Vorwürfe gegen Lena Schilling
"Anonymes Gefurze" – Werner Kogler platzt der Kragen
Ein Rücktritt der grünen Spitzenkandidatin für die EU-Wahl ist auch nach Bekanntwerden von schwerwiegenden Vorwürfen kein Thema.
Angesichts eines veröffentlichten Artikels im "Standard", der schwere Vorwürfe gegen die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling zum Thema hatte, rückte die grüne Parteispitze am Mittwoch aus, um zur Causa prima Stellung zu beziehen. Bei dem Pressetermin stellte sich die Parteispitze – Parteichef Werner Kogler, die beiden stellvertretenden Bundessprecherinnen und Sprecher Leonore Gewessler und Stefan Kaineder sowie Klubobfrau Sigrid Maurer – demonstrativ hinter die Politikerin.
Für eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Vorwürfen war – auch auf direkte Nachfragen – im Grunde niemand der Anwesenden bereit. Klubchefin Maurer ortete etwa eine "organisierte Kampagne" und das bewusste Vermengen von relevanten und irrelevanten Fakten. Man werde kursierende Gerüchte und Behauptungen nicht weiter befeuern. Allerdings: Eine Klage gegen den "Standard" werde es keinesfalls geben, so Kogler. Schilling selbst erklärte in ihrem Statement, dass die Pressefreiheit ein hohes Gut sei und sie die Berichterstattung nicht kritisiere. Ohne auf die Inhalte der Vorwürfe einzugehen, gingen die Protagonisten geschlossen in den Gegenangriff über.
Die "Causa Lena Schilling"
Wie der "Standard" am Dienstag (07.05.2024) berichtete, darf die Grüne Spitzenkandidatin für die EU-Wahl nicht mehr behaupten, dass eine frühere enge Freundin von deren Ehemann geschlagen werde und eine Fehlgeburt erlitten habe. Sagt sie dies noch einmal, liegt der Streitwert bei 20.000 Euro.
In dem Bericht ist auch von weiteren Vorwürfen die Rede. So solle sie unter anderem einem Journalisten sexuelle Belästigung unterstellt und einem bekannten TV-Reporter eine Affäre mit ihr angedichtet haben. Ähnliche Vorwürfe solle sie auch gegen einen grünen Abgeordneten erhoben haben, was in dessen Rücktritt gipfelte.
Grüne wollen sich politischen Inhalten widmen
Die Grünen sehen einen Versuch, eine junge Frau nur aufgrund ihres Geschlechts zu attackieren. Parteichef Kogler platzte regelrecht der Kragen. Wiederholt sprach er von "anonymen Gemurkse und Gefurze". Gewessler stärkte Schilling den Rücken. Auch sie, Gewessler, habe in den vergangenen sechs Jahren in der Politik "viele Grauslichkeiten" erfahren müssen. Aber eine derartige Kampagne sei ihr "zum Glück" nicht passiert. Lena Schilling sei "eine große Bereicherung" für den Wahlkampf und die grüne Bewegung.
Wiederholt war im Zuge des Pressegesprächs auch die Forderung nach dem Fokus auf Sachthemen zu vernehmen. Es gehe nicht um das Privatleben der Spitzenkandidatin, sondern um Inhalte. Europa stehe vor einer Klima-Krise, versuchten sich die Politiker in einem Konter.