen Teil der via Siri angefertigten Aufnahmen ab, um diese durch externe Mitarbeiter weltweit anhören zu lassen. "Eine kleine Anzahl an Siri-Anfragen wird analysiert, um Siri und die Diktierfunktion zu verbessern", so das Unternehmen. Laut Apple seien dies weniger als ein Prozent der Siri-Aktivierungen.

Die von Apple engagierten Analysten werten die Mitschnitte danach aus, inwieweit die Anfrage an Siri ernstgemeint und ob Siris Antwort angemessen gewesen sei. Außerdem soll herausgefunden werden, ob Siri sich unbeabsichtigt aktiviert habe.

Sprachaufnahmen können Personen zugewiesen werden

Die Aufnahmen seien anonymisiert und nicht mit der jeweiligen Apple-Konto verknüpft, betont Apple. Jedoch sei es nicht unbedingt schwierig, Ortsdaten, Kontaktdetails und App-Daten mit den Sprachdateien in Verbindung zu bringen, so der Insider zu "The Guardian".

Solche Vorkommnisse sind das genaue Gegenteil der Anfang des Jahres von Apple verbreiteten Werbung: "Was auf ihrem iPhone passiert, bleibt auf ihrem iPhone" Wie sich die Neuigkeiten auf das Kaufverhalten auswirkt - Apple gehören immerhin 35 Prozent des Smartwatch-Marktes - ist unklar.

Auch ist noch unklar, wie die Mitarbeiter mit den Inhalten der Sprachaufnahmen künftig umgehen sollen. Vielen sei es unangenehm, private Gespräche mitzuhören, so der Insider. Dennoch gebe es immer wieder Mitarbeiter mit Hintergedanken, die bestimmte Aufnahmen mit realen Personen in Verbindung bringen könnten. Ähnliches war auch schon Google vorgeworfen worden.

(jd)