Niederösterreich
"Vieles unwahr" – so bewegt der Fall Kampusch weiter
Am 23. August 2006 befreite sich Natascha Kampusch aus der Gefangenschaft. 15 Jahre später bewegt der Fall noch immer – besonders in Strasshof.
Natascha Kampusch sollte nach dem Willen ihres Entführers und Peinigers Wolfgang Priklopil leiden und aussehen wie viele Opfer der Nazi-Diktatur. "Er hat mir wenig zu essen gegeben, wenig Kleidung, hat mich gedemütigt, schwere Arbeiten verrichten lassen und mir eine Glatze geschoren", sagte die 33-Jährige in einer TV-Sondersendung zum 15. Jahrestag ihrer spektakulären Flucht. Nach all den Jahren sorgt der Kriminalfall mit dem Bekanntwerden neuer schockierender Details noch immer für riesige Aufmerksamkeit.
Die 11.000 Einwohner zählende Marktgemeinde Strasshof an der Nordbahn, nordöstlich von Wien, stand im weltweiten Fokus. Am Tag genau 15 Jahre später hörte sich "Heute" bei den Bewohnern um, ob sich das Image der niederösterreichischen Gemeinde verändert hat, wie sie die Geschehnisse damals wahrgenommen haben und welche Meinung sie dazu haben (Video unten).
"Da ist vieles unwahr"
"Wenn man über Strasshof redet, dann heißt es, da war die Kampusch daheim", erzählt ein 54-jähriger Strasshofer. Die 20-jährige Katharina wohnt wenige Meter entfernt vom Tatort: "Ich wohne zwei Gassen entfernt vom ehemaligen Haus von Natascha Kampusch, aber ich werde ganz selten darauf angesprochen. Als Kind habe ich mir das einmal angeschaut, weil mich das interessiert hat und weil ich es einfach krank fand, was da passiert ist. Danach war ich nie wieder dort."
Laut dem 54-Jährigen glauben einige Strasshofer bezüglich der öffentlichen Darstellung, "dass vieles unwahr ist und vieles so nicht stimmt". Er selbst stellt sich auch eine Frage: "Sie war über all die Jahre bei keinem Arzt. Wie geht das überhaupt?"
"Ich glaube eher, dass die Leute hier Gras darüber wachsen lassen wollen, weil das eine aufregende Geschichte ist und viele beeinflusst", stellt Katharina im Gespräch mit "Heute" klar.