Coronavirus

Alarm – sonst "ist bald halb Österreich in Quarantäne"

Der Epidemiologe Gerald Gartlehner sieht eine massive Infektionswelle mit Spitalsüberlastung und vielen Toten kommen. Dennoch will er lockern.

Rene Findenig
Teilen
Der Corona-Experte Gerald Gartlehner, Epidemiologe an der Donau Uni Krems, in der ORF-"ZiB 2".
Der Corona-Experte Gerald Gartlehner, Epidemiologe an der Donau Uni Krems, in der ORF-"ZiB 2".
Screenshot ORF

Bisher verzeichnete Österreich einen Corona-Negativrekord mit knapp 16.000 Neuinfektionen an nur einem Tag im November 2021. Wird Omikron das übertreffen, wollte Moderator Armin Wolf am Dienstagabend in der ORF-"ZiB 2" vom Epidemiologen Gerald Gartlehner der Donau Uni Krems wissen. "Ich befürchte schon", so der Corona-Experte, es gebe keinen Grund, anzunehmen, dass Österreich von Omikron anders getroffen werde als die übrigen Länder mit Rekord-Infektionszahlen.

Viele Kranke, viele Tote, überlastete Spitäler

"Ich kann das sehr schwer einschätzen, aber ich denke wir werden Rekordzahlen ganz sicher erreichen", so Gartlehner. Viele würden demnächst n Corona erkranken, aber viele mit Dreifach-Impfung oder Genesung würden vermutlich nicht schwer erkranken, so der Experte. Aber in Österreich viele, die keine Immunitöt haben, da gebe es zuwenige Daten. Lockdown oder Welle durchlaufen lassen?

Im zweiten Fall würde es überlastete Spitäler und Intensivstationen "mit allen Konsequenzen" sowie viele schwere Fälle und viele Tote geben, so Gartlehner. Einen Lockdown würde der Experte nicht ausschließen. Aber: Die Welle könne man nicht mehr aufhalten, die Frage sei nun nur mehr, ob man die Welle schnell ohne große Maßnahmen mit allen Konsequenzen wie vielen Toten durchlaufen lasse und sie damit schneller überstehe – oder aber mit Maßnahmen wie dem Lockdown bremse.

Schulen offen, aber Grünen Pass verkürzen

"Ich denke schon, die Schulen sollten wirklich die letzten sein, die man wieder schließt", so Gartlehner dazu, ob der Schulbetrieb in Österreich am Montag wirklich beginnen könne. Der dritte Stich sei momentan sicher das wirksamste Mittel gegen die Omirkon-Welle, so der Experte, der auch gleich eine Verkürzung der Impf-Gültigkeit in den Raum stellt. Ab dem dritten Stich solle der Grüne Pass nur noch vier Monate gültig sein, so Gartlehner.

Der Experte ging zudem davon aus, dass der Lockdown für Ungeimpfte kaum eingehalten werde – einerseits würden sich Ungeimpfte nicht daran halten, andererseits würde er kaum kontrolliert. Eine Veränderung stieß Gartlehner auch bei der Quarantäne an, denn sonst "ist bald halb Österreich in Quarantäne" und die Kontakltnachverfolgung werde früher oder später sowieso zusammenbrechen, prognostizierte der Experte. 

Impfpflicht überdenken, (k)ein vierter Stich, Quarantäne

Wer als Omikron-Kontaktperson gelte, solle sich bereits nach drei oder vier und nicht erst nach fünf Tagen aus der Quarantäne freitesten dürfen, so Gartlehner. Außerdem musste bisher bei Omikron jeder Betroffene in Quarantäne, "das sollte man unbedingt zurücknehmen", so Gartlehner. Seine Vorschläge: Omikron-Kontaktpersonen sollen sich nach drei oder vier Tagen freitesten dürfen, Infizierte ohne Symptome nach fünf Tagen.

Der Experte ging sogar noch einen Schritt weiter: In einer falls notwenigen nächsten Stufe sollen Infizierte ohne oder mit leichten Symptomen sogar arbeiten gehen dürfen. Gleichzeitig schien Gartlehner die Fahrt aus einer Viertimpfung herauszunehmen: Risikogruppen und Mitarbeiter in kritischer Infrastruktur würden wahrscheinlich eine vierte Impfung brauchen, der Rest werde sich nun infizieren. Und die Impfpflicht sollte nach der Omikron-Welle jedenfalls überdacht werden, so Gartlehner. 

1/51
Gehe zur Galerie
    <strong>22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen.</strong> Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – <a data-li-document-ref="120073911" href="https://www.heute.at/s/so-will-neos-chefin-die-mindestsicherung-neu-aufsetzen-120073911">und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.</a>
    22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen. Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.
    Helmut Graf