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Al-Kaida-Chef Ayman al-Zawahri in Afghanistan getötet
US-Präsident Joe Biden hat bestätigt, dass der Anführer der Terrorgruppe Al-Kaida bei einem Drohnenangriff in Afghanistan getötet worden sei.
Bei einem US-Drohnenangriff ist in Afghanistan der Al-Qaida-Anführer Ayman al-Zawahri getötet worden. Dies bestätigte US-Präsident Joe Biden am Montagabend (Ortszeit). Mit dem tödlichen Angriff auf Al-Zawahri sei der Gerechtigkeit Genüge getan worden. "Diesen Terroristenführer gibt es nicht mehr." Er hoffe, dass dessen Tötung den Familien der Opfer der Terroranschläge vom 11. September "ein Stück mehr" dabei helfe, mit ihren Erfahrungen abzuschließen, sagte Biden. US-Geheimdienstler hätten Al-Zawahri in einem Haus im Zentrum von Kabul aufgespürt, wo er mit seiner Familie Unterschlupf gefunden habe. Vergangene Woche habe er die Operation genehmigt, am Sonntag sei sie schließlich ausgeführt worden. Die Führung der Taliban bestätigte zwar den Luftangriff, erwähnte aber weder Al-Zawahri noch andere Tote.
Zuvor hatten mehrere US-Gewährspersonen erklärt, dass der Kopf von Al-Qaida durch eine Drohne des Auslandsgeheimdiensts CIA getötet worden sei. Ein amerikanisches Einsatzteam sei vor Ort gewesen, um den Schlag zu unterstützen, sei aber inzwischen abgezogen, ergänzte ein ranghoher Geheimdienstler. Nach der Tötung von Osama bin Laden durch ein US-Sondereinsatzkommando im pakistanischen Abbottabad war al-Zawahri an die Spitze von Al-Qaida gerückt.
Der US-Geheimdienstler erklärte, Al-Zawahri habe sich zum Zeitpunkt seiner Tötung in einem Haus aufgehalten, das einem ranghohen Berater von Siradschuddin Hakkani, einem Mitglied der Taliban-Regierung, gehöre. Ein Einsatzteam der CIA sowie Luftaufklärung hätten nach dem Drohnenangriff bestätigt, dass es sich um den Al-Qaida-Chef handle. Die Planungen für die Operation hätten bereits vor sechs Monaten begonnen, seien aber in den vergangenen zwei Monaten forciert worden.
Die Tötung von Al-Zawahri ist ein erheblicher Schlag gegen das Terrornetzwerk. Neben bin Laden hat kaum eine andere Figur Al-Qaida stärker geprägt als der gebürtige Ägypter. Seit dem Jahr 1998 war er zunächst der Stellvertreter bin Ladens, dann dessen Nachfolger. Gemeinsam richtete das Duo den Fokus der Djihadisten auf die Vereinigten Staaten, wo Al-Qaida am 11. September 2001 die bis heute verheerendsten Anschläge auf amerikanischem Boden verübte.
Mitverantwortlich für Anschläge vom 11. September 2001
Die Angriffe auf das World Trade Center in New York und auf das Pentagon machten bin Laden zum Hauptfeind der USA. Doch hätte er die Anschläge wohl nicht ohne seinen Stellvertreter umsetzen können. Bin Laden galt als charismatisches Gesicht und Geldgeber von Al-Qaida, doch Al-Zawahri als der Taktiker und Organisator, durch dessen Fähigkeiten Extremisten in ein Netzwerk von Terrorzellen auf der ganzen Welt eingebunden wurden. Al-Zawahri stand auf der FBI-Liste der am meisten gesuchten Terroristen der Welt, für Hinweise zu seiner Ergreifung oder Tötung hatten die USA ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar ausgesetzt.
In der Zeit nach den Anschlägen vom 11. September kursierten Fotos, die den bebrillten Ägypter neben bin Laden sitzend zeigten. Ihre Verbindung soll in die späten 80er zurückreichen, als der gelernte Arzt Al-Zawahri den saudischen Millionär in Höhlen in Afghanistan behandelte, während in Bergen um sie herum Bomben der Sowjet-Truppen einschlugen. In den 90er Jahren ließ al-Zawahri seine ägyptische Extremistengruppe in bin Ladens Al-Qaida aufgehen.
Immer wieder Gerüchte über den Tod Al-Zawahris
In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Gerüchte über den Tod Al-Zawahris gegeben. Doch erst im April tauchte ein Video auf, in dem er eine muslimische Inderin lobte, die sich einem Kopftuchverbot widersetzt hatte. Die Aufnahme galt als erster Beleg seit Monaten, dass er noch am Leben war.
In einer Erklärung verurteilte die Taliban-Führung in Afghanistan den Drohnenangriff, bei dem laut US-Angaben Al-Zawahri am Sonntag umkam. Die Attacke sei ein klarer Verstoß gegen internationale Prinzipien und das Doha-Abkommen, hieß es mit Blick auf den Pakt zwischen den USA und den Taliban, der zum Abzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan im vergangenen Sommer führte. "Solche Aktionen stellen eine Wiederholung fehlgeschlagener Erfahrungen in den vergangenen 20 Jahren dar und laufen den Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika, Afghanistans und der Region zuwider", teilten die Taliban weiter mit.