"Heute"-Interview
Ailton: "Rangnick hat mich wie ein Schulkind bestraft"
Kult-Stürmer Ailton ist Bremen-Legende, spielte für Altach, mit Andi Herzog und unter Ralf Rangnick. Im großen "Heute"-Talk blickt er zurück.
Meister, Pokalsieger, Torschützenkönig, als erster Legionär Fußballer des Jahres in Deutschland: Brasilien-Star Ailton räumte bei Werder Bremen groß ab. In seiner Biografie "Mein Fußballmärchen" plaudert der 51-jährige Kultstürmer (Spitzname "Kugelblitz") und Weltenbummler (21 Vereine in 20 Jahren), der kurz auch für Altach auf Torjagd ging, aus dem Nähkästchen. Dabei kommt sein ehemaliger Schalke-Coach Ralf Rangnick nicht gut weg, Ex-Werder-Kollege Andreas Herzog umso besser. "Heute" sprach mit Ailton über:
Ralf Rangnick: "Er und ich verstanden uns nicht – das lag nicht an der Sprache. Er wollte, dass man sich in sein System einfügt und wenn nötig, die eigene Spielweise dafür verändert. Gefiel ihm etwas nicht, bestrafte er mich wie ein Schulkind" – so rechnet Ailton in seinem Buch mit dem ÖFB-Teamchef ab. Zu "Heute" sagt der Brasilianer: "Ich habe nichts gegen ihn, ich hatte mit ihm auch Spaß. Er war aber nicht mein bester Trainer. Mit Österreich macht er jetzt einen guten Job, ist erfahrener, das funktioniert. Euer Fußball bei der EM in Deutschland war sehr gut."
Teamchef Rangnick erklärt das Pressing
Andi Herzog: "Als ich zu Bremen gekommen bin, hat ein Freund zu mir gesagt: 'Du, dort spielt ein Top-Fußballer, intelligent, mit einem super linken Fuß.' So war es dann auch. Andi ist zudem ein sehr guter Mensch. Wir hatten viel Spaß. Und wir beide lieben genau zwei Produkte: Cola und Nutella. Das haben wir vor Trainer Felix Magath verstecken müssen. Der hat über mich immer gesagt: 'Der Dicke muss weg.' Bei dem gab es keinen Spaß. Aber Andi hat aus Österreich immer so viel Schokolade mitgebracht. Richte ihm bitte aus, dass ich für ihn jetzt Nutella aus Brasilien habe. Sehr, sehr lecker."
Marco Friedl: "Auf ihn bin ich sauer. Er spielt bei Werder mit meiner Nummer 32. Ich habe ihm gesagt: 'Die ist nur für Stürmer.' Aber im Ernst: Er ist ein guter Kapitän. Auch Romano Schmid ist ein Riesenfußballer. Marco Grüll kenne ich noch zu wenig."
Altach: "Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Busfahrten gemacht, acht Stunden im Bus. Das hat meine Frau gar nicht geglaubt. Es war aber eine schöne Zeit, mit tollen Leuten, in einem schönen Land. Wenn mich heute ein junger Spieler fragt, ob er nach Österreich wechseln soll, sage ich: 'Sofort, das ist eine super Liga.'"
Autor: Klaus Pfeiffer
Auf den Punkt gebracht
- In seiner Biografie "Mein Fußballmärchen" erzählt der brasilianische Kultstürmer Ailton von seinen Erfahrungen bei verschiedenen Vereinen und Trainern, wobei er besonders kritisch über seinen ehemaligen Schalke-Coach Ralf Rangnick spricht, der ihn wie ein Schulkind bestraft habe
- Positiv äußert er sich hingegen über seinen Ex-Werder-Kollegen Andi Herzog und seine Zeit in Altach, die er trotz der vielen Busfahrten als schön und bereichernd beschreibt