395 Euro Strafe

Achtung! Neue Parkplatz-Abzocke auf der Sophienalpe

Lenker, die ihr Auto am ehemaligen Parkplatz des geschlossenen Gasthauses abstellen wollen, sollten aufpassen. Es drohen 395 Euro Strafe.

Wien Heute
Achtung! Neue Parkplatz-Abzocke auf der Sophienalpe
Ein Schild weist auf den kostenpflichtigen Parkplatz hin – gebucht werden kann nur über eine Homepage.
Sabine Hertel

Die Sophienalpe (Penzing) im Westen von Wien ist ein beliebtes Ausflugsziel. 2021 schloss der Einkehrgasthof in der Sofienalpenstraße 113 seine Pforten, seither nutzen viele Spaziergänger und Ausflügler den dortigen, großen Parkplatz, der bis dato kostenlos war. Mit 31. März hat sich dies nun geändert.

Denn an diesem Tag wurde ein großes Schild der Firma "Parkbuddy" aufgehängt. Autofahrer, die ihr Fahrzeug am Parkplatz abstellen, müssen sich auf der Homepage des Unternehmens registrieren und dann einen Parkplatz buchen. Dieser kostet ab 1,80 Euro pro Stunde (derzeit 1,90 Euro). Das Problem, das sich auch beim "Heute"-Selbsttest zeigt: Der Empfang auf der Sophienalpe ist mäßig bis gar nicht vorhanden.

Bildstrecke: Parkplatz-Abzocke geht weiter! Nun kostet Wenden 1.200€

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    Der Parkplatz gehört zwei Firmen – jede von ihnen forderte knapp 600 Euro von Autofahrern.
    Der Parkplatz gehört zwei Firmen – jede von ihnen forderte knapp 600 Euro von Autofahrern.
    Google Maps / Heute
    Ich habe kein Problem damit, dass man für Falschparken zur Kasse gebeten wird. Aber die Höhe des Betrages ist eine Frechheit
    eine verärgerte Wienerin
    in den sozialen Medien

    Ein weiteres Manko: Bei der Einfahrt zum Parkplatz hängt zwar ein großes Schild, das Gelände ist aber weder eingezäunt noch beschrankt. Auch einen Parkautomaten sucht man vergebens. Zahlreiche Wiener sind daher bereits in die "Parkplatz-Falle" getappt. Sie haben ein Anwaltsschreiben mit der Androhung einer Besitzstörungsklage erhalten: Kostenpunkt: 395 Euro.

    "Ich habe kein Problem damit, dass man für Falschparken zur Kasse gebeten wird. Aber die Höhe des Betrages ist eine Frechheit", berichtet etwa eine Userin in den sozialen Medien. "Ich war früher oft da und jetzt seit langem wieder mal. Ich möchte das so nicht hinnehmen. Ich finde, der Betrag ist wirklich ein Wahnsinn!", ärgert sich eine andere.

    Parkschein nur mit "Parkbuddy"-Registrierung

    "Parkbuddy"-Geschäftsführer Martin Gottel versteht die Aufregung nicht: "Falls es Probleme gibt, sind wir gut erreichbar. Wir versuchen auch immer, eine Lösung zu finden", meint er zu "Heute". "Parkbuddy" ist zudem nur das "ausführende Organ": Die Liegenschaft gehört den Österreichischen Bundesforsten (ÖBF), gepachtet wurde sie von der Liv Immobilien GmbH.

    Auf "Heute"-Nachfrage heißt es seitens der Liv Immobilien GmbH: "Es hat sich angeboten, mit 'Parkbuddy' zusammenzuarbeiten, da dies ein erfahrener, renommierter Bewirtschafter von Parkflächen ist. Es ist das erste Mal, dass wir deren Service in Anspruch nehmen." Bezüglich des schlechten Empfangs wird erklärt: "Da auf der Sophienalpe zwei Handymasten zur Verfügung stehen, sollte der Empfang kein Thema sein."

    Wie buche ich einen Sophienalpen-Parkplatz bei "parkbuddy.net"?

    1. Auf der Homepage "parkbuddy.net" (am besten vorab) registrieren (Achtung: Es sind nicht alle Automarken vorhanden, wie etwa Škoda, laut "Parkbuddy"-Geschäftsführer Martin Gottel sollte dies allerdings kein Problem darstellen.)

    2. Im Feld "Wo möchtest du parken?" Sofienalpenstraße eingeben. Datum und Uhrzeit wählen. Dann auf Suchen.

    3. Ein Kreis zeigt die Anzahl der freien Parkplätze an. Auf den Kreis klicken, die freien Parkplätze werden einzeln angeführt.

    4. Einen Parkplatz auswählen und buchen. Eine Stunde kostet ab 1,80 Euro (derzeit 1,90 Euro), 24 Stunden 4,50 Euro. Dann Kredit- oder Debitkartennummer eingeben.

    Schon 60 Anfragen beim ÖAMTC

    Laut dem Leiter der ÖAMTC-Rechtsberatung, Nikolaus Authried, gab es bisher rund 60 Anfragen zur Sophienalpe: "Und es kommen jede Woche mehrere neue hinzu." Zur Parksituation sei zu sagen, dass die Parkplätze gut zu erkennen seien: "Werden diese ohne Bezahlung oder unter Missachtung sonstiger Bedingungen genutzt, wird in der Regel eine Besitzstörung vorliegen. Nach der Rechtsprechung ist eine Besitzstörung sehr schnell verwirklicht. Nur in besonderen Fällen wird es sich lohnen, inhaltlich dagegen vorzugehen, etwa, wenn man wegen eines akuten Notfalls parken musste", erklärt der Jurist.

    Man könne aber versuchen, sich mit der klagenden Partei zu einigen. Laut Erfahrung des ÖAMTC-Juristen sei die mit der Sophienalpe betraute Kanzlei aber nicht zu Verhandlungen bereit: "Gibt es keinen Vergleich, kommt es zu einem Verfahren. Nicht hinzugehen, ist hier meistens am günstigsten. In jedem Fall sollte man sich aber sicherheitshalber so rasch wie möglich beraten lassen, welche Vorgehensweise im konkreten Fall am sinnvollsten ist."

    Nikolaus Authried, Leiter der ÖAMTC-Rechtsberatung
    Nikolaus Authried, Leiter der ÖAMTC-Rechtsberatung
    Weingartner-Foto / picturedesk.com, ÖAMTC
    Die Forderung, die in einem solchen Fall erhoben wird, ist der Höhe nach nicht nachvollziehbar
    Nikolaus Authried
    Leiter ÖAMTC-Rechtsberatung

    Leider unterstütze die Judikatur in Österreich eine solche Vorgehensweise, obwohl "die Forderung, die in einem solchen Fall erhoben wird, der Höhe nach nicht nachvollziehbar ist." Der Besitzer/Pächter würde allerdings im Fall eines Sieges vor Gericht diesen Betrag auch nicht zugesprochen bekommen, wenn gleich die Kosten für den Besitzstörer im Verfahren höher wären, bei etwa 500 Euro. "Diese setzen sich aber aus Anwalts- und Gerichtskosten zusammen", so Authried weiter.

    Wer unsicher ist oder die 1,90 Euro pro Stunde nicht zahlen möchte, sollte den Parkplatz auf der Sophienalpe besser meiden. Bis sich die Parkplatz-Abzocke bei den Ausflüglern herumgesprochen hat, wird es wohl noch dauern. Auch beim "Heute"-Lokalaugenschein konnte gerade noch verhindert werden, dass eine Autofahrerin (ohne "Parkbuddy"-Registrierung) ihr Fahrzeug auf dem Parkplatz abstellte.

    Auf den Punkt gebracht

    • Autofahrer, die ihr Auto am ehemaligen Parkplatz des geschlossenen Gasthauses auf der Sophienalpe in Wien abstellen, müssen nun mit einer Strafe von 395 Euro rechnen, da der Parkplatz nun von der Firma "Parkbuddy" bewirtschaftet wird
    • Die Registrierung und Buchung eines Parkplatzes über die Homepage des Unternehmens ist erforderlich, was bei schlechtem Empfang vor Ort zu Problemen führen kann
    • Der ÖAMTC fordert ein neues Gesetz gegen solche Parkplatz-Abzocken, da die Betroffenen oft keinen Erfolg haben, sich gegen die Strafe zu wehren
    red
    Akt.
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