Niederösterreich
4-Tage-Woche, Home Office, 3600 € aber niemand will Job
Bis zu 3.600 Euro brutto, Vier-Tage-Woche und Home Office: Eine Tullner Firmenchefin würde Top-Bedingungen bieten, doch es fehlt an gutem Personal.
Die Firma SIDMA Integrations GmbH wurde 2008 als Familienunternehmen von Sevil Marinkovic-Özer und ihrem Mann Igor gegründet. Das Unternehmen, spezialisiert auf Alarm- und Videotechnik sowie Zutrittssysteme, wächst stetig. Kunden sind große Handelsketten und auch das Bundesheer.
"Wir sind ständig auf der Suche nach Fachpersonal"
„Wir sind ständig auf der Suche nach Fachpersonal im Bereich IT und Elektrotechnik“, so die Firmenchefin. Dabei würde Sevil Marinkovic-Özer Mitarbeitern zum Einstieg vieles bieten: Bis zu 3.600 Euro brutto, die Chance auf Vier-Tage-Woche und Home-Office. „Aber wir bekommen leider keine guten Arbeitskräfte. Wir sind derzeit sieben Mitarbeiter, müssten aber zehn sein. Es kommen sehr viele Aufträge rein, einige müssen wir leider ablehnen. Wir werden nun auch zwei Lehrlinge ausbilden“, so die 54-Jährige. Und: Man müsse sich nun auch Gedanken über Fachkräfte aus dem Ausland machen.
Lage durch Corona noch verschärft
Durch Corona habe sich die Lage noch verschärft. Mit dem AMS funktioniere die Zusammenarbeit zwar gut, geeignete Fachkräfte seien aber extrem schwer zu finden.
Eine starke Nachfrage nach Arbeitskräften für technische Berufe war bereits vor der Corona-Krise vorhanden und verstärkte sich jetzt durch die Pandemie, bestätigt auch AMS NÖ-Chef Sven Hergovich: „Bei Berufen im Bereich Elektrotechnik verzeichnen wir in ganz NÖ aktuell mehr freie Stellen (522) als Jobsuchende (296).“
AMS investiert in technische Ausbildungen
Um der Nachfrage der Wirtschaft nachzukommen, finanziert das AMS NÖ heuer allein 4.000 technische Ausbildungen in den Ausbildungszentren.
Was die Vermittlung betrifft, sei das AMS sehr aktiv. Knapp 500.000 Vermittlungsvorschläge gaben die Berater heuer bereits aus. "Wir gehen jedem einzelnen Vorschlag nach und überprüfen, was aus den Bewerbungen geworden ist", stellt Sven Hergovich klar. Gibt es keinen triftigen Grund, warum keine Bewerbung erfolgte oder ein Angebot nicht angenommen wird, müssen Jobsuchende mit einer Sperre ihres Arbeitslosen- oder Notstandshilfebezuges rechnen.
Sieben von zehn Unternehmern klagen
Laut aktuellen Wirtschaftsbarometer der Wirtschaftskammer NÖ klagen quer über die Branchen sieben von zehn Unternehmen über einen Mangel an Fachpersonal. „Das große Problem ist, dass die Anforderungen der Unternehmen und vorhandenen Ausbildungen arbeitssuchender Menschen oft nicht zusammenpassen“, heißt es seitens der Wirtschaftskammer auf Anfrage. Auch ein Promi-Jurist hatte wie berichtet verzweifelt nach Personal gesucht - mehr dazu hier.
Umso wichtiger seien aus Sicht der Wirtschaftskammer NÖ möglichst zielgerichtete, auf den Bedarf der Unternehmen ausgerichtete Aus- und Weiterbildungsangebote.