Leser

AMS streicht krankem Mann Geld – Obdachlosigkeit droht

Als ein Niederösterreicher gesundheitsbedingt nicht an einem "AMS-Kurs" teilnehmen konnte, wurde der Leistungsbezug kurz darauf eingestellt.

Stefan Pscheider
Ein Niederösterreicher weiß nicht mehr weiter. Das AMS stellte kürzlich alle Geldleistungen ein (Symbolbild).
Ein Niederösterreicher weiß nicht mehr weiter. Das AMS stellte kürzlich alle Geldleistungen ein (Symbolbild).
Leserreporter/ Getty Images/iStockphoto

Derzeit leben in Österreich circa 261.000 Personen, (Stand: August 2023) die beim AMS arbeitslos gemeldet sind. Zu dieser Menschengruppe gehört auch Justus (Name von der Redaktion geändert) aus Baden. Der Niederösterreicher ist langzeitarbeitslos und lebt von den Geldleistungen (Notstandhilfe) des Dienstleistungsunternehmens. 

Langzeitarbeitslosigkeit:
In Österreich werden Personen, die über 365 Tage arbeitslos gemeldet sind, als langzeitarbeitslos gezählt. Unterbrechungen bis 28 Tage (zum Beispiel durch kurze Schulungen, Krankenstand oder kurze Beschäftigungsepisoden) werden nicht berücksichtigt.

Vor wenigen Wochen hatte der 30-Jährige die Möglichkeit, als Transitarbeiter bei einer Firma in Niederösterreich zu beginnen. Diese Vermittlung wurde vom Arbeitsmarktservice als Pflichttermin festgelegt. Doch Justus erkrankte am ersten Arbeitstag und reichte umgehend eine Krankenmeldung ein.

Transitarbeit:
ist eine zeitlich befristete Arbeit im Rahmen eines geförderten Beschäftigungsprojekts, in dem langzeitarbeitslose Menschen auf die Wiedereingliederung in den freien Arbeitsmarkt vorbereitet werden.

"Mir droht die Obdachlosigkeit"

Kurze Zeit später rechnete das AMS mit dem Arbeitslosen ab. Ein Ermittlungsverfahren seitens des Unternehmens hätte ergeben, dass der angegebene Krankenstand nicht als Entschuldigungsgrund gelte. Das Unternehmen stellt mit sofortiger Wirkung den Leistungsbezug ein.

Justus kann nicht fassen, dass die Krankenmeldung nicht anerkannt wird: "Ich verstehe das nicht! Soll das heißen es gibt für solche Termine keinen Entschuldigungsgrund oder was?" Der Niederösterreicher ist am Boden zerstört. Er ist auf das Geld angewiesen. Jetzt droht ihm laut eigener Aussage die Obdachlosigkeit.

"Justus kann eine Beschwerde einbringen"

Laut Pressestelle des AMS Niederösterreich hat der jüngste Erlass des Ministeriums zwar zu einem schärferen Vollzug des Arbeitslosenversicherungsgesetztes geführt, jedoch bleibt ein nachweislicher Krankenstand weiterhin ein Grund um an einer AMS-Jobbörse nicht teilzunehmen.

ZU BEACHTEN GILT ABER:
"Der ministerielle Erlass vom Juli dieses Jahres regelt unter anderem, dass der Beginn der Sperre des AMS-Bezuges auch in einen Krankengeldbezug fallen kann, da der Beginn der Sperre mit dem Zeitpunkt der Kenntnisnahme der Pflichtverletzung durch das AMS einsetzt, unabhängig davon, ob zu diesem Zeitpunkt ein Krankenstand vorliegt oder nicht", äußert das AMS gegenüber "Heute".

Justus hat sich in dem Fall korrekt verhalten. "Der schnellste Weg, um die Entscheidung zu korrigieren und die Notstandshilfe nachgezahlt zu bekommen, ist, gegen den Bescheid eine schriftliche Beschwerde beim AMS einzubringen", so die Pressestelle weiter.

Für Justus besteht die Chance, dass die Einstellung seines Leistungsbezuges wieder zurückgenommen wird. Der Niederösterreicher zeigt sich gegenüber "Heute"  erleichtert, vor allem wegen der Sorgen seine Wohnsituation betreffend. Diese scheint nun nicht mehr gefährdet zu sein.

Bildstrecke: Leserreporter des Tages

1/156
Gehe zur Galerie
    08.12.2023: <a rel="nofollow" data-li-document-ref="120008456" href="https://www.heute.at/s/protest-marsch-dann-pickt-klima-shakira-vor-parlament-120008456">Protest-Marsch, dann pickt Klima-Shakira vor Parlament</a>
    Letzte Generation Österreich Twitter / Leserreporter

    Schräg, skurril, humorvoll, täglich neu! Das sind die lustigsten Leserfotos.

    1/346
    Gehe zur Galerie