Steiermark
AMS-Chefin hat nie glücklichen Arbeitslosen gesehen
Nach 40 Jahren zieht Margarete Hartinger Bilanz: "Hinter jeder Zahl steht ein Mensch. Dieses Bewusstsein muss man im Kopf haben."
Knapp vier Jahrzehnte ihres Berufslebens verbrachte Margarete Hartinger beim AMS, 31 Jahre in einer Führungsposition. Die letzten fünf Jahre leitete sie die Geschäftsstelle in Hartberg (Stmk.). Nun verabschiedet sich Hartinger in Pension, zieht in der "Kleinen Zeitung" eine Bilanz über ihre Zeit beim Service und entkräftet Mythen über Arbeitslose in der "sozialen Hängematte".
Es seien "Jahre voller Höhen und Tiefen am Arbeitsmarkt gewesen", erinnert sich die langjährige AMS-Angestellte im Interview. Eine Konstante habe es in dieser Zeit aber gegeben: "Ich habe in viele arbeitslose Gesichter gesehen, aber ich habe kein glückliches arbeitsloses Gesicht gesehen."
Am Land sei die Situation für Arbeitslose besonders schwierig, erklärt Hartinger, denn es gebe im Ort keine Anonymität. Dadurch stünden Menschen ohne Job unter großem Druck – vom Zurücklehnen in die "soziale Hängematte" also keine Rede. Aber auch für AMS-Mitarbeiter sei ihre Tätigkeit nicht immer einfach.
Arbeit auch für AMS-Mitarbeiter belastend
Eine psychische Belastung sei durchaus gegeben, etwa bei großen Betriebsschließungen: "Wenn du zu solchen Betriebsversammlungen gehst und in die Gesichter der Menschen schaust. Das waren Leute, die dort teilweise ihr erstes Dienstverhältnis begonnen haben. Kurz vor der Pension eine neue Arbeit zu suchen, ist schwer."
Auf der anderen Seite gebe es als AMS-Mitarbeiter auch immer wieder Momente, die persönlich bereichernd wirken. "Menschen aufzufangen und ihnen Perspektiven zu geben. Es hat mich schon immer fasziniert, dass es da eine Organisation gibt, wo Stellenangebote gemeldet werden und es auf der anderen Seite Leute gibt, die Arbeit suchen und es die Möglichkeit gibt, das zu verbinden. Deshalb habe ich mich dreimal beim AMS beworben, bis es geklappt hat."
"Hinter jeder Zahl steht Mensch"
Besonders wichtig für einen sensiblen Umgang mit AMS-Kunden sei, dass man den Fokus auf die einzelnen Personen nicht verliere. "Hinter jeder Zahl steht ein Mensch. Dieses Bewusstsein muss man im Kopf haben. Dann kann man auch mit Zahlen gut arbeiten", so Hartinger. Für sie selbst geht es jetzt in die Pension: Mit 1. Jänner tritt sie ihren Urlaub an, ab 1. März den Ruhestand. Mit Claudia Koglbauer folgt ihr dann eine weitere Frau als Chefin der Hartberger Geschäftsstelle nach.