Wien
Ärger bei Anrainern: "Die Wallensteinstraße stirbt!"
Mehr grün, Tempo-Reduktion: Anrainer der Wallensteinstraße fordern eine Begegnungszone. Von der Stadt gibt es trotz Petition eine klare Absage.
"Geschäftssterben und Verwahrlosung" als Stichworte: Otto Mittmannsgruber von der Bürgerinitiative "Die 20er*innen" zeichnet ein desaströses Bild seines Grätzels. Seit langem kämpft er gemeinsam mit anderen Anrainern für eine Aufwertung der Wallensteinstraße.
"Bisherige Maßnahmen hatten keinen Effekt"
"Wir wünschen uns eine Tempo-Reduktion, Verkehrsberuhigung, Sitzgelegenheiten und Bäume gegen Hitzeinseln", erklärt er. Die Aufenthaltsqualität aber auch die Optik müssten verbessert werden. Zudem fordert man ein "durchgehendes, einheitliches Pflasterniveau": "Ob man es dann Begegnungszone oder Klimaboulevard nennt, spielt ja keine Rolle".
Mit den bisherigen Maßnahmen im Bezirk, darunter eine Wohngasse in der Othmargasse, ist er nicht zufrieden: "Die Maßnahmen hatten nicht den geringsten Effekt. Es hat sich nichts verbessert und das obwohl es viel Geld gekostet hat. So etwas befürchten wir nun auch in der Wallensteinstraße. Ein paar Bäume werden es nicht richten."
Stadt: Nein zu Begegnungszone, Ja zu Umgestaltung
Mittlerweile haben die Anrainer 700 Unterschriften gesammelt, das Thema wurde im Petitionsausschuss behandelt. "Die Stimmung war positiv, es wurde auch eine Empfehlung für planerische Maßnahmen ausgesprochen", so Mitmannsgruber. Dennoch: Eine Begegnungszone ist aktuell nicht geplant.
"Die Wallensteinstraße ist eine wichtige Verbindung für den öffentlichen Verkehr", heißt es von der zuständigen Behörde. Die Entwicklung des Nordwestbahnhofgeländes müsse hier mitbedacht werden, denn das Stadtentwicklungsgebiet werde zusätzlich zu den beiden bestehenden Straßenbahnlinien über die Wallensteinstraße an den öffentlichen Verkehr angebunden.
Bim-Linien verhindern Begegnungszone
"Ein wesentlicher Aspekt einer Begegnungszone ist, dass alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind. Zudem soll eine Begegnungszone flächiges Queren ermöglichen", heißt es weiter. Bim-Linien auf einer eigenen Trasse stünden hier im Widerspruch. Zudem würde die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h "den öffentlichen Verkehr ausbremsen".
Man habe jedoch in der Bezirksvertretung einstimmig für eine "Konzeptentwicklung für eine lebenswerte und klimafitte Wallensteinstraße" gestimmt. Der Planungsprozess erfolgt nun in Abstimmung zwischen Bezirk und Fachdienststellen – eine konkrete Planung liegt noch nicht vor. "Klar ist, dass wie bei allen Gestaltungsprojekten der Stadt die Neugestaltung nach klimafitten Kriterien wie Begrünung, Entsiegelung und der Pflanzung von neuen Bäumen erfolgen soll", heißt es.
"Es geht hier um unser Wohnzimmer"
Für Otto Mitmannsgruber ist das nicht genug: "Es geht hier um unser Wohnzimmer. Es braucht mehr Angebote und Platz für Fußgänger. Man kann die Leute nicht einfach ausschließen. Wir warten nun ab, bis erste Planungsergebnisse vorliegen. Aber zufrieden sind wir nicht." Aus dem Büro von Bezirksvorsteher Hannes Derfler (SPÖ) gab es auf "Heute"-Anfrage kein Statement zur Causa.
Für Ulrich Leth, Verkehrsexperte der Technischen Universität steht fest: Straßenbahnen sind kein Argument gegen eine Begegnungszone – das würden viele Städte national und international belegen. Auch die Richtlinien würden nicht gegen öffentlichen Verkehr in Begegnungszonen sprechen. "Ich wüsste auch nicht, wieso eine Straßenbahn ein flächiges Queren verhindern sollte. In der Neubaugasse ist das Praxis, dort eben mit Bus, am Reumannplatz auch, dort allerdings als Fußgängerzone verordnet."