Österreich
Analphabetin verdiente bei Polizei 1,1 Millionen Euro
Als die Polizei dringend Dolmetscher für die Sprache der Roma suchte, stiegen eine serbische Putzfrau und ihr arbeitsloser Sohn beruflich ordentlich auf. Beide verdienten gigantisch, versteuerten aber keinen Cent.
Als in Wien Straftaten durch Serben und Roma merklich stiegen, waren Ermittler anfangs buchstäblich sprachlos. Bei Telefonüberwachungen verstanden sie kein Wort. Bei Einvernahmen gab es oft "Missverständnisse" und dann Freisprüche vor Gericht. Kurz: Dolmetscher wurden dringend gesucht – und die originelle Lösung lag scheinbar nahe. Denn das Reinigen der Dienststellen wurde zum Teil von Hilfskräften erledigt, die sich auf Serbisch oder Romani unterhielten.
100.000 Euro pro Jahr
Eine davon war Vesna D. (53), Zuwanderin und laut Kolleginnen Analphabetin. Und wirklich wahr: 2006 stieg die Putzfrau der Polizei zur blendend bezahlten Dolmetscherin auf. Honorare pro Jahr: rund 100.000 Euro. Bis 2016 hatte die Serbin 1.163.397 Euro verdient – mehr als das Lebenseinkommen in Österreich im Schnitt. 2010 lotste Vesna D. ihren arbeitslosen Sohn Dragan (36) an den Futtertrog der Polizei – und auch der Junior kassierte groß ab: in sechs Jahren 740.176 Euro.
Nie Steuern gezahlt
Doch dann kam auf: Die Dolmetscher haben mit dem Wort "Abgaben" ein Problem. Beide haben nie Einkommens- und Umsatzsteuer bezahlt. Schaden insgesamt: 741.000 Euro. am Mittwoch waren beide angeklagt. Doch wegen einer Lungenerkrankung hustete Mama Vesna auf den Prozess; das Verfahren gegen sie wurde vertagt. Schlau verteidigt von Philipp Wolm bekannte sich Dragan D. dann "voll schuldig" – und machte nachdenklich, ob Verbrechen nicht doch lohnen kann. Denn die Finanz hat dem Angeklagten rund 300.000 Euro als "uneinbringlich" erlassen. Und laut Urteil kommt er mit Sozialarbeit oder vier Monaten Haft davon. Spannend für 20 weitere "saubere" Dolmetscher, gegen die jetzt auch Ermittlungen laufen.
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