"Hier ist nichts klar"
18 Jahre auf der Flucht – jetzt doch Mordprozess
Ein 54-jähriger Georgier hat sich heute in Graz vor Gericht verantworten müssen. Ihm wurde vorgeworfen, 2005 einen Mann erstochen zu haben.
Laut der Verteidigerin befinde man sich in einem Prozess, in dem nichts klar wäre. Zuvor hatte die Staatsanwältin den Sachverhalt aus ihrer Sicht geschildert. Der Anklage zufolge wurde der Georgier 2005 von einem Landsmann beschuldigt, ihm in einem Wettcafé 2.000 Euro gestohlen zu haben. Daraufhin zitierte er den mittlerweile 54-Jährigen in eine Wohnung, wo er mit zwei anderen Männern wartete.
Streit um Geld eskalierte
Es kam zu einem Streit, wobei das spätere Opfer – also der vermeintlich Bestohlene – seinem Kontrahenten mit einem Messer zwei Schnitte zugefügt haben soll. Danach verließ der Verdächtige die Wohnung. Im Hof sollen die Männer erneut aufeinander geprallt sein. Dabei soll der Angeklagte Georgier dem Opfer einen Stich ins Herz versetzt haben. Der Schwerverletzte verstarb noch an Ort und Stelle.
Verteidigung ortet "wackelige Anklage"
Der Verteidigerin zufolge steht die Anklage auf "wackeligen Füßen". Ihr Mandant sei in der Wohnung von den Männern bedroht worden und habe versucht zu fliehen. "Warum sollte er auf der Straße einen Tötungsversuch unternehmen, wenn er das Messer schon in der Wohnung gehabt hätte?"
Tatsache ist, dass kurze Zeit später ein Toter auf der Straße lag. Das blutige Messer, das laut Gutachter zur Wunde passte, wurde in der Wohnung gefunden. Der 54-Jährige sei aber nicht mehr in die Wohnung zurückgekehrt, argumentierte die Anwältin. Die Aussagen der beiden anderen Männer hatten sich mehrfach geändert. Einer der beiden befindet sich in Georgien. Er weigerte sich zum Prozess nach Graz zu kommen. Er soll per Video einvernommen werden.
Angeklagter fühlt sich nicht schuldig
Der Georgier bekannte sich vor dem Geschworenengericht nicht schuldig und gab an, dass das Opfer noch lebte, als er den Tatort verlassen habe. Zuvor sei er selbst von dem Opfer mit einem Messer verletzt worden. Der Angeklagte beteuerte, dass er an diesem Abend zu keinem Zeitpunkt ein Messer in der Hand gehabt habe.
Am Flughafen verhaftet
Der 54 Jahre alte Georgier floh nach dem Vorfall und verschwand jahrelang. Im Mai 2023 reiste er dann von Georgien nach Deutschland, um seinen Sohn zu besuchen. Am Flughafen in Dortmund soll der Mann bei der Passkontrolle sehr nervös gewirkt haben. Als die Beamten seine Daten daraufhin kontrollierten, fanden sie heraus, dass nach ihm per internationalem Haftbefehl gefahndet wurde. Der Mordverdächtige wurde festgenommen und nach Österreich überstellt. Nach fast zwei Jahrzehnten auf der Flucht muss er sich nun vor Gericht verantworten.
Auf den Punkt gebracht
- Ein 54-jähriger Georgier steht in Graz vor Gericht, da ihm vorgeworfen wird, 2005 einen Mann erstochen zu haben
- Nach fast zwei Jahrzehnten auf der Flucht wurde er im Mai 2023 in Deutschland verhaftet und nach Österreich überstellt; der Angeklagte bestreitet die Tat und behauptet, das Opfer nicht erstochen zu haben