Neues Frühwarnsystem

500 Hitzetote in Österreich – und es wird noch heißer

Ein Expertenteam rund um Komplexitätsforscher Peter Klimek tüftelt an einem neuen Hitzefrühwarnsystem, das uns für ein Leben mit Hitze rüsten soll.

Heute Life
500 Hitzetote in Österreich – und es wird noch heißer
Vor allem viel verbaute, städtische Gebiete sind Hitzepole.
Getty Images/iStockphoto

Das vergangene Wochenende war schon mal eine Vorschau auf den Rest des Sommers. Tage mit weit über 30 Grad sind heute schon Normalität. Ebenso Tropennächte in Folge. Dass sich die Situation eher nicht abkühlen, sondern weiter erhitzen wird – dafür sorgt der Klimawandel. Es liegt nun an uns, wie wir künftig mit der Hitze leben werden.

Aus diesem Grund arbeiten Forscher, Rettungsdienste, Heim- und Spitalsbetreiber an der Entwicklung eines wissenschaftlich begründeten Hitzefrühwarnsystems für Österreich. Der Komplexitätsforscher Peter Klimek leitet das Projekt "HeatProtect" am Complexity Science Hub (CSH) in Wien. Momentan sucht man in Daten nach diverseren "Hotspots".

Das Projekt schafft eine fundierte Datengrundlage für Entscheidungen und digitale Lösungen zur Bewältigung von Hitzewellen. Es werden erstmals die Zusammenhänge zwischen Hitzewellen und den Auswirkungen auf das Gesundheitssystem in Österreich analysiert. So soll es künftig möglich sein, punktgenau vorherzusagen, in welchen Gebieten es wahrscheinlich hitzebedingt verstärkt zu Gesundheitsproblemen kommen wird.

Auswirkung von Hitze auf alternde Gesellschaft

Die Anzahl der Tropennächte hat sich in den vergangenen 30 Jahren in Österreichs Großstädten mehr als verdoppelt, Tendenz steigend. Eine große Frage ist, wie sich all das auf eine im Schnitt alternde Bevölkerung mit vielen Menschen, die unter mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden, und letztlich auf den Betrieb in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder die Anzahl der Einsätze für Rettungsdienste auswirken wird. Denn in Österreich sind im Schnitt pro Jahr bis zu 500 Hitzetote zu beklagen, hieß es zuletzt bei der Präsentation des nach sieben Jahren überarbeiteten "Nationalen Hitzeschutzplanes".

Daten von 57 Mio. Hospitalisierungen

"Wir können für dieses Projekt auf einen Datenschatz von 57 Millionen Hospitalisierungen über 22 Jahre, 50.000 Ambulanzfahrten, 10 Millionen Wetterdatenpunkten aus hochauflösenden Zeitreihen sowie Umfragedaten von Sanitätern, Pflegepersonal und Krankenhäusern zum Umgang mit Hitze zurückgreifen, mit dem wir die Zusammenhänge zwischen Hitzeperioden und der Belastung auf das Gesundheitssystem unter die Lupe nehmen", so Klimek im Gespräch mit der APA.

Wie wirkt sich Hitze auf Krankheiten aus?

Die Analyse dieser Daten soll die Grundlage bilden, um konkrete Maßnahmenbündel für Institutionen entwickeln. Letztlich hofft man, gezielt mitteilen zu können, wann zum Beispiel in konkreten Altersheimen noch mehr auf die Wasserversorgung der Bewohner und die Raumlüftung geachtet werden muss bzw. wann Rettungsorganisationen ihre Kapazitäten vorsorglich erhöhen sollten.

Auch bei der Planung langfristiger Maßnahmen soll Frühwarnsystem eine tragende Säule sein. Dazu zählen etwa die Stadtbegrünung und städtische Raumplanung.

Bis 2026 möchte man mit dem laufenden Projekt auch "Wissenslücken" schließen. Etwa darüber, mit welchen Verzögerungen nach Hitzewellen die Übersterblichkeit ansteigt, und wie sich die Hitze auf Krankheitsbilder auswirkt.

Auf den Punkt gebracht

  • Ein Expertenteam arbeitet an der Entwicklung eines Hitzefrühwarnsystems für Österreich, um die Auswirkungen von Hitzewellen auf das Gesundheitssystem zu analysieren und konkrete Maßnahmen zu entwickeln
  • Das Projekt "HeatProtect" am Complexity Science Hub in Wien nutzt umfangreiche Daten, um punktgenau vorherzusagen, in welchen Gebieten verstärkt Gesundheitsprobleme durch Hitze auftreten werden
  • Ziel ist es, langfristige Maßnahmen zu planen und Wissenslücken über die Auswirkungen von Hitzewellen zu schließen
  • Bis 2026 sollen konkrete Handlungsempfehlungen für Institutionen und Rettungsorganisationen entwickelt werden
red
Akt.