Tierischer Blog
A taste of KEKS: Wenn sich der Oldie tot stellt …
"Heute"-Redakteurin Christine Kaltenecker erzählt von ihrem Leben mit drei Hunden und wie Junghund "Keks" den Alltag völlig durcheinander bringt.
Normalerweise geht es um die Reise des frechen Kekses, aber heute erzähle ich einmal eine Geschichte mit meinem "Kirby" im Mittelpunkt. Mit mittlerweile 16 Jahren, einem Monat und drei Tagen auf dem rotblonden Buckel hat man sich schließlich auch einmal das Spotlight verdient.
"Kirby"
"Kirby" begleitet mich nun schon seit seiner vierten Lebenswoche und war mit Ausnahme zweier Urlaube jeden Tag an meiner Seite. Immer sehr aktiv und sportlich als Agility-Talent, war es schon merkwürdig, plötzlich zu bemerken, dass er langsamer und müder wurde. Natürlich glaube ich nicht an den "unsterblichen" Hund, aber "Kirby" war sogar noch mit 14 so lustig und agil, dass ich irgendwie davon ausging, ihn würde vermutlich irgendwann beim Ball-Aport der Schlag treffen, aber so richtig "alt", wird deeer nicht.
Der Schalter
Innerhalb eines Wimpernschlags hatte ich plötzlich einen wirklich alten Hund daheim. Es passierte nicht schleichend, sondern von seinem "Graugoscherl" mal abgesehen, von jetzt auf gleich: Seine Augen konnten nur noch Kontrast und Silhouetten erkennen, sein Ohren hörten nicht nur selektiv, sondern tatsächlich nichts und seine Muskelmasse hatte sich regelrecht vor meinen Augen aufgelöst.
Rauf und runter
Wir alle wissen, dass es den Wuff schon ordentlich zwicken muss, bevor er’s uns zeigt. Bei einem alten Hund ist das im Prinzip genauso, nur dass sie sich in maßloser Selbstüberschätzung in Gefahr begeben, weil sie überhaupt nicht verstehen können, dass z. B. ein Sprung auf die Couch, der immer geklappt hat, plötzlich daneben endet. Bei "Kirby" war ziemlich schnell offensichtlich, dass er einfach keine Kraft mehr in seinen Sprunggelenken hatte und deshalb meine Hilfe annehmen sollte, *aber sicher nicht, Frauli*.
Da Hundetreppe oder Rampe natürlich unter der Würde des hoheitsvollen Köterchens sind, verbringe ich nun täglich mehrere Male damit, den stolzen Mali-Mix irgendwo rauf und wieder runter zu heben. Man macht es ja auch wirklich gerne und ist geübt mit den Fach-Griffen, damit man den Hund nur ja nicht irgendwo zu sehr drückt. Sein Blick allerdings, wenn ich zur Tat schreite, lautet ganz klar: "Frauli, denk net amal dran, sondern fahr das Auto gefälligst rückwärts in einen Graben, damit ich bequem in den Kofferraum einsteigen kann".
Die Zez'n
Okay, "Kirby" ist einigen Tierärzten in näherer Umgebung bekannt und war nie so richtig mutig innerhalb einer Tierarztpraxis. Viele meinten, das läge an der Rasse, denn die Schäferartigen sehen die Spritze und wissen, dass es weh tun MUSS. Daheim allerdings war er ein "Haudrauf-Michl" und wurde erst im hohen Alter (14?) so richtig, richtig wehleidig: Bürsten? Schwerste Körperverletzung! Nägel knipsen? Ruft Tierschutz Austria.
Tot stellen
Seit etwa drei Monaten hat er allerdings eine neue Taktik, um den Ruhepuls vom Frauli so richtig schön in die anaerobe Zone zu schnalzen. Er stellt sich bei Spaziergängen "tot".
Ein angenehmer Nebeneffekt des Alterns ist die Tatsache, dass "Kirby" eigentlich gar keine Leine mehr bräuchte. Die baumelt eigentlich nur noch quer über meinen Oberkörper, weil er mir durch seine Sicht- und Hörschwäche nach trottet wie ein Entenküken und ihn eigentlich gar nix mehr interessiert außer eine leckere "Damenspur" am Wegesrand. Die ganze Hundeerziehung vorher hat sich also endlich beim derrischen und halbblinden "Dackel" ausgezahlt – Hurra! (Scherz!)
Während ich also mit "Keks" und "Kennedy" die Vorhut bilde, darf "Kirby" das Schlusslicht sein, welches von mir natürlich engmaschig kontrolliert wird. Einmal nicht rechtzeitig schauen und der alte Bär hat sich hinter mir in Ekstase geschnüffelt und die Welt um sich für einen Moment vergessen – jo mei. Jetzt stellt euch aber folgende Situation vor:
Ihr raschelt durch den Herbstwald, dreht euch um und seht euren alten Hund plötzlich regungslos in Seitenlage im Laub. Schnappatmung und Panik! "Kirby!" (*er hört dich doch nicht!*) K I R B Y! (*nein, auch DAS hört er nicht*). Bei ihm angekommen, macht man sich freilich schon mit gläsernen Augen auf das Schlimmste gefasst und .... der Hund macht die trüben Augen auf, freut sich über dein Kommen, lässt sich aufhelfen und tapst weiter durch das Unterholz, als wär nichts gewesen. *WHAT?*
Da dieses Verhalten danach häufiger passierte, sagte ich natürlich meinem Tierarzt Bescheid, weil ich schon angenommen hatte, dass vielleicht sein Herz aussetzen würde, oder sowas. Der schmunzelte nur und meinte, "der stellt sich tot – sehr alte Hunde machen das manchmal".
Kirby tut also so, als wär er schon am Verwesen, um der bösen, bösen Wurzel, über die er zuvor gestolpert war, zu suggerieren, dass er schon mordsschlecht für die Verdauung sei. Verstehe! Tja, Bauernschläue kannst nicht erlernen, *kopfschüttel* – und ich? Ich bereite mich nun täglich auf weitere Herzinfarkt-ähnliche Episoden vor und steig ein paar mal öfter aufs Laufband. Schönen Sonntag.
*Auch einen Oldie zu Hause? Schreib mir gerne auf [email protected].
Christine Kaltenecker wurde bereits in ein Haus mit Hund hinein geboren und entschied sich bewusst für ihren ersten, eigenen Hund mit 14 Jahren aus dem Tierheim in Graz (1997 - 2011).
Seelenhund "Kirby" (16) wurde ihr als Notfallwelpe zur Flaschenaufzucht von einem Tierschutzverein aus der Slowakei überbracht und ihr einziges Mädchen "Kennedy" (8) bekam sie ebenfalls als Pflegehund, nachdem sie in ihrem Zuhause mit neun Monaten plötzlich unerwünscht war.
Zuletzt zog Terrorkrümel "Keks" am 16. August 2022 ein und stellt das harmonische Rudel ganz schön auf den Kopf.
Auf den Punkt gebracht
- Christine Kaltenecker erzählt in ihrem Blog von ihrem Leben mit drei Hunden und wie der Alltag mit dem 16-jährigen "Kirby" aussieht
- Trotz seines Alters und gesundheitlicher Einschränkungen sorgt "Kirby" immer noch für Überraschungen, indem er sich bei Spaziergängen tot stellt, was Kaltenecker regelmäßig in Panik versetzt