Wien
50 Cent! Streit um WC-Gebühr auf Wiener Märkten
50 Cent für den Toilettenbesuch lassen am Floridsdorfer Markt die Wogen hochgehen. Besucher fordern Gratis-Häusln, die MA48 ist dagegen.
"Häusl-Streit" auf den Märkten in Wien: 50 Cent Gebühr für das Benutzen der Toiletten sorgen für Unmut unter Besuchern und Kunden. "Wir kaufen seit Jahren und manche von uns schon seit Jahrzehnten regelmäßig hier am Floridsdorfer Markt ein", erzählt Manuele S. "Wir geben stets viel Geld aus und unterstützen damit die Marktkaufleute und die Bauernmarkt-Standler." Sie sehe daher nicht ein, für die manches Mal notwendige Benützung der Toilette auch noch zahlen zu müssen.
"Anführerin gleichgesinnter Damen"
Dabei wäre das Geld selbst gar nicht das Thema, betont die Wienerin: "Hier geht's nicht um die Fünfzig-Cent-Gebühr, sondern einfach um's Prinzip!" Manuela S. sieht sich als "Anführerin einer Gruppe gleichgesinnter Damen", die ihrem Ärger Luft machen wollen und sich Hilfe suchend an Alt-Bezirksrat Hans Jörg Schimanek wandten.
"Tatsächlich erhebt sich die Frage, ob die Stadt Wien angesichts der gerade zu vernachlässigenden Einnahmen, die beispielsweise die Reinhaltung der Anlagen nicht einmal annähernd decken, auf allen Wiener Märkten auf die Einhebung der WC-Gebühr zumindest während der Öffnungszeiten der Märkte nicht verzichten könnte", so Schimanek. Er erwarte sich diesbezügliche Überlegungen.
MA48: "Erzielen keine Gewinne"
"Heute" hat sich bei der zuständigen Magistratsabteilung MA 48 erkundigt. 158 öffentliche Toilettenanlagen werden von der MA 48 betreut, mit 131 ist der überwiegende Teil gratis zu benutzen. In 25 Anlagen wird ein Serviceangebot durch die Anwesenheit von Reinigungspersonal angeboten. "Dadurch kann über die gesamte Betriebszeit eine einwandfreie Benutzung und eine ebensolche Qualität gewährleistet werden", erklärt eine Sprecherin. "Ausschließlich bei diesen von Personal betreuten Anlagen ist das Reinigungsunternehmen berechtigt, ein Benützungsentgelt von 50 Cent einzuheben."
Das Service mit Personalbetreuung sei "sehr kostenintensiv", mit den Einnahmen würden keine Gewinne erzielt, betont man. Anlagen ohne Personalbetreuung sind kostenfrei. Die Gebühren sind einheitlich, eine Sonderregelung für Marktgebiete gibt es nicht. Finanzschwache Personen haben die Möglichkeit, mit Jetons gratis Zugang zu den Kabinen zu erhalten. Die Verteilung erfolgt durch die mobile soziale Arbeit, die Kosten trägt der jeweilige Bezirk.
"Intervallreinigung reicht auf Märkten nicht aus"
Aber warum werden gerade auf Märkten Kosten für den WC-Besuch fällig? "WC-Anlagen mit Serviceangebot werden bedarfsorientiert eingerichtet", erklärt die Sprecherin der MA48. "Das heißt, bei hoher Frequenz und dem damit verbundenen Verschmutzungsgrad hat sich das Serviceangebot bewährt und ist das Maß der Dinge. Nur dadurch können die Hygienestandards, die Sauberkeit und die Verfügbarkeit gewährleistet werden. Märkte weisen eine hohe Frequenz auf, hier reicht die Intervallreinigung wie bei den kostenfreien WC-Anlagen nicht aus."