Wirtschaft
AK-Chefin erhielt in zwei Jahren 1.700 € Gehalts-Plus
Arbeiterkammer-Gagen sorgen für Debatten. In NÖ spricht man von einem "Tippsler", die Wiener Chefin (19.365 €) sieht sich "im guten Mittelfeld".
Die Arbeiterkammer (AK) – finanziert von den Beiträgen sämtlicher Arbeitnehmer in Österreich – veröffentlicht die Gehälter ihrer Funktionäre auf der eigenen Homepage und fährt hier einen wilden Slalom zwischen Brutto- und Nettobeträgen. Das führt einerseits zu Transparenz, andererseits auch immer wieder zu Diskussionen, derzeit vorrangig in den sozialen Netzwerken. Ein kurioser Fall sorgt jetzt für Aufsehen: Daten der offiziellen Homepage der Arbeiterkammer zufolge verdient die AK-Direktorin in Niederösterreich, Bettina Heise, um 1.695 Euro mehr als noch zu Jahresbeginn. Nur ein "Tippfehler", wie es aus der AK-Niederösterreich heißt.
Gehaltsplus von 10,5 Prozent
"Heute" fragte nach: Verdient die AK-Chefin wirklich um 1.700 Euro – also 10,5 Prozent – mehr als noch vor wenigen Monaten? Das wäre doch deutlich mehr als die derzeitige Inflation. Die Arbeiterkammer Niederösterreich verneint. "Wir hatten einen Vertippsler und im Jänner offenbar noch das Gehalt vom Vorjahr auf der Website", heißt es schriftlich aus der Pressestelle an "Heute".
Die 10,5 Prozent Gehaltssteigerung würden sich also auf zwei Jahre beziehen. Tatsächlich mache die Gehaltserhöhung von Direktorin Heise "nur" 6,5 Prozent aus. Auch, wenn das Gehaltsplus offenbar weniger groß ausfällt als die Daten der Website vermuten ließen, verdient man als Arbeiterkammer-Funktionär recht gut. Direktorin Bettina Heise bekommt seit Juni monatlich 8.888,34 Euro netto, das ergibt einen Bruttobezug in Höhe von 16.424,16 Euro.
Verhandlungen mit Betriebsräten
"Die Gehaltserhöhungen finden jedes Jahr statt (für alle Beschäftigte, auch für die Direktorin) und zwar in Verhandlungen der neun Betriebsräte mit der Unternehmensführung der neun Länderkammern", schreibt die Pressestelle der AK Niederösterreich an "Heute". Grundsätzlich wäre aufgrund der bundesweiten Verhandlungen für die Gehälterfrage also die Bundesarbeiterkammer in Wien zuständig.
Zusätzlich verweist man auf die Gehälter-Transparenz, die seit mehr als 20 Jahren bei der AK bestehe. Außerdem: "Was wir auch wollen: Für unsere Mitglieder die bestmögliche Vertretung bieten. Das geht nur, wenn wir hohe Qualität garantieren können und das geht wiederum nur mit hochqualifizierten Experten. Diese müssen und wollen wir uns leisten." Der Akademikeranteil wäre aufgrund vieler ökonomischer und juristischer Sachverhalte überdies hoch, erklärt die AK.
Gesetzlich geregelt
Bei der Kritik an den AK-Gehältern geht es jedoch meist nicht um die Experten als Mitarbeiter der AK, sondern um die Funktionärsgehälter. "Der Bezug der AK-Präsidenten ist nach dem Bezügebegrenzungsgesetz geregelt", heißt es dazu aus der niederösterreichischen AK. Danach würde sich auch das Gehalt richten. Der Präsident hätte außerdem keinen Anspruch auf Abfertigung und Pensionen.
Im Falle der AK-Direktorin (es gibt bei der Arbeiterkammer sowohl einen Präsidenten als auch einen Direktor – mit unterschiedlichen Aufgaben) gäbe es Richtlinien der Bundesarbeiterkammer. Aufsichtsbehörde ist das Arbeits- und Wirtschaftsministerium.
Üppige Gehälter
Aber auch die Funktionäre der Arbeiterkammer in den anderen Bundesländern verdienen recht gut: Die Gehälter der AK-Direktoren liegen in allen Bundesländern teils deutlich über 8.000 Euro. Ausnahmen: Der Nettobezug des AK-Direktors im Burgenland wird auf der Homepage der Arbeiterkammer mit 7.216,73 Euro (12 mal plus zwei Sonderzahlungen im Jahr) angegeben. In der Kärnten verdient man als AK-Direktor 7.747,29 Euro netto.
Hruška-Frank sieht sich "im Mittelfeld"
Besonders hoch fallen die Direktorengehälter der AK in Wien mit 19.365 Euro brutto aus (Anmerkung: AK-Wien-Direktorin Silvia Hruška-Frank ist gleichzeitig Direktorin der Bundesarbeiterkammer, Wien hat zudem die meisten Mitglieder). Sie sieht sich mit ihrer Gage "im guten Mittelfeld", wie sie in der "Krone" einen Vergleich zu anderen vom Rechnungshof kontrollierte Unternehmen zog, die sich mehrheitlich in öffentlicher Hand befinden. In Oberösterreich wurde von der dortigen Arbeiterkammer der Bruttobezug mit 18.742,86 Euro angegeben. Das sind laut Brutto-Netto-Rechner der AK 10.047,69 Euro netto.