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"Am Rande des Abgrunds!" UN-Chef mahnt Israel und Hamas
Nach dem Angriff der Terror-Organisation Hamas läuft der Gegenschlag der israelischen Armee. Den Spitälern in Gaza geht nun der Treibstoff aus.
UN-Generalsekretär António Guterres hat von der Hamas eine Freilassung aller Geiseln und von Israel die Zulassung von Hilfslieferungen in den Gazastreifen verlangt. Der Nahe Osten stehe "am Rande des Abgrunds", warnte Guterres am Sonntag. Dem Gazastreifen gingen "Wasser, Strom und andere lebenswichtige Güter aus", erklärte Guterres.
Die UNO verfüge über Vorräte an Nahrungsmitteln, Wasser, medizinischen Hilfsgütern und Treibstoff in Ägypten, Jordanien, im Westjordanland und in Israel, die "innerhalb weniger Stunden" verschickt werden könnten. Das UN-Personal müsse aber "in der Lage sein", diese Vorräte sicher und ohne Beeinträchtigung in den Gazastreifen zu bringen und in dem gesamten Palästinensergebiet zu verteilen.
"Dramatischer Moment"
Die radikalislamische Hamas rief Guterres auf, alle Geiseln "sofort" und "ohne Bedingungen" freizulassen. Jedes dieser beiden Ziele – die Freilassung der Geiseln und die Lieferung von Hilfsgütern – stehe für sich und dürfe nicht als "Verhandlungsmasse" missbraucht werden, betonte der UN-Generalsekretär. Er halte es für seine Pflicht, "in diesem dramatischen Moment", an dem "wir im Nahen Osten kurz vor dem Abgrund stehen", für beide Ziele zu kämpfen.
Ähnlich äußerte sich der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die WHO fordere die Hamas auf, "die zivilen Geiseln freizulassen", erklärte Tedros laut einer am Sonntag veröffentlichten Stellungnahme der in Genf ansässigen Organisation. Zudem appelliere die WHO "weiterhin an Israel, sich an seine völkerrechtlichen Verpflichtungen zum Schutz der Zivilbevölkerung und der Gesundheitseinrichtungen zu halten".
"Sehr besorgt"
Der WHO-Chef bezeichnete die Angriffe der Hamas als "ungerechtfertigt und entsetzlich". Sie seien "barbarisch und sollten verurteilt werden". Zugleich sei er "sehr besorgt über die israelischen Angriffe auf palästinensische Zivilisten". Zudem befürchte er, dass die "Aufforderung an 1,1 Millionen Menschen, innerhalb eines so kurzen Zeitfensters vom Norden in den Süden des Gazastreifens zu ziehen, zu einer humanitären Tragödie führen" werde, sagte Tedros.
Spitälern geht der Treibstoff aus
Nach Angaben der UN-Menschenrechtsorganisation OCHA verfügen alle Spitäler in Gaza nur über Treibstoffreserven für etwa 24 Stunden. "Die Abschaltung von Notstromaggregaten würde das Leben Tausender Patienten gefährden", heißt es.
Die Agentur arbeite derzeit in einem Gebäude, in dem Tausende von Flüchtlingen in der Nähe des Grenzübergangs Rafah an der ägyptischen Grenze untergebracht seien. Laut einem verzweifelten Generalkommissar Philippe Lazzarini wird der Gazastreifen "erwürgt" und "die Welt hat ihre Menschlichkeit verloren".
Auch die Wasservorräte in Gaza gehen zur Neige. "Wasser ist Leben", sagte Lazzarini. Diese Belagerung müsse aufgehoben werden: "Hilfsorganisationen müssen in der Lage sein, lebenswichtige Hilfsgüter wie Treibstoff, Wasser, Lebensmittel und Medikamente bereitzustellen. Und das muss jetzt geschehen."