Österreich
Anzeige! "Oida" kostet Wiener 100 Euro
Ein Fotograf verwendete im Gespräch mit einem Polizisten den allseits bekannten Mundartausdruck. Jetzt wird er zur Kasse gebeten.
Anstandsverletzung, Oida! Wussten Sie, dass die Exekutive das vermutlich meistverwendete Dialektwort in Wien ahndet? Das kann eine Verwarnung seitens des Beamten sein oder eine Strafe nach sich ziehen, wie ein Linzer Gericht im Februar 2017 festhielt, als ein LASK-Fan den (gegenüber Polizisten) abschätzigen Begriff verwendete.
Fotografieren unerwünscht
Der freie Fotograf Nathan S. (22) hielt am 28.9 eine Amtshandlung in der Grünentorgasse (Alsergrund) mit seiner Kamera fest. Einem Polizisten passte das offenbar nicht, zwischen den beiden kam zu einem "Gespräch". Der 22-Jährige sagt, dass er von Anfang an das Gefühl hatte, der Polizist hätte es auf eine Eskalation angelegt: "Er war mir gegenüber herablassend, verhielt sich präpotent und wollte mir erklären, wie das so in Österreich funktioniert".
Es ging um die Höflichkeitsform
Zur eigentlichen Anzeige führte jedoch eine Debatte um die persönliche Anrede, so S.: "Während des gesamten Gesprächs dutzte er mich. Als ich ihn per du ansprach und nach mehrmaliger Aufforderung erneut seine Dienstnummer haben wollte, erinnerte mich einer der Beamten daran, dass ich die Höflichkeitsform 'Sie' beizubehalten habe und da rutschte es mir aus: 'Sie dutzen mich schon die ganze Zeit, oida!'. Dafür gab es die Anzeige."
Wiener Interjektion
Zwei Wochen später folgte die Strafe wegen Anstandsverletzung. Der politisch aktive Fotograf hat bereits Einspruch erhoben, zahlen will er nicht. "Oida hab ich so verwendet, wie es der Mundl getan hat – ein Wiener Empfindungswort", so S.
Wie üblich werden zu offenen Verfahren keine konkreten Stellungnahmen abgegeben. Den Vorfall kommentierte Polizeisprecher Sörös in allgemeiner Form mit: "Man sollte doch voraussetzen können, dass jemand weiß, wie er mit Polizisten zu sprechen hat."
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