Wien

72% weniger Nächtigungen als im Rekordjahr 2019

Die Coronapandemie schlägt im Wien-Tourismus weiter durch. Trotz eines leichten Plus im Vorjahr liegt man von gewohnten Rekordzahlen weit entfernt.

Louis Kraft
Teilen
Der Wien Tourismus hat weiter mit der Coronakrise zu kämpfen. Im Vorjahr stiegen die Nächtigungszahlen zwar wieder leicht, dennoch liegt man deutlich unter den Rekordwerten der Vor-Corona-Zeit.
Der Wien Tourismus hat weiter mit der Coronakrise zu kämpfen. Im Vorjahr stiegen die Nächtigungszahlen zwar wieder leicht, dennoch liegt man deutlich unter den Rekordwerten der Vor-Corona-Zeit.
Bild: Fotolia.com

Im zweiten Corona-Jahr 2021 zählte Wien rund fünf Millionen Nächtigungen. Das entspricht im Vergleich zu 2020 einem leichten Plus von neun Prozent. Von den Rekordwerten des Vor-Corona-Jahres 2019 liegt der Wien Tourimus aber weiter weit entfernt, insgesamt gab es mit 72 Prozent fast Dreiviertel weniger Nächtigungen.

Der Umsatz der Wiener Beherbergungsbetriebe – sie durften 2021 in Summe fast ein halbes Jahr lang keine Freizeitgäste empfangen – betrug von Jänner bis November rund 279 Millionen Euro. Die zweite Jahreshälfte war bis zum neuerlichen Lockdown im November und Dezember bereits von deutlichen Erholungstendenzen geprägt, die Zimmerpreise blieben das Jahr über stabil. Die durchschnittliche Auslastung der Hotelbetten stieg im Dezember auf 14,4 Prozent (im Dezember 2020 waren es 5,8 Prozent), jene der Zimmer auf rund 19 Prozent (12/2020: rund 7 Prozent).

Hoffnung für heuer, aber langer Weg aus der Krise

Trotz der eher ernüchternden Zahlen zeigt sich Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ), der zugleich Präsident des WienTourismus ist für heuer zuversichtlich: "2022 wird einen Aufschwung bei Wien-Gästen bringen, aber der Weg aus der Krise dauert noch länger. Angesichts deutlich einsetzender Erholungstendenzen im Wiener Tourismus im zweiten Halbjahr 2021, die durch die vierte Welle im Herbst wieder eingebremst wurden, ist nun erst ab dem zweiten Quartal wieder ein Aufschwung zu erwarten".

Um der krisengebeutelten Branche zu helfen, verlängerte die Stadt Wien bereits die Anschubförderung für Beherbergungsbetriebe. Zudem stehe der vier Millionen starke Vienna Meeting Fund (unterstützt Veranstalter von Kongressen und Firmenveranstaltungen) sowie die "Stolz auf Wien"-BeteiligungsGmbH bereit, mit der die Stadt via temporärer Beteiligung finanziell unter die Arme greift. Auch "touristisch relevante Infrastrukturprojekte" wie die neue Wien-Holding-Arena in Neu-Marx (Landstraße), die Erweiterung der Joboffensive 50plus und der Ausbau des Programms "Jobs PLUS Ausbildung" sollen helfen. "So legen wir den Grundstein dafür, morgen wieder an die touristischen Erfolge vor der Pandemie anknüpfen zu können", betont Hanke.

"Lichtblicke" trotz langer Schließzeiten

Im Vorjahr waren die Wiener Beherbungsbetriebe fast ein halbes Jahr für den Freizeittourismus geschlossen, dennoch sieht Tourismus-Direktor Norbert Kettner auch Lichtblicke: "Ab dem Sommer bis zum November-Lockdown erreichte Wiens Hotellerie bereits wieder bis zu 60 Prozent des Nächtigungsniveaus vor der Krise, auch der Zimmerpreis blieb trotz widriger Rahmenbedingungen stabil.  Ich bin von der raschen Rückkehr von Wiens Städtetourismus überzeugt, sobald wir uns aus der Geiselhaft der Pandemie befreit haben".

Umsätze stiegen stärker als Nächtigungen – aber auf niedrigem Niveau

Wie die Bilanz zeigt, ging die Entwicklung des Beherbergungsumsatzes dynamischer nach oben als jene der insgesamt 4.997.000 Nächtigungen. In Summe wuchsen die Umsätze – ausgehend vom krisengeprägten Jahr 2020 – in allen Kategorien stärker als die Nächtigungen, was zur erwähnten Preisstabilität ganz wesentlich beitrug. Als Treiber fungierte hier die 5-Stern-Hotellerie, die im Vergleich zum Jahr davor nicht nur eine deutlich bessere Nächtigungsentwicklung hinlegte, sondern auch beim Nettoumsatz doppelt so hohe Wachstumsraten verzeichnete als der Durchschnitt aller Betriebe.

Nahmärkte dominierten, Bedeutung der USA ungebrochen

In der Liste der Herkunftsländer liegt in der Wiener Nächtigungsstatistik 2021 Österreich ganz vorne. Die Zahl der heimischen Urlauber, die 2021 in Wien übernachteten stieg im Vergleich zu 2020 um neun Prozent auf 1.396.000 Gäste. Auf dem zweiten Platz landet Deutschland (1.194.000 Nächtigungen, +19 Prozent), gefolgt von Italien (172.000, -8 Prozent).

Erstmals in der Top-10-Liste findet sich Israel (159.000, +193 Prozent), gefolgt von den USA (159.000, +29 Prozent), Rumänien (142.000, +55 Prozent), Frankreich (135.000, +6 Prozent), Polen (134.000, +23 Prozent), Spanien (132.000, +11 Prozent) und der Schweiz (+9 Prozent).

Der Fernmarkt USA – vor der Pandemie drittstärkster Herkunftsmarkt Wiens mit rund einer Million Nächtigungen – behielt auch in der Krise seine Relevanz: Nach Nächtigungen 2021 gemessen liegen die USA an fünfter Stelle der Herkunftsmärkte, am Beherbergungsumsatz gemessen weiterhin auf Platz 3. "Wir erwarten die USA 2022 als ersten Fernmarkt zurück – erste Anzeichen dafür werden bereits in den Kennzahlen des Jahres 2021 sichtbar", so Kettner. Rund 72 Prozent der Wiener Gästenächtigungen 2021 waren internationale Nächtigungen – 2019 lag dieser Anteil bei 83 Prozent.

WienTourismus setzt Werbeschwerpunkt auf Nahmärkte

Mit gezielter Werbung will Wien Tourismus wieder mehr Gäste für einen Wien-Besuch begeistert. Für heuer 2022 steht ein Marketingbudget von 11 Millionen Euro zur Verfügung. Bearbeitet werden damit vor allem Nahmärkte, 70 Prozent des Budgets steht dafür zur Verfügung, die restlichen 30 Prozent fokussieren auf Fernmärkte.

Der Hauptfokus der Marketingaktivitäten wird auf 12 Märkte, insbesondere Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und die USA sowie Österreich, der Schweiz, Spanien, Belgien, die arabischen Länder, Japan und China gelegt.

"Aus diesen Märkten versprechen wir uns das größte Potenzial hinsichtlich Wertschöpfung und Nächtigungen bzw. sehen große strategische Bedeutung für die Zukunft. Hier wollen wir einen größeren Impact erreichen und setzen spezielle Schwerpunkte etwa in den Bereichen Kunst, Kultur, Luxus sowie im Tagungssegment", so Kettner.

Größere Kampagnen für das erste Halbjahr sind in bereits in Ausarbeitung – deren Ausspielungszeitpunkt werde aber durch den Verlauf der Pandemie bestimmt. Unterstützung kommt von internationalen Medien: Sowohl das US-Nachrichtenportal Bloomberg als auch die britische Tageszeitung "The Independent" führen Wien in ihrer Liste der Top-Reiseziele 2022.

1/52
Gehe zur Galerie
    <strong>23.11.2024: Verschwunden! Rätsel um Goldschatz aus Wiener Villa</strong>. In einer alten Villa in Wien-Penzing sollen 30 Kilo Gold gefunden worden sein. <a data-li-document-ref="120073714" href="https://www.heute.at/s/verschwunden-raetsel-um-goldschatz-aus-wiener-villa-120073714">Plötzlich will niemand mehr wissen, wo das Edelmetall ist.</a>
    23.11.2024: Verschwunden! Rätsel um Goldschatz aus Wiener Villa. In einer alten Villa in Wien-Penzing sollen 30 Kilo Gold gefunden worden sein. Plötzlich will niemand mehr wissen, wo das Edelmetall ist.
    Leserreporter