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Amazon wird dem Handel in Österreich zu mächtig

Die Marktmacht von Amazon wächst dramatisch. Weil es dabei nicht fair zugehen soll, hat der heimische Handelsverband Beschwerde eingereicht.

Heute Redaktion
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Während der stationäre Handel davon nur träumen kann, schießt der Online-Handel in Österreich durch die Decke. 2017 sind die Umsätze um zehn Prozent gewachsen, Amazon machte dabei je einen Umsatz von rund 700 Millionen Euro über die Plattform und den Marktplatz. Der Handelsverband "hat angesichts dieser Dominanz und einiger fragwürdiger Geschäftsbedingungen von Amazon nun erstmals Beschwerde bei der Bundeswettbewerbsbehörde eingelegt", heißt es nun in einer Aussendung.

"Mittlerweile wird bei uns fast jeder zweite Euro im eCommerce bei Amazon ausgegeben", sagt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes. Der heimische Handel sei in einer Schere gefangen. Das Hauptproblem sei die Doppelrolle des Marktführers: "Amazon ist einerseits ein klassischer Online-Händler, andererseits aber auch der größte Marktplatz – sprich, andere Webshops können sich auf der Amazon Plattform listen lassen. Als führender Marktplatz kann Amazon theoretisch die Daten der gelisteten Händler einsehen, deren Preise unterbieten und langfristig das gesamte Geschäft an sich binden. All das läuft gänzlich an der österreichischen Volkswirtschaft vorbei."

93 Prozent haben bei Amazon eingekauft

Mittlerweile haben bereits 93 Prozent aller österreichischen Online-Shopper zumindest einmal bei Amazon eingekauft. "Uns bereiten aber nicht nur die Warenkörbe Sorgen, sondern vor allem der Umstand, dass fast alle Konsumentendaten bei einem US-Konzern liegen", so Will. Dank seines Marktplatzes verfügt Amazon aber nicht nur über unzählige Kundendaten, sondern auch über die Daten aller dort gelisteten Händler - und das sind fast alle heimischen Webshops. Der Konzern kann diese nutzen, um etwa das Eigensortiment bzw. Eigenmarken wie "Amazon Basics" dort zu stärken, wo andere Händler mit "Bestsellern" erfolgreich sind, und damit letztere vom Markt verdrängen.

Diese monopolartige Entwicklung habe verheerende Auswirkungen für die österreichische Volkswirtschaft, für den Handel und mittelfristig für alle 600.000 Handelsbeschäftigten. "Fast 60 Prozent aller Onlineumsätze fließen ins Ausland ab. Damit finanziert der österreichische Konsument rund 20.000 Arbeitsplätze im Ausland, was den heimischen Handel als Rückgrat der Wirtschaft, Beschäftigungsmotor und flächendeckenden Nahversorger massiv unter Druck bringt. Gerade zu Weihnachten sollten wir daher alle genau überlegen, wo wir einkaufen", so Will.

"Die Zeit läuft uns davon"

"Ende 2015 haben wir erstmals aufgezeigt, wo die Probleme liegen. Drei Jahre sind seither vergangen, doch die Politik hat den Markt trotz aller Bemühungen nicht sinnvoll regulieren können. Globalen oder zumindest europaweiten Lösungen stehen Partikularinteressen einzelner Länder und jahrelange Blockadehaltungen entgegen. Dies führte uns zum Entschluss, als erste Organisation in Österreich selbst eine Beschwerde bei der Bundeswettbewerbsbehörde einzulegen und damit den Stein ins Rollen zu bringen. Die Zeit läuft uns davon, wir können nicht länger warten", ist Will überzeugt.

Konkret sollen die Geschäftsbedingungen und Verhaltensweisen gegenüber den heimischen Händlern auf dem Amazon Marktplatz überprüft werden. Damit Händler über Amazon ihre Produkte verkaufen können, müssen diese die Geschäftsbedingungen, die mit erheblichen Unklarheiten und Vorbehalten zugunsten Amazons verbunden seien, akzeptieren. Amazon behalte sich beispielsweise das Recht vor, die Verträge mit seinen Händlern jederzeit ohne Grund und mit sofortiger Wirkung zu kündigen oder auszusetzen. Von einem auf den anderen Tag könne einem Unternehmer seine komplette Geschäftsbasis entzogen werden.

Von Geldstrafen bis zur Zerschlagung

Viele Marktplatzhändler würden auch davon berichten, dass gelistete Produkte, die auf dem Marktplatz gut laufen, oft von Amazon selbst übernommen und günstiger angeboten würden. "Wir befürchten, dass ein unerlaubter Datenaustausch zwischen der Online-Einzelhandelstätigkeit von Amazon und der Marktplatztätigkeit dies möglich macht", so Will. Betroffene Unternehmen können sich beim Handelsverband unter [email protected] melden. Der Verband leitet die Sachverhalte anonymisiert an die Behörde weiter.

Durch die Untersuchung der Bundeswettbewerbsbehörde soll vor allem erreicht werden, dass das Kartellgericht Amazon einen Auftrag erteilt, mutmaßlich wettbewerbswidrige Klauseln und Formulierungen aus den Marktplatzverträgen zu eliminieren, um "FairCommerce" zu ermöglichen. Geldbußen bis 10 Prozent der im vorausgegangenen Geschäftsjahr erzielten Umsätze sind bei Verfahren dieser Art möglich, eine Zerschlagung nur dann, wenn keine anderen gleich wirksamen Maßnahmen zur Verfügung stehen. (red)