Österreich
Ansturm auf kika/Leiner – jetzt Einkauf nur mit Securit
Der Abverkauf bei 23 kika/Leiner-Standorten hat vielerorts für Chaos gesorgt. Security-Firmen kümmern sich jetzt um Ordnung bei der Schnäppchenjagd.
Das angekündigte Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung bei der Möbelkette kika/Leiner ist am Dienstag am Landesgericht St. Pölten eröffnet worden. Währenddessen werden die Filialen von Schnäppchenjägern weiterhin gestürmt. Mancherorts sorgen Security-Mitarbeiter für den reibungslosen Ablauf des "größten Abverkaufs aller Zeiten mit massiven Preisreduktionen".
Bilder vom Freitag nach Fronleichnam zeigen, wie Menschenmassen in die Geschäfte im ganzen Land drängten, sich schubsten und nach Angeboten grapschten. "Heute"-Leser aus Niederösterreich teilten uns nun mit, dass in einzelnen Filialen nun darauf reagiert und eigens der Österreichische Wachdienst (ÖWD) beauftragt wurde, um in den Abteilungen Ordnung zu schaffen. Mehr dazu in der Fotogalerie >>
In einigen Filialen in Niederösterreich, wie etwa in Horn, standen am Dienstag Securitys im Einsatz. Ein Lesereporter dazu: "Ich fahre immer wieder vorbei. Manchmal ist recht wenig los, aber zu manchen Uhrzeiten bekommt man keinen Parkplatz mehr."
Regale abgeräumt
Auch in der Filiale Mistelbach stürmten am Dienstag kauflustige Kunden den Kika, in der Hoffnung ein Schnäppchen zu ergattern. Sicherheitspersonal wurde engagiert, um einen geregelten Ablauf zu gewährleisten: "Zwei Securities vor Ort haben immer ein Auge drauf. Die Leute kaufen alles leer, man sieht es an den leeren Regalen. Die müssen alle Geld haben", so eine Kundin aus Mistelbach.
Sie selbst habe sich zurückgehalten: "Man ist bei Rabatten doch dazu geneigt, jeden Dreck, den man dann eh nicht braucht, zu kaufen." Bettzeug, Leintücher, Pfannenset, Deko - alle Regale seien abgeräumt worden (siehe Bilderserie).
Wie berichtet, müssen Ende Juli 23 kika/Leiner-Standorte in Österreich für immer zusperren. 1.900 Mitarbeitern stehen vor der Kündigung. Um diese bestmöglich zu unterstützen, organisiert die Arbeiterkammer so rasch wie möglich Betriebsversammlungen an den betroffenen Standorten.
"Die Entgelte sind einmal bis Mai 2023 bezahlt. Es gibt derzeit also noch keine offenen Ansprüche. Aber es gibt natürlich unzählige Fragen, die wir alle beantworten werden", so Karoline Neumüller, die Leiterin des Insolvenzschutzes in der AK OÖ.
Mehr dazu >> kika/Leiner-Jobs weg – diese letzte Hoffnung bleibt
Geschlossen werden per Ende Juli 2023 die Leiner-Standorte in Judenburg, Wels, Linz, Steyr, Amstetten, Vöcklabruck, Villach und Wien-Nord sowie ...
... die Kika-Standorte in Lienz, Mistelbach, Liezen, Ried, Feldbach, Leoben, Saalfelden, Horn, Unterwart, St. Johann, Wörgl, Stockerau, Imst, Eisenstadt und Wien-Ottakring.
Trotz der extremen finanziellen Schieflage will kika/Leiner für "alle geleisteten Anzahlungen und die erworbenen Gutscheine garantieren". Letztere könnten weiterhin in allen Filialen eingelöst werden. Und: "Ihre Bonus-Punkte bleiben erhalten und alle Ihre Aufträge werden natürlich so ausgeführt, wie wir es vereinbart haben", verspricht das Unternehmen.
Während sich die Kunden um die Abverkaufsartikel reißen, reißen sich die heimischen Handelsketten um die bald joblosen Möbelhaus-Angestellten. dm, Spar, Hofer, Post oder Bauhaus sind nur einige der großen Namen, die die kika/Leiner-Mitarbeitern nun mit Angeboten intensiv umwerben.
Den Steuerzahlern kommt die Pleite übrigens richtig teuer. Wegen der Sanierung müssen 80 Prozent der 150 Millionen Euro (ca. 120 Millionen Euro) abgeschrieben werden, warnt die Gewerkschaft GPA. Ein Großteil davon sollen Steuerstundungen sein.