Wirtschaft
236.549 Stellen offen – hier gibt's die meisten Jobs
Im Juni waren laut Wirtschaftsbund 236.549 Stellen in Österreich unbesetzt. Vor allem im Handel, Bergbau und Tourismus wird Personal gesucht.
Wie Arbeitsminister Martin Kocher am Montag bekannt gab, waren im Juni 307.732 Personen arbeitslos oder in Schulungen gemeldet, "Heute" berichtete. Dem gegenüber stehen laut Wirtschaftsbund 236.549 offene Stellen. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vormonat.
Handel benötigt dringend Personal
"Waren es im Mai noch 215.724, sind es im Juni schon 236.549 ausgeschriebene Stellen in Österreich. Für die Situation am österreichischen Arbeitsmarkt zeichnet sich angesichts der Zahlen keine Entspannung ab. Trotz der Konjunktureintrübung durch die geopolitischen Ereignisse suchen Betriebe händeringend nach Personal. Unsere heimischen Betriebe haben gelernt, mit der aktuellen Situation der gestiegenen Preise und Lieferengpässe umzugehen. Doch wenn an allen Ecken und Enden Mitarbeiter fehlen, können die Betriebe noch so effizient sein, irgendwann kann nicht mehr produziert werden. Eine Situation, die nachhaltig unseren Wirtschaftsstandort schädigt", erklärt WB-Generalsekretär Kurt Egger in einer Aussendung.
Die meisten offenen Stellen gab es in der Branche "Handel, Logistik, Verkehr" (45.343), gefolgt von "Bergbau, Rohstoffe, Glas, Keramik, Stein" (38.379) und "Tourismus und Gastgewerbe (26.003).
"Situation definitiv nicht mehr tragbar"
Weiters schlägt Egger Alarm und kritisiert auch die SPÖ: "Die derzeitige Situation ist definitiv nicht mehr tragbar. Populistische Forderungen wie eine 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, wie es die SPÖ und die Arbeiterkammer fordern, zeigen, wie kurzsichtig Arbeiternehmervertreter und die frühere Arbeiterpartei SPÖ gegenüber der arbeitenden Bevölkerung agieren. Wo aktuell vier Mitarbeiter zu 40 Stunden arbeiten, sind es bei einer 32-Stunden-Woche 5 Mitarbeiter. Betriebe können die fehlende Wertschöpfung durch den hohen Arbeitskräftemangel nicht mehr ausgleichen. Durch die nicht mehr geleistete Arbeit droht ein Rückgang des BIP um 5,6 Prozent und damit auch ein Verlust an Steuereinnahmen und Sozialbeiträgen. Hier entstehen Schäden, die weit über die Wirtschaft hinausreichen. Pensionen müssten gekürzt und im Gesundheitssystem müsste weiter eingespart werden."
Er fordert eine Ausweitung der Steuerbefreiung von Überstunden und ein Anreizmodell, dass ältere Arbeitnehmer motiviert, länger im Erwerbsleben zu bleiben. "Den Arbeitskräftemangel künstlich zu erhöhen, bedeutet unser Sozialsystem einer eklatanten Bedrohung auszusetzen", so Egger abschließend.
Die bundesweiten Branchenergebnisse im Überblick:
Handel, Logistik, Verkehr: 45.343
Tourismus, Gastgewerbe, Freizeit: 26.003
Büro, Marketing, Finanz, Recht, Sicherheit: 25.361
Elektrotechnik, Elektronik, Telekommunikation, IT: 23.636
Soziales, Gesundheit, Schönheitspflege: 19.106
Maschinenbau, Kfz, Metall: 18.754
Reinigung, Hausbetreuung, Anlern- und Hilfsberufe: 11.729
Chemie, Biotechnologie, Lebensmittel, Kunststoffe: 3.934
Landwirtschaft, Gartenbau, Forstwirtschaft, Umwelt: 1.912
Medien, Grafik, Design, Druck, Kunst, Kunsthandwerk: 1.622
Wissenschaft, Bildung, Forschung und Entwicklung: 1.561
Bau, Baunebengewerbe, Holz, Gebäudetechnik: 302
Textil, Bekleidung, Mode, Leder: 218
Nicht konkreter zuordenbar: 18.689