Klima-Konferenzen am Ende?

1.800 Öl-Lobbyisten als "Giftschlangen" beim UN-Gipfel

Die Weltklimagipfel seien nicht mehr "zweckdienlich", Öl-Staaten dürften künftig keine Gastgeber mehr sein, fordern Klimaforscher und Umweltschützer.

Bernd Watzka
1.800 Öl-Lobbyisten als "Giftschlangen" beim UN-Gipfel
"Giftige Schlangen" unterwandern Klimagipfel: Knapp 1.800 Öl-Lobbyisten sind bei der COP29 akkreditiert.
REUTERS

Interessensvertreter der Öl-, Gas und Kohleindustrie sind in Aserbaidschan stark präsent: 1.773 seien offiziell akkreditiert, so die Klima-Gruppe "Kick Big Polluters Out", die von Transparency International, Global Witness, Greenpeace und Climate Action Network getragen wird.

Mehr Lobbyisten vor Ort als Delegierte von ärmsten Ländern

Ausgewertet wurden öffentlich zugängliche Daten des UNO-Klimasekretariats. Der Analyse zufolge haben die Lobbyisten beispielsweise mehr Zugangspässe erhalten als alle Delegationen der zehn durch die Erderwärmung verwundbarsten Staaten zusammen.

"Giftige Schlange windet sich um Planeten"

Nnimmo Bassey von "Kick Big Polluters Out" sagte: "Der Einfluss der Lobby für fossile Brennstoffe auf die Klimaverhandlungen ist wie eine giftige Schlange, die sich um die Zukunft unseres Planeten windet." Es gelte, ihre "Täuschungen aufzudecken" und entschlossen gegenzusteuern, um ihren Einfluss zu beseitigen.

Zugänge für Öl-Lobbyisten beschränken

Der Zugang für Interessensvertreter der fossilen Industrien müsse beschränkt werden: Das Ungleichgewicht zeige sich auch darin, dass bei der letztjährigen COP28 in Dubai weit mehr Öl- und Gaslobbyisten akkreditiert waren als etwa Vertreter indigener Gemeinschaften, die von der Klimakrise vielerorts besonders betroffen sind.

Öl-Länder sollen Gipfel nicht mehr ausrichten

Generell seien die COP-Klimaverhandlungen der UNO seien "nicht mehr zweckdienlich" und müssten dringend überarbeitet werden, fordern prominente Fachleute. Länder, die den Ausstieg aus der fossilen Energie nicht unterstützen, sollten die Konferenzen nicht mehr ausrichten dürfen.

Derzeit ist die Öl-Autokratie Aserbaidschan, die ihre Exportwirtschaft zu 90 Prozent auf Öl und Gas stützt, Gastgeber der 29. Weltklimakonferenz.

Öl und Gas als "Geschenk Gottes"

Hintergrund des offenen Briefes an UNO-Klimachef Simon Stiell ist eine Rede des aserbaidschanischen Staatschefs Ilham Aliyev auf der COP29, in der er die klimaschädlichen Energieträger Öl und Gas als "Geschenk Gottes" pries.

Zu den Unterzeichnenden des Appells gehören Sandrine Dixson-Decleve, globale Botschafterin des renommierten "Club of Rome", Johan Rockström, Direktor des deutschen Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und der ehemalige UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon.

Erderhitzung in Richtung plus 2,9 Grad

In dem Schreiben warnen sie, dass die Erderhitzung auch nach inzwischen 28 jährlichen Klimakonferenzen nicht gestoppt sei – vielmehr sei eine Erwärmung auf mehr als 2,9 Grad bis 2100 nicht mehr ausgeschlossen.

Ihre Schlussfolgerung: Es braucht Mechanismen, um die Länder zur Rechenschaft zu ziehen, wenn sie Klimaziele und -verpflichtungen missachten.

UNO macht keine Vorgaben für Gastgeber

Die Klimakonferenz rotiert zwischen den Weltregionen. Abgesehen davon macht die UNO kaum Vorgaben für Gastgeberländer, die das Treffen ausrichten wollen. In den beiden Vorjahren fanden die Gipfel ebenfalls in zwei Öl-Staaten statt – in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Ägypten.

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    "Heute"

    Auf den Punkt gebracht

    • Kritiker fordern, dass Öl-Staaten keine Weltklimagipfel mehr ausrichten dürfen, da die Konferenzen durch den starken Einfluss von Öl-, Gas- und Kohlelobbyisten nicht mehr zweckdienlich seien
    • Eine Analyse zeigt, dass Lobbyisten mehr Zugangspässe erhalten als Delegationen der ärmsten Länder, was das Ungleichgewicht verdeutlicht und die Notwendigkeit betont, den Einfluss der fossilen Industrien zu beschränken
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