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Alkohol-Kontroverse: "Seele aus dem Leib kotzen"

Alkohol ist in Österreich und auch im Rest der Welt die Volksdroge schlechthin. In der Schweiz lösen "betrunkene Eltern" eine hitzige Diskussion aus.

"Betrunkene Eltern" lösen eine Kontroverse rund um Alkohol aus.
"Betrunkene Eltern" lösen eine Kontroverse rund um Alkohol aus.
Getty Images/iStockphoto

Hochprozentig. Selbst Eltern können manchmal mit einem üblen Kater nach Hause kommen. Kürzlich berichtete eine Mutter aus Deutschland auf Twitter: "Das Kind rennt gerade total aufgedreht herum und freut sich, dass der Vater sich die Seele aus dem Leib kotzt." Sie komme sich gerade so asozial vor. "Wie kann man sich als Elternteil so volllaufen lassen, dass man zu Hause halb an ner Alkoholvergiftung verreckt?" Mit dem Post löste die Mutter eine große Kontroverse aus.

"Wie kann man sich als Elternteil so volllaufen lassen, dass man zu Hause halb an ner Alkoholvergiftung verreckt?"

Sie habe in ihrer Verwandtschaft "einen", der es gerne etwas mit dem Alkohol übertreibe, schreibt eine Userin. An einer Party ging sein kleiner Sohn zu seiner Mutter und sagte: "Mama, Papa ist wieder sturzbetrunken!" Das wünsche sie keinem Kind. Eine Mutter erachtet es als unverantwortlich, werden Kinder Zeugen eines Katers.

"Was soll man denn als erwachsene Menschen mit Kindern machen, wenn man die Lust verspürt, sich mal die Lichter auszuknipsen?"

"Dann bin ich wohl asozial"

Andere Mütter und Väter verteidigen verkaterte Eltern hingegen. "Oh. Dann bin ich wohl asozial, weil dies mal vorkam und mir nicht peinlich war oder ist", schreibt ein Vater. Er fragt, warum dies ein so großes Problem sein sollte. "Mein Kind kennt mich betrunken und verkatert. Deswegen bin ich nicht einen Moment ein schlechter Vater."

Ein User fragt: "Was soll man denn als erwachsene Menschen mit Kindern machen, wenn man die Lust verspürt, sich mal wie mit 20 die Lichter auszuknipsen? Im Hotel oder bei Freunden oder Familie schlafen? Kinder an die Großeltern oder den Babysitter geben?"

"Reißen sich wegen Kindern zusammen"

Alex Armbrüster, Barkeeper und Leiter der Barfachschule Zürich bestätigt, dass die Lust, auch mal einen über den Durst zu trinken, mit dem ersten Kind oft nicht verschwindet: "An den Bars sitzen oft Eltern, die gerne mehr trinken würden, sich aber wegen der Kinder zusammenreißen. Sie wollen auf keinen Fall vor den Kindern betrunken sein."

Armbrüster kritisiert, dass Eltern auf übertriebene Weise beim Thema Alkohol zu Moralaposteln würden. "Ich frage mich zum Teil, auf welchem Planeten diese Leute auf die Welt kamen." Alkohol sei in unserer Gesellschaft eine legale Droge. "Trotzdem wird es zunehmend als dramatisch dargestellt, wenn ein Kind seine Mutter oder seinen Vater mal etwas oder ein bisschen betrunken sieht."

"Trinken unter der Woche kein Glas mehr"

Der Vater von drei Kindern empfiehlt einen gesunden Umgang mit dem Thema Alkohol. "Meine Frau und ich hatten zu Hause auch schon einen Kater." Die Kinder dürften auch sehen, welche Auswirkungen Alkohol haben könne. "Vielleicht gerade deswegen trinkt unser ältester Sohn, der gerade im schlimmsten Alter für Alkoholabstürze ist, praktisch nichts." Anders sehe es bei den Kindern einer Bekannten aus, die Alkohol stets tabuisiert habe. "Deren Kinder stürzten leider alle ab."

Im Rausch

Familienbloggerin Rita Angelone kann das Bedürfnis mancher Eltern, ab und zu ausgiebig zu feiern, nachvollziehen. Sofern es abgesprochen sei, dass ein Elternteil am nächsten Morgen den Rausch ausschlafen und die Verantwortung für das Kind abgeben darf, könnten sich Eltern in einem Ausnahmefall einen Kater leisten. "Väter und Mütter sind auch nur Menschen."

Unter der Woche kein Alkohol

Zu mehr Zurückhaltung rät sie Eltern von Kindern im Teenageralter. In diesem Alter hätten die Eltern im Umgang mit Alkohol eine wichtige Vorbildfunktion. Seit ihre beiden Söhne Teenager seien, hätten sie und ihr Mann ihren Alkoholkonsum zusätzlich reduziert, was sie mit der Familiengründung ohnehin schon gemacht hätten. "Unter der Woche trinken wir kein Glas Wein mehr, sondern nur noch am Wochenende." Sonst hätten sie im Gespräch mit ihren Söhnen ein Argumentationsproblem.

Kind brauche Notfall-Kontakt

Auch Sucht Schweiz empfiehlt einen offenen Umgang. "Kommt ein Rausch- oder Katererlebnis sehr selten vor, sollten Eltern sagen, wie es dazu kam", sagt Mediensprecherin Monique Portner-Helfer. So könnten Kinder das Ereignis verstehen oder besser einordnen.

Problematisch werde es, wenn Eltern regelmäßig betrunken seien, so Portner-Helfer. "Häufig macht dies Kindern große Angst." Damit sich das Kind nicht schuldig fühle, sei auch hier Transparenz wichtig. "Zudem sollte das Kind einen Kontakt zu einer direkten Bezugsperson haben, die es im Notfall anrufen kann."

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    Armin Weigel / dpa / picturedesk.com
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