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So schön endet für Harry die Welt in Apocalipsis

Das düstere Point-and-Click-Adventure Apocalipsis: Harry at the End of the World überzeugt mit einer ganz eigenen Ästhetik.

Heute Redaktion
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Eine verlorene Liebe kann für viele Menschen den Weltuntergang bedeuten. So auch für den Haupdarsteller des Point-and-Click-Adventures "Apocalipsis: Harry at the End of the World" (Steam). Harry hat die Liebe seines Lebens verloren, doch er kann sie noch retten. Allerdings muss er dazu wahrhaftig durch die Hölle gehen und düstere Schauplätze wie die Verdammnis oder die Pestilenz durchleben.

Als ob die schaurigen Orte und seltsamen Kreaturen nicht genug wären, wird Harry dabei auch von seinen ganz persönlichen Dämonen heimgesucht. Was die Entwickler von Punch Punkt Games und der Publisher Klabater mit Apocalipsis geschaffen haben, ist wahrhaft ein Spiel mit ganz eigener Ästhetik. Kein Wunder, sagen die Entwickler doch, dass sie von Dante Alighieris Göttlicher Komödie ebenso beeinflusst wurden wie von der Ästhetik von Danse Macabre und Künstlern wie Albrecht Dürer.

Herausgekommen ist ein apokalyptisches Rätsel-Spiel, das Holzschnitte aus dem 15. und 16. Jahrhundert zum Leben erweckt. Der Spieler trifft auf seiner Endzeitreise eine Welt voller okkultem Symbolismus, Alchemie und mittelalterlicher Philosophie. "Unser Ziel war es, jeden Ort so außergewöhnlich zu machen, dass die Spieler noch lange nach dem Beenden des Spiels darüber nachdenken", erklärt Krzysiek Grudzinski, Director bei Klabater. "Ich denke, das ist uns vor allem dadurch gelungen, dass die Geschichte auf zwei Arten erzählt wird: Einmal direkt durch die Erlebnisse des Spielers und zusätzlich auf symbolischem Wege durch die Orte und Geschöpfe, die ihm begegnen."

Düster von Anfang bis Ende

Leicht verdauliche Kost ist Apocalipsis keinesfalls. Schon zu Beginn richtet ein wildgewordener Mob die angebliche Hexe, Harrys Liebste, hin und der Protagonist wendet sich selbst der dunklen Magie zu, um seine große Liebe wiederzuerwecken. Verstärkt werden die düsteren Geschehnisse auch dadurch, dass unser Hauptdarsteller stumm bleibt und wortlos durch die Endzeit-Schauplätze reist.

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Dem nicht genug, sorgt die Erzählerstimme von Nergal, Sänger der Metal-Band Behemoth, samt einer intensiven Klavier-Interpretation der Metal-Musik für Gänsehaut. Faszinierend ist jeder einzelne der gut 25 Schauplätze volle Kreaturen, Knochen. Leichen und Rätseln. Hier merkt man dem Game das Herzblut an, das die Entwickler in Apocalipsis: Harry at the End of the World gesteckt haben.

Simpler Klickspaß

Nicht ganz so in die Tiefe geht es beim Gameplay, dieses läuft eher simpel ab: einen Überblick über die jeweilige Szene verschaffen, Items einsammeln und anderenorts wieder verwenden. Die Rätsel und Aufgaben sind dabei selbst für Adventure-Neueinsteiger sehr einfach zu lösen, einigermaßen knifflige Ausnahmen gibt es nur eine Handvoll. Ansonsten laufen die Puzzles so ab: beispielsweise am Bildschirm herumliegende Rohre einsammeln und zu einer durchgängigen Leitung verbinden.

Es ist auch schade, dass Apocalipsis hier nicht jenen Eindruck schinden kann, den es bei der grafischen Gestaltung schafft. Immerhin: Langweilig wird es nie, fordernd aber auch nicht. Zu sehr drückt einem das Spiel mit der Nase auf die Lösung eines Rätsels, ohne dass man sein Gehirn anstrengen muss. So verstreichen die rund drei Stunden Spielzeit extrem schnell. Was bleibt, ist der Eindruck eines düsteren und liebevoll gestalteten Abenteuers mit leider seichten Puzzles.

Fazit

Klar, ein bisschen rumklicken und schon ist das Rätsel gelöst, das klingt nicht unbedingt nach einem fesselnden Adventure. Doch auch wenn die Rätsel ihre Tiefe vermissen lassen, sollten sich Fans von okkulten und düsteren Geschichten auf Apocalipsis: Harry at the End of the World einlassen. Belohnt wird man durch eine solide Geschichte voller Emotionen ebenso wie durch nur selten gesehene künstlerische Grafiken.

Gut gemacht ist die Erzählung durch Nergal, über dessen Stimme sich das Game erst so richtig entfaltet. Brillant ist auch die Musikausgabe, die zwischen ruhiger Klaviermusik und unheimlichen Metalklängen wechselt und der schaurigen Umgebung noch mehr Leben einhaucht. Dass der kurze Titel bereits um unter sieben Euro auf Steam zu haben ist, sollte jeden Adventure-Fan ohne Bedenken zugreifen lassen.