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"Apokalyptisch" – Nahost-Expertin nennt größte Angst

Droht nach den Terror-Angriffen der Hamas auf Israel ein Flächenbrand im Nahen Osten und ein Konflikt auf Wiens Straßen? Eine Expertin ordnet ein.

Gudrun Harrer, Nahost-Expertin und Journalistin, am späten Mittwochabend in der ORF-"ZIB2".
Gudrun Harrer, Nahost-Expertin und Journalistin, am späten Mittwochabend in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

Terroristen der Palästinenserorganisation Hamas töteten und entführten am 7. Oktober 2023 – am jüdischen Feiertag Simchat Tora – Hunderte israelische Zivilistinnen und Zivilisten. Israel befinde sich "im Krieg", sagte daraufhin Regierungschef Benjamin Netanyahu in einer Ansprache. Israel hat bereits "mehr als 500" Hamas-Ziele im Gazastreifen getroffen und die "vollständige Belagerung" der Region angekündigt. Man würde dem Gebiet den Strom abstellen und die Einfuhr von Lebensmitteln sowie Treibstoff blockieren. Über hundert Entführte befinden sich weiterhin in der Gewalt der Hamas, die sie als Schutzschilde verwendet – erwartet wird in Kürze eine Bodenoffensive auf den Gazastreifen.

Kann das zu einem Flächenbrand im Nahen Osten und auch zu Aufständen in Wien führen? Zur Analyse war am späten Mittwochabend Nahost-Expertin Gudrun Harrer zu Gast im "ZIB2"-Studio bei ORF-Moderatorin Margit Laufer. Sie befürworte, dass es "juristische Mittel gibt, die so etwas in die Schranken weisen". Nach "Pogromen, wie diese der Fall waren", sei es laut der Expertin aber absurd, das Geschehene in einen Kontext zu stellen und sagen zu wollen, "es sind eh die anderen Schuld". Die große Ausbreitung des Konflikts auf den Straßen Wiens sehe sie nicht. Im Gazastreifen sei die Situation indes dramatisch, Menschen seien von Energie und Wasser abgeschnitten und es würden weitere Aktionen folgen.

"Ich fürchte einfach, dass auf Seiten der Hamas und ihrer Verbündeten apokalyptische Untergangsszenarien gespielt werden"

Harrers Sorge sei, dass es der Hamas mit den Bildern aus Gaza gelinge, "die Opfer-Täter-Umkehr zu betreiben" und sich als einziges Opfer darzustellen. "Die Hamas nimmt es in Kauf", so Harrer dazu, dass die Organisation wohl mit einer harten Militäraktion auf den Gazastreifen nach den Terror-Angriffen rechnen musste. "Ich fürchte einfach, dass auf Seiten der Hamas und ihrer Verbündeten apokalyptische Untergangsszenarien gespielt werden" und dass der fanatische Glauben vorherrsche, "man bringt einfach so viele um wie möglich". Es sei schwer einzuschätzen, wie viele Menschen im Gazastreifen die Hamas unterstützen und wie viele sie ablehnen würden, so Harrer.

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    Trotz erneuter Aufforderung, die Demonstration aufzulösen, ist der Stephansplatz immer noch voller Demonstranten. 
    Trotz erneuter Aufforderung, die Demonstration aufzulösen, ist der Stephansplatz immer noch voller Demonstranten.
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    Es gebe viele Menschen, die im Gazastreifen gefangen in einer Diktatur leben würden, die sie sich nicht ausgesucht hätten. "Es gibt kein Entkommen, wohin sollen sie gehen?", so Harrer. Die Arabische Liga sei seit jeher uneins, Algerien und Syrien hätten nichts gemein mit den Interessen von Saudi-Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate, so die Expertin. Ägypten sei gespalten, einerseits sei es daran interessiert, dass der Gazastreifen "nicht den Bach heruntergeht", andererseits skeptisch. Dass Ägypten die Grenze für eine Fluchtbewegung öffnen wird, sehe sie nicht, so Harrers Einschätzung, dafür sei die Angst zu groß, dass man sich den Terrorismus, den man im eigenen Land bekämpfe, erneut aus dem Ausland importiere.