Österreich
Maxim (7) sagte zu Freund: "Vergiss mich nicht"
Der kleine Maxim sollte zu einer Geburtstagsparty gehen. Stattdessen wurde er in Schubhaft genommen. Er konnte nur noch das Geschenk übergeben.
Schock und tiefe Trauer herrschen derzeit im kleinen Ort Walding, im oberösterreichischen Mühlviertel. Narine Bughdaryan und ihre zwei Volksschulkinder wurden in Schubhaft genommen.
Die Obfrau der örtlichen Flüchtlingsbegleitung "Netzwerk Überbrücken Walding", Brigitte Raffeiner, spricht auf Facebook über die tragischen Details, die diesen Fall so unbegreiflich machen.
Die Familie habe sich von Anfang an perfekt integriert, heißt es. Sie leben im Flüchtlingshaus, die Kinder besuchen die Volksschule und sprechen Deutsch, als wäre es ihre Muttersprache. "Für die beiden ist Walding ihre Heimat", schreibt Raffeiner.
Vater liegt am Ortsfriedhof
Vater Tigran war schon bei seiner Flucht aus Armenien vor sechs Jahren schwer krank. In Österreich entwickelte sich noch zusätzlich eine schwere Krebserkrankung.
Schon drei Wochen vor seinem Tod wollten die Behörden die Familie abschieben. Unrechtmäßigerweise, denn Tigran lag bereits im Spital, wo er im Juni verstarb.
Tochter rührt beim Begräbnis zu Tränen
Zum Begräbnis am 24. Juni kamen viele Trauergäste aus der Gemeinde, die von den Worten seiner 9-jährigen Tochter Mane zu Tränen gerührt wurden: "Lieber Papa, ich hab dich sehr lieb, ich weiß, dass du mich auch sehr lieb hast und mich immer beschützt."
Verfall der Mutter
Seit dem Tod ihres Ehemannes geht es der ohnehin sehr schlanken Narine sehr schlecht. Durch die Trauer und die Ungewissheit ist sie noch mehr abgemagert "und steht kurz vor dem körperlichen Verfall", wie Raffeiner berichtet.
Jobzusage aber keine Erlaubnis
Dabei sah vor den schweren Schicksalsschlägen der Familie alles so gut aus. Mutter Narine hatte bereits eine fixe Job-Zusage, allerdings durfte sie während dem laufenden Asylverfahren nicht arbeiten.
Geburtstagsfeier am Tag der Verhaftung
Der Tag der Verhaftung war für die Familie besonders traumatisch. Der siebenjährige Sohn Maxim war eigentlich zur Geburtstagsfeier eines Freundes eingeladen. Als dessen Mutter ihn abholen wollte, stand jedoch schon die Polizei vor dem Haus.
Maxim konnte der Mutter nur noch das Geschenk für seinen Freund übergeben und weinend sagen: "Er soll mich nicht vergessen."
Abschiebung trotz Ansuchen
Kurz nach dem Tod des Vaters stellte die Familie einen Antrag auf humanitäres Bleiberecht. Die Bearbeitung durch das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl ist noch nicht abgeschlossen. Da ein solches Ansuchen keine aufschiebende Wirkung hat, wird dem Ergebnis mit der am Donnerstag drohenden Abschiebung vorgegriffen.
Ort kämpft um Familie
Neben Brigitte Raffeiner setzt sich auch Veronika Pernsteiner, die Vorsitzende der katholischen Frauenbewegung Österreichs für die Familie ein: "Ich finde, das humanitäre Bleiberecht genau für solche Tragödien geschaffen worden ist. Kinder zu traumatisieren, indem man sie mutwillig - und genau das ist dieser Abschiebeauftrag des BFA! - aus dem Lebensumfeld herausreißt, ist ein Akt, der sich bitter rächen kann", sagt sie.
Mit einem Offenen Brief an Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) kann man Narine und ihre Kinder möglicherweise noch vor der Abschiebung retten, hoffen die Einwohner von Walding:
(csc)