Trotz Behinderung
AMS empfiehlt Ausbildung, verweigert Frau Geld dafür
Anna-Sophie P. ist zu 50 % behindert. Sie besucht einen Lehrgang an einer Pädagogischen Hochschule. Das AMS will diese Ausbildung nicht fördern.
Anna-Sophie P. (23) hat trotz ihrer 50-prozentigen Behinderung die Pflichtschule und eine Teillehre im Handel absolviert. Doch die 23-Jährige war nicht glücklich im Job, schließlich stieß sie auf den vierjährigen Lehrgang "BLuE" an der Pädagogischen Hochschule Salzburg Stefan Zweig für Menschen mit Lernschwierigkeiten und kognitiven Einschränkungen.
Jedes Jahr werden in diesen Lehrgang – Ziel ist eine berufliche Tätigkeit in einer Assistenzfunktion – nur zwei Bewerber(innen) aufgenommen, die Gesamtkosten für die Ausbildung betragen rund 43.000 Euro.
„Ich habe so viel gelernt und lerne immer noch. Es hat sich so viel zum Positiven geändert“
Anna-Sophie schaffte die Aufnahme, seit vergangenem Oktober besucht die 23-Jährige die Schule: "Ich habe so viel gelernt und lerne immer noch. Es hat sich so viel zum Positiven geändert. Und für meine Persönlichkeit ist es unglaublich", erzählt die Salzburgerin in der ORF-Sendung "Bürgeranwalt".
Um die Ausbildung finanziell stemmen zu können, suchte Anna-Sophie beim AMS Salzburg um Übernahme der Kurskosten und um eine Deckung des Lebensunterhalts an. Obwohl das AMS das Programm im Ausbildungskompass empfiehlt, wurde die Förderung für die 23-Jährige aber abgelehnt, "weil es sich dabei um keine berufsbildende Ausbildung mit anerkanntem Abschluss handelt (...) und wir keine erhöhten Vermittlungschancen sehen."
AMS-Gelder im Jahr 2024
AMS lehnte Förderung ab
Die 23-Jährige wurde beim AMS abgemeldet, man wünschte ihr "viel Glück". Für Anna-Sophies Mutter Eva P. ist dies völlig unverständlich: "Sie hat große Fortschritte gemacht, ist viel offener und selbstständiger geworden. Und sie hat sogar schon ein Praktikum absolviert." Auch Anna-Sophie selbst ist enttäuscht: "Ich kann es nicht verstehen. Es ist demütigend und unfair. Ich will einen Job haben, wo ich gerne hingehe, und ein selbstbestimmtes Leben führen", erklärt sie in "Bürgeranwalt".
Das AMS wollte Anna-Sophie P. stattdessen zum Programm "frauenanderskompetent" schicken. "Dieses Programm richtet sich an Frauen nach längerer Krankheit, nach Arbeitslosigkeit oder mit höherem Alter. Für eine Frau Anfang 20 also wohl eher nicht geeignet", kritisiert Volksanwalt Bernhard Achitz.
„Das AMS muss umdenken. Im Fall von Frau P. fordere ich dringend, dass das AMS die Ausbildung fördert“
Das AMS habe offenbar nur die schnelle Vermittlung im Kopf, statt Frau P. eine Ausbildung zu ermöglichen, mit der sie die Chance bekommt, dauerhaft am ersten Arbeitsmarkt tätig zu sein: "Das AMS muss umdenken. Im Fall von Frau P. fordere ich dringend, dass das AMS die Ausbildung fördert. Das ist auch mit einer finanziellen Absicherung verbunden – und mit einer besseren Absicherung in der Sozialversicherung", so Achitz weiter.
Denn auch die (fehlende) Krankenversicherung sorgte für Probleme: Anna-Sophies Mutter hatte man auf Nachfrage bei mehreren Vereinen erklärt, dass ihre Tochter nun nach der Abmeldung beim AMS nicht mehr kranken- und pensionsversichert sei. Laut ÖGK ist die 23-Jährige allerdings aufgrund des Bezugs der Familienbeihilfe (noch) bei der Mutter mitversichert.
Auf den Punkt gebracht
- Trotz einer 50-prozentigen Behinderung hat Anna-Sophie eine Ausbildung an einer Pädagogischen Hochschule begonnen, die ihr Leben positiv verändert hat
- Allerdings wurde ihre Förderung vom Arbeitsmarktservice (AMS) abgelehnt, was zu Forderungen nach einer Neubewertung durch den Volksanwalt führte, da das AMS stattdessen ein anderes Programm empfahl, das für sie nicht geeignet sei