Niederösterreich

4 Mega-Coups mit Millionenschaden Rammbockbande gefasst

Es waren spektakuläre Coups von Profis: Mit gestohlenen Autos rasten sie in Juweliere, sprengten einen Bankomat. Doch am Freitag wurden sie gefasst.

Maxim Zdziarski
Erster Coup der Bande am 22. Mai in der SCS - Opfer: Ein Juwelier
Erster Coup der Bande am 22. Mai in der SCS - Opfer: Ein Juwelier
FF Vösendorf

Mit vier aufsehenerregenden Coups hatte eine Profibande die Polizei, Unternehmer und die Bevölkerung in Atem gehalten. Am Freitag hieß es nach dem Bankomatcoup in Markgrafneusiedl (Gänserndorf) für die mutmaßlichen Berufsverbrecher: Game Over in der Bundeshauptstadt.

Am Dienstagabend wurde das BMW-Wrack von Familienvater Markus P. (37) aus Fischamend (Bruck) von einem Abschleppdienst abgeholt. Für die Familie des 37-Jährigen ist der Verlust des Wagens ein gewaltiger Schock. Der Wert: rund 25.000 Euro. Zudem hatte er den 316-PS-Boliden für eine "Familienkutsche" verkaufen wollen. 

Bankomat-Angriff Markgrafneusiedl

"Ich bin zutiefst traurig über den Verlust, es war wirklich ein Liebhaber-Auto für mich", so der 37-Jährige im "Heute"-Talk. Er und seine Frau stünden nach dem herben Verlust vor dem finanziellen Ruin: "Wir arbeiten beide und wohnen in Fischamend. Aber die gestiegenen Kosten und das zerstörte Auto reißen ein enormes Loch in die Haushaltskassa." Via Spendenplattform "Gofundme" wurden bis jetzt (Dienstagabend) rund 2.500 Euro eingenommen.

Eine Profibande aus Holland hatte den Wagen des Fischamenders in der Nacht auf Freitag (6. Oktober) gestohlen, war damit nach Markgrafneusiedl gefahren, sprengte dort einen Bankomat in die Luft, raffte das Geld zusammen und flüchtete im Schutze der Dunkelheit mit dem gestohlenen 1er-Coupé Richtung Wien. In Wien-22 steckten die Täter den Wagen in Brand, doch die Polizei konnte am Freitag die Bande festnehmen

Festnahme und Hausdurchsuchungen

In der Folge wurden von der Polizei einige Hausdurchsuchungen durchgeführt, die Verdächtigen ausführlichst befragt: Das festgenommene Trio soll Teil eines kriminellen Profi-Netzwerkes sein.

Nach und nach sickerten mehr Details durch, schließlich stand fest: Die Verdächtigen sollen für zumindest mehrere Coups in NÖ und Wien verantwortlich sein. Die Polizei hielt sich bedeckt, verwies stets auf die Pressekonferenz am Mittwoch.

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    Erster Coup der Bande am Montag, 22. Mai: In Milimeterarbeit gelangte die Bande über einen Lieferanteneingang in die SCS.
    Erster Coup der Bande am Montag, 22. Mai: In Milimeterarbeit gelangte die Bande über einen Lieferanteneingang in die SCS.
    LR

    Fix ist mittlerweile indes, dass die internationale Tätergruppe für weitere drei spektakuläre Coups in SCS, Donauzentrum und Wr. Neustadt verantwortlich war.

    Rammbock-Coup in SCS

    Am 22. Mai 2023 hatten die Kriminellen einen BMW gestohlen und waren über einen Lieferanteneingang in die SCS in Vösendorf (Mödling) gelangt. Dort rasten sie in ein Juweliergeschäft, ließen den brennenden BMW einfach in der SCS stehen. Die Feuerwehr löschte den Brand ab. Wie brenzlig die Situation war, zeigten auch die Bilder der Freiwilligen Feuerwehr Vösendorf (siehe Bilderserie) und die damalige Aussage von Chefinspektor Johann Baumschlager: „Danke an die Feuerwehr und die Sprinkleranlage. Somit wurde ein Inferno verhindert, überall daneben sind Kleidershops. Das hätte auch ganz anders ausgehen können."

    Coup im Donauzentrum

    Ein Monat später, am 20. Juni, rasten die Täter mit einem gestohlenen BMW in ein Juweliergeschäft in Wien. Die Kriminellen nutzten den schwarzen Wagen als Rammbock und durchbrachen das Metallgitter eines Juwelier- Shops. Nachdem sich die Täter in der Auslage bedient hatten, setzten sie den gestohlenen Pkw vor dem Gebäude in Brand und flüchteten. Völlig verzweifelt war dann der Besitzer, René (45) aus Traiskrichen: "Ein Katastrophe."

    Dorotheum in Wr. Neustadt

    Nur sechs Tage (26. Juni) später bereits der nächste Mega-Coup: Am jenem Montagmorgen, gegen 3 Uhr, versuchten die Verdächtigen, einen Juwelier in der Wr. Neustädter Innenstadt mit Sprengstoff zu knacken. Die Bande brach in das Juweliergeschäft in der Herzog-Leopold-Straße in Wr. Neustadt ein, wobei es zu einer Explosion kam. Dabei dürften die Täter indes gestört worden sein, sie flohen ohne Beute mit einem BMW in Richtung Autobahn und lieferten der Polizei eine wilde Verfolgungsjagd. Die Exekutive versuchte die Flüchtigen zu stoppen, jedoch gelang den Tätern die Flucht.

    BMW-Besitzer Erkan in Tränen

    Kurze Zeit später, gegen 3.45 Uhr, wurde am Sportplatz in Weigelsdorf (Baden) ein Fahrzeug in Vollbrand gemeldet. Die Feuerwehr löschte den Brand ab, der BMW brannte völlig aus - mehr dazu hier. BMW-Besitzer Erkan (30) war danach geschockt, weinte beim Anblick des ausgebrannten Wracks. Erkan kaufte sich drei Wochen später, Mitte Juli, jedoch einen neuen BMW.

    Und eben in der Nacht auf 6. Oktober der letzte Coup in Markgrafneusiedl mit anschließender Festnahme in Wien - mehr dazu hier.

    Landespolizeichef Franz Popp, LKA-Chef Stefan Pfandler und Detlef Polay (Direktion für Spezialeinheiten) werden am Mittwoch kurz vor Mittag der Presse alle Details rund um die Mega-Coups mitteilen - "Heute" wird berichten.

    Coup auch in Baden

    Übrigens: Ende Mai hatte ein Rammbock-Coup mit einem Geländewagen in Baden für Aufsehen gesorgt. Diese Täterschaft dürfte aber noch flüchtig sein. 

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