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"AMS will nicht vermitteln & rät mir, Kind zu bekommen"

Durch das Coronavirus stiegen die Zahlen der Arbeitslosen in Österreich stark an. Eine 21-jährige Wienerin hat nun Bekanntschaft mit dem AMS gemacht.

Rhea Schlager
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Die Leserin musste sich von ihrer Betreuerin einiges gefallen lassen.
Die Leserin musste sich von ihrer Betreuerin einiges gefallen lassen.
Leserreporter

"Ich hab mich gefühlt, als würde meine AMS-Betreuerin mich für einen asozialen Jugendlichen halten und wurde von ihr wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt. Und das nur, weil ich nach Arbeit suche." Mit diesen Worten erzählt Lisa F. (Name von der Redaktion geändert) von ihren Erfahrungen beim Wiener Arbeitsmarktservice.

"Ich hab einen Lehrabschluss in der Gastronomie, deshalb wollte das AMS mich nach Vorarlberg vermitteln", sagt sie im Gespräch mit "Heute". "Meine Betreuerin meinte, dass man regional vermittelt wird und dass dieser Beschluss von der Bundesregierung kommt."

Doch diese Vermittlung war nicht das einzige, was Lisa F. komplett fassungslos machte. "Ich hab ihr dann gesagt, dass ich meine Wohnung in Wien verlieren würde, aber das war der Betreuerin egal. Sie meinte daraufhin nur, dass sie das nicht interessieren würde und ich ein Kind bekommen solle. Dann müsste mich das AMS nämlich nicht weiter vermitteln."

Betreuerin nicht gerade zimperlich im Umgang

Der Eingriff in die Familienplanung von Lisa F. war der Leserin dann doch zu viel. "Wie kann sie sowas nur einer 21-Jährigen sagen?" Die Betreuerin soll auch in anderen Situationen nicht zimperlich mit ihrer Kundin umgegangen sein. "Die Frau hat mich von Anfang an beschimpft und niedergemacht", erzählt Lisa F. "Beim AMS wird man so behandelt, als wäre man ein schlechter Mensch."

Lisa F. wurde mit 15. Juli das Arbeitslosengeld gestrichen, da sie sich nicht für die Stelle in Vorarlberg beworben hat. "Ich bekomme jetzt kein Geld mehr, hab dafür heute aber ein Bewerbungsgespräch in Wien. Ich hoffe, das geht gut aus, denn von meiner Betreuerin wurde mir nur geraten, dass ich mich vom AMS abmelden soll, wenn mir diese Methoden nicht passen."

AMS nimmt Stellung zu Vorwürfen

"Wir haben Lisa F. insgesamt sieben Saison-Jobs angeboten", erklärt Sebastian Paulick, Pressesprecher vom AMS Wien. "Darunter waren drei in Wien und vier in anderen Bundesländern, bei denen auch ein kostenloses Quartier dabei war." Lisa F. soll allerdings lieber geringfügig in Wien arbeiten wollen, so Paulick. "Das ist allerdings nicht möglich, da es ein vollversicherungspflichtiges Dienstverhältnis sein muss."

"In Westösterreich gibt es vermehrt offene Stellen in der Gastronomie", bestätigt Paulick weiter. "Allerdings wären durch die kostenlosen Quartiere keine Mehrkosten auf Lisa F. zugekommen, wenn sie auch ihre Wohnung in Wien behalten hätte."

Was das Thema mit dem Kinderkriegen betrifft, äußerte sich der Pressesprecher ebenfalls. "Lisa F. soll gefragt haben, ob sie überhaupt in ein anderes Bundesland geschickt werden darf, woraufhin ihre Betreuerin meinte, dass das natürlich geht, sofern sie keine anderen Betreuerpflichten, wie Kinder, hat."