Niederösterreich

600 tote Schweine! Das sagt Bezirkshauptfrau dazu

Die Tier-Tragödie im Bezirk Mistelbach ist geklärt: Bis zu 600 Schweine starben durch einen Softwarefehler bei der Steuerung.

Schweine in Massenhaltung in NÖ 2022
Schweine in Massenhaltung in NÖ 2022
VGT (Symbol)

Bis zu 600 Schweine, darunter zahlreiche Ferkel, starben in einem Schweinemastbetrieb (Anm.: rund 2.000 Quadratmeter Grund, rund 1.600 Schweine) im Bezirk Mistelbach (Standort und Besitzer bekannt) durch einen technischen Defekt - mehr dazu hier.

Bezirkshauptfrau Gerlinde Draxler bestätigte den Fall: "Die Erhebungen der Amtstierärztin der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach haben ergeben, dass es bei der computergesteuerten Lüftungsanlage des Betriebs zu einem technischen Defekt gekommen ist. Die automatisch gesteuerte Frischluftzufuhr hat nicht ordnungsgemäß funktioniert, wodurch es zu Sauerstoffmangel gekommen ist. Da trotz regelmäßig überprüftem Alarmsystem kein Alarm ausgelöst wurde, konnte der Betrieb nicht rechtzeitig reagieren."

Schweinehalter schwer betroffen

"Der Schweinehalter zeigt sich selbst schwer betroffen und hofft auf eine baldige Klärung der Ursache. Die Ursachenklärung bzw. Behebung des Softwarefehlers ist noch im Laufen", so die Mistelbacher Bezirkschefin weiter.

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    Bilder einer Schweinezucht in NÖ aus dem Jahr 2022
    Bilder einer Schweinezucht in NÖ aus dem Jahr 2022
    VGT hat Weitergaberecht der Bilder (Symbol)

    Zuvor hatte "Heute" tagelang bei Behörden im Kreis nachgefragt - eine glaubwürdige Insiderquelle hatte letzte Woche von bis zu 600 verendeten Tieren geschrieben. Die Polizei nahm keine Ermittlungen auf, da kein Anfangsverdacht auf Tierquälerei bestehe, konnte aber keine genaue Anzahl der toten Schweine nennen.

    Keine Auskunft von Tierkörperverwertung

    Friedrich Sowak, Geschäftsführer von Orgatransport GmbH, Saria Group, auf Nachfrage: "Wir sammeln und verwerten gefallene Tiere im Auftrag der niederösterreichischen Landesregierung. Aus Gründen des Datenschutzes können wir Ihnen nicht mitteilen, von welchem Betrieb wir verendete Tiere abholen. Bitte verstehen Sie, dass es uns auch behördlich untersagt ist, Auskunft darüber zu erteilen."

    David Richter vom "Verein gegen Tierfabriken" (VGT) fand dazu indes klare Worte, glaubt keinesfalls an Einzelfälle: "Die modernen Tierfabriken haben eine große Tieranzahl und sind hoch technisiert, was sie anfällig macht. Fallen die Ventilatoren aus, kommt kein Sauerstoff nach, weil die Fenster absolut dicht sind und in einem Raum Hunderte Tiere untergebracht sein können. Ein Kohlendioxid-See bildet sich, die Schweine schmecken und riechen das, bekommen Stress, es bricht Panik aus und ein Tier nach dem anderen stirbt. Es gibt moderne Alarmsysteme wie Fenster, die sich automatisch öffnen. Oder es werden SMS an mehrere Personen eines Betriebes versendet. Aber das versagt oft! Jedenfalls zu oft."

    Fälle werden oft verschwiegen

    "Wenn Schweine - oder jetzt aktuell Masthühner in Kärnten oder Schweine im Bezirk Mistelbach - ersticken, dann wird das nicht vom Bauern/der Bäuerin an die Öffentlichkeit gebracht. Das kommt jedenfalls normalerweise nicht an die Öffentlichkeit. Ich war in Veröffentlichungen in der Steiermark 2014 und 2015 involviert, das wäre sonst nicht bekannt geworden! Das ist ein großes Problem, das lieber verschwiegen wird. Deshalb kann man nicht davon sprechen, dass das Einzelfälle sind, wenn zum Beispiel in einem einzigen Betrieb in der Steiermark 1.800 Schweine erstickt sind 2014 oder 2015 200 Tiere. Ich gehe von Hunderten bis Tausenden Tieren jedes Jahr in ganz Österreich aus", so der VGT-Experte abschließend.

    Erst zu Jahresbeginn war ein ähnlicher Fall in einer Hühnerfarm im Kärtner Lavantal: Rund 18.000 Hühner starben einen qualvollen Tod - alles dazu hier.