Welt

Kreuzfahrt-Urlauber in Hafen mit blankem Hass begrüßt

Für die Gäste einer russischen Kreuzfahrt sollte der Halt in Georgien der Entspannung dienen – stattdessen flogen Gegenstände und wüste Beleidigungen.

Teilen
Beim Einlaufen im Hafen von Batumi am 31. Juli 2023 wurden die überwiegend russischen Kreuzfahrt-Urlauber auf der "Astoria Grande" von den Georgiern mit purem Hass begrüßt.
Beim Einlaufen im Hafen von Batumi am 31. Juli 2023 wurden die überwiegend russischen Kreuzfahrt-Urlauber auf der "Astoria Grande" von den Georgiern mit purem Hass begrüßt.
IMAGO/Sipa USA

So hatten sie sich ihre Ferien sicher nicht vorgestellt: Als die Astoria Grande Ende Juli am Hafen von Batumi anlegt, warten am Ufer viele Georgier. Statt einer herzlichen Begrüßung haben sie für die Passagiere aber klare Meinungen und Plakate mit Parolen bereit.

Denn die "Astoria Grande", die bis 2021 im Dienste der bekannten Aida Cruises stand, dürfte seither über eine Tarnfirma im Besitz russischer Investoren sein. Diese betreiben mit dem Schiff Schwarzmeer-Kreuzfahrten von Sotschi in Richtung der Türkei und befördern dabei vor allem russische Touristen. Auf seiner Rundfahrt bekommen die Gäste auch die georgische Küste zu sehen – inklusive einem Stopp im Hafen der gleichnamigen Stadt Batumi.

Schiffe sollen Georgien künftig meiden

Dort wurden Ende Juli 2023 aber mindestens zwei Touristen-Gruppen unsanft empfangen, wie unzählige Videos in den sozialen Medien zeigen. Darauf schwenken Leute Ukraine-Flaggen, strecken den Russen den Mittelfinger entgegen und bewerfen Busse, die die Touristen vom Hafen zu Sehenswürdigkeiten transportieren, mit Gegenständen, während Polizisten die Reisenden abschirmen.

Während der Kreuzfahrt-Betreiber schon im Laufe der Proteste ankündigte, dass das Schiff früher als geplant ablegen werde, ist mittlerweile klar, dass Luxusliner wie die "Astoria Grande" den Hafen von Batumi künftig gar nicht mehr anlaufen werden.

1/17
Gehe zur Galerie
    Beim Einlaufen im Hafen von Batumi am 31. Juli 2023 wurden die überwiegend russischen Kreuzfahrt-Urlauber auf der "Astoria Grande" von den Georgiern mit purem Hass begrüßt.
    Beim Einlaufen im Hafen von Batumi am 31. Juli 2023 wurden die überwiegend russischen Kreuzfahrt-Urlauber auf der "Astoria Grande" von den Georgiern mit purem Hass begrüßt.
    IMAGO/Sipa USA

    Diese Ablehnung gegen den russischen Staat und dessen Bürger kommt nicht von ungefähr: Wenige Tage nach dem Beginn der russischen Invasion der Ukraine reichte Georgien ein Gesuch für den Beitritt zur EU ein, weite Teile der Bevölkerung sehen Russland im Ukraine-Krieg als klaren Aggressor – laut einer Befragung aus dem Jahr 2022 sehen gar 90 Prozent der Bevölkerung in Russland die größte Bedrohung für Georgien.

    Die ewige Bedrohung Russland

    Schließlich erlebte das Land 2008 hautnah, was es heißt, Wladimir Putin als Nachbar zu haben: Nachdem sich Georgien 1991 mit dem Kollaps der Sowjetunion unabhängig erklärt hatte, übernahmen prorussische Separatisten die Kontrolle über zwei Regionen, die ein Fünftel des Territoriums Georgiens bildeten.

    Am 1. August 2008 verletzten Separatisten mit dem Beschuss georgischer Dörfer einen zuvor vereinbarten Waffenstillstand. Die Situation eskalierte daraufhin, und illegal ins Land eingedrungenen Kreml-Truppen gelang es innerhalb von Tagen, das umstrittene Gebiet größtenteils einzunehmen.

    Während ein neuer Waffenstillstand den Kampfhandlungen ein Ende bereitete, erkannte Russland die Separatistengebiete als unabhängige Staaten an und droht seither damit, diese als ihr eigenes Staatsgebiet zu verteidigen. Die Parallelen zum russischen Drehbuch in der Ukraine sind schwer zu übersehen.

    Die Wut der Georgier auf den russischen Staat hat ihre Anfänge aber bereits in der frühen Sowjetzeit. Denn zuerst erklärte sich Georgien nach der Oktoberrevolution 1917 als unabhängig – wurde aber bereits drei Jahre später von der Roten Armee besetzt und in die Sowjetunion eingegliedert.

    1/50
    Gehe zur Galerie
      <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
      21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
      privat, iStock