Klimaschutz
"Anti-Greta" Naomi (19) leugnet die Klimakrise
Die Deutsche Naomi Seibt gilt als neuer Star der Klimaleugner. Ein Gespräch mit der jungen Frau, die nichts auf die Expertise der Wissenschaft gibt.
Tausende von jungen Menschen gehen – angespornt von der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg (17) – regelmäßig auf die Straße, um für Maßnahmen gegen den Klimawandel zu demonstrieren. Parallel dazu entsteht eine Gegenbewegung, die die Klima-Demos attackiert.
Ganz vorne mit dabei ist Naomi Seibt. Die 19-jährige Deutsche aus Münster ist AfD-Fan und verbreitet auf YouTube unter anderem rechtskonservative Ansichten. Sie soll vom US-Thinktank Heartland Institute als Influencerin gegen das Weltklimaabkommen aufgebaut werden.
Gegen Wissenschaft
Das Heartland Institute wird unter anderem von der Tabak- und und Erdölindustrie finanziert und bemüht sich nach Kräften, Zweifel an den gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Klimawandel zu säen. Unter anderem wurde eine eigene pseudo-"wissenschaftliche" Organisation gegründet, um den offiziellen Bericht des Weltklimarates der Vereinten Nationen zu untergraben. Das schrieb das Institut selbst in einem Budgetplan für das Jahr 2012.
Das Ziel ist es, der Öffentlichkeit eine Kontroverse um die Erkenntnisse der Wissenschaft vorzugaukeln. Die Wahrheit ist: Die Leugner widersprechen mit ihren Thesen zum Klimawandel dem überwiegenden Großteil der internationalen seriösen Wissenschaft.
"Rassistische Botschaften"
Selber bezeichnet sie sich als "libertär" und nennt die persönliche Freiheit als ihren wichtigsten Wert. Seibt hat eine wachsende Zahl von Anhängern: Ihr YouTube-Kanal hat über 44.000 Abonnenten und ihr Klimawandel-Video wurde über 160.000-mal angeklickt. Allerdings lädt sie nur sehr unregelmäßig Videos hoch, das letzte vor drei Monaten. Und groß ist der Output auch nicht – nur 18 Beiträge in den letzten acht Monaten.
Ihre Videos zur Flüchtlingskrise, Seenotrettung oder zum Klimawandel sind höchst umstritten. Das Jugendmagazin "Bento" warnte kürzlich, rechte Bloggerinnen wie Seibt verbreiteten "antifeministische, klimaleugnende und rassistische Botschaften". Trotzdem würden sie wegen ihres Äußeren kaum als Bedrohung wahrgenommen.
Altbekannte Parolen
"Ich hinterfrage die ganze Propaganda und Hysterie und ziehe meine eigenen Schlüsse", sagt Seibt zum "Heute"-Schwestermedium "20 Minuten". Dafür betet sie allerdings dieselben "Argumente" herunter, die man immer aus dieser Ecke hört: die menschengemachte Erderwärmung finde nicht statt, das Klima ändere sich ohnehin seit Jahrhunderten. Hinter der Aufregung stünden nur Geldinteressen bestimmter Industrien.
Die politische Sozialisation, das sagt Seibt selbst, hat sie von ihrer Mutter. Karoline Seibt ist Juristin, publizierte wie ihre Tochter auf einem rechten Blog und rief bei der Bundestagswahl 2017 dazu auf, die AfD zu wählen.
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