Wirtschaft
600.000 E-Cards verschwunden
Die Beantwortung einer parlamentarischen Team-Stronach-Anfrage zeigt: Innerhalb von drei Jahren wurden bundesweit 600.000 E-Cards gestohlen und verloren.
Böse wer Böses dabei denkt. Fakt ist: Zwischen 2014 und 2016 meldeten österreichweit fast 129.000 E-Card-Besitzer ihre Karte als gestohlen. Im gleichen Zeitraum wurden weitere 466.000 E-Cards verloren bzw. angeblich verloren. Unterm Strich verschwanden fast 600.000 Stück. Das zeigt die Beantwortung einer vom Team Stronach gestellten parlamentarischen Anfrage.
Was die Unterlagen noch enthüllen: In Wien, dem vom E-Card-Schwund am stärksten betroffen Bundesland, wurden gerade einmal 21 der 164.000 Fälle genauer untersucht. Immer lag Betrug vor, in der Regel wurden die Karten verborgt. In 13 Fällen wurden Schadenersatzansprüche gestellt, der Rest der Verdächtigen war nicht mehr auffindbar.
Am genauesten wollte es Niederösterreichs Gebietskrankenkasse wissen. Von 2014 bis 2014 wurden 443 Fälle (67.000 Karten weg) einer Überprüfung unterzogen. In 299 Fällen lag ein Missbrauchsverdacht vor. In der Regel heißt das: ungewöhnlich viele Arztbesuche, ungewöhnlich viele Medikamenten-Verschreibungen. In drei Fällen wurde Anzeige erstattet, weil Familienmitglieder die E-Card missbräuchlich verwendete. Die Verfahren laufen noch.
Die Steirer (56.000 Karten weg) schauten 327 Mal genauer hin - ohne Folge für die Betroffenen. In Kärnten (28.000 Karten weg) wurden insgesamt 327 mögliche Betrügereien untersucht, 154 Mal erhärtete sich der Verdacht. In sechs Fällen wurden bzw. werden die Übeltäter gerichtlich verfolgt.
In Salzburg (28.000 Karten weg) liegen sechs Missbrauchsfälle vor. So wurde etwa die E-Card laut Anfragebeantwortung "an andere Personen als Geldersatz oder als Identitätsnachweis weitergegeben". Ein Verdächtiger stahl zudem die E-Cards von drei Kollegen, besorgte sich damit Medikamente und legte sie wieder zurück. Und: Zwei Patienten teilten sich für Zahnarztbesuche eine der elektronischen Gesundheitskarten.
In Tirol (33.000 Karten weg) wurde zwei Mal eine Ermittlung eingeleitet, in einem Fall mit Erfolg. Vorarlbergs Krankenkasse (24.000 Karten weg) wurde 17 Mal aktiv, drei Mal wurden Personen ertappt, die sich mit fremden E-Cards Zahnbehandlungen erschlichen hatten. Aus Oberösterreich (71.000 Karten weg) und dem Burgenland (10.000 Karten weg) liegen keine Daten vor.
Die Differenz auf 600.000 ergibt sich übrigens aus den vielen weiteren Fällen, die bei anderen Krankenversicherungsträgern wie etwa bei der Beamtenversicherung (37.000 Karten weg) und der SVA der gewerblichen Wirtschaft (42.000 Karten weg) verzeichnet wurden. (bart)