Österreich
Allein, krank: Aber keine Mindestsicherung
Zwei Frauen aus St. Pölten, ein Schicksal: Beide arbeiteten bis vor einem Jahr, wurden krank und müssen nun von knapp 800 Euro pro Monat leben.
Christiana G. (48) schuftete bis 2015 als Bedienerin, musste sich dann Unterleibsoperationen unterziehen. Seither ist sie bedient, muss mit 755 bis 830 Euro im Monat Notstandshilfe auskommen. „Dabei wäre die Aufzahlung auf 845 Euro (=Mindestsicherung) so wichtig für mich. Mit 40 Euro kaufe ich für zwei Wochen ein." Aber: Die 48-Jährige hat ein bescheidenes Haus. „Vom Vater überschrieben, das Haus darf laut Übergabevertrag gar nicht belastet oder veräußert werden."
Ihre Freundin (48) will anonym bleiben, schämt sich. Sie war bis zuletzt als Parksheriff in St. Pölten unterwegs, ehe sie die Bandscheiben und ein Burn-Out in die Knie zwangen. Jetzt muss sie mit 780 Euro im Monat haushalten. „Mindestsicherung bekomme ich nicht, ich habe alles versucht, beim Bürgermeister gebettelt. Mir wurde gesagt, ich solle mein kleines Haus verkaufen und doch in eine Sozialwohnung ziehen. Bitte wo ist da die Logik?"
Sich extra irgendeinen Mann nehmen, der sie unterstützt, will sie nicht: „Kommt nicht in Frage, der behandelt mich dann vielleicht schlecht. Ich bräuchte nur 60 Euro mehr im Monat – um zu überleben."
Mindestsicherung
Anspruch auf Mindestsicherung in NÖ, haben Personen mit Wohnsitz in NÖ, die im Grunde arbeitswillig sind und deren Bedarf durch eigene Mittel nicht gedeckt sind. Aber das Vermögen muss aufgebraucht sein: bis auf einen Vermögensfreibetrag von rund 4.000 Euro.
Ausgenommen davon sind:
- Immobilien zur Deckung des Wohnbedarfs
- Hausrat
- KFZ, das aus beruflichen bzw. infrastrukturellen Gründen erforderlich ist
- Gegenstände zur Erwerbsausübung
bei Heimaufenthalt ist ein höherer Vermögensfreibetrag vorgesehen
12 Mal im Jahr wird die Mindestsicherung im Nachhinein ausbezahlt. Und: mit 1.1. 2017 trat eine Deckelung der Mindestsicherung in NÖ in Kraft.
Stadtrat Klaus Otzelberger (FP) hilft den Damen und meint: „Menschen, die ein Leben lang geschuftet haben und krank werden, werden im heutigen System bestraft."
(Lie)