Politik

Hitzige Debatte über 12-Stunden-Arbeitstag

Die geplante Arbeitszeitflexibilisierung sorgt für mächtig Gesprächsstoff. Viele befürchten Nachteile anstatt Erleichterung.

Heute Redaktion
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Hans Peter Doskozil, Christian Kern und Peter Kaiser bei der PK der SPÖ zum "12-Stunden-Tag und 60-Stunden-Woche".
Hans Peter Doskozil, Christian Kern und Peter Kaiser bei der PK der SPÖ zum "12-Stunden-Tag und 60-Stunden-Woche".
Bild: picturedesk.com

Die angekündigten Maßnahmen der türkis-blauen-Regierung zu einer flexibleren Arbeitszeit (Stichwort "12-Stunden-Tag") sorgen für Aufregung im Land. SPÖ und Gewerkschaft kritisieren die neue Höchstarbeitszeit scharf. Befürchtet wird allen voran, dass sich Arbeitnehmer künftig nicht mehr vor Überstunden wehren können.

"Was hier passiert ist eine einseitige signifikante Verschlechterung der Bedingungen in der österreichischen Arbeitswelt zu Lasten der ArbeitnehmerInnen", so der ehemalige Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) in einer Pressekonferenz am Samstag. Kern sieht das Drüberfahren über die Arbeitnehmer der schwarz-blauen Regierung als "Zeichen der Schwäche und Unreife".

Auch Hans Peter Doskozil warnt vor dieser "Ho-Ruck-Aktion" und kritisiert das Wegschauen der FPÖ. Vor allem Pendlern aus "strukturschwachen Gebieten", die ohnehin schon bis zu fünf Stunden täglich in den öffentlichen Verkehrsmitteln verbringen, sei das Vorhaben unzumutbar. Auch sei die von Schwarz-Blau immer wieder genannte Freiwilligkeit "irreal und lebensfremd", denn "im Regelarbeitsverhältnis wird es diesbezüglich keine Freiwilligkeit geben".

Frauen besonders benachteiligt

"Der geplante 12-Stunden-Tag und die 60-Stunden-Woche von Bundeskanzler Kurz trifft gerade Frauen besonders hart", hält Wiens Frauenstadträtin Kathrin Gaal indes fest. "Diese angebliche Flexibilisierung bindet Frauen nun noch länger an den Arbeitsplatz und erschwert damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Auch sind Kinderbetreuungsplätze in keiner Weise darauf ausgerichtet", bekrittelt Gaal in einer Aussendung.

Die Grünen orten in der Maßnahme einen "Riesenschritt in die Vergangenheit". So zeigt sich auch die Arbeitsmarktsprecherin der Wiener Grünen, Barbara Huemer", vor allem um Frauen besorgt: "Die Möglichkeit, jederzeit eine 12-stündige Arbeitszeit anordnen zu können wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie massiv erschweren. Dadurch werden vor allem die Chancen von Frauen auf gute Jobs weiter drastisch verringert."

Sozialministerium weist Vorwürfe zurück

Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) weist die Bedenken zurück und warnt vor einer Panikmache. Niemand werde zu Überstunden gezwungen. Arbeitnehmer könnten eine längere Arbeitszeit zwar nicht einfach ohne Begründung ablehnen, um aber beispielsweise Kinder abzuholen oder für Pflegezeit sei das durchaus vereinbar.

Die Wirtschaftskammer versucht indes zu beruhigen. Schon jetzt würden rund die Hälfte aller Arbeitnehmer bis zu zwölf Stunden am Tag arbeiten.

ÖVP und FPÖ haben sich auf ein Modell zur umstrittenen Arbeitszeitflexibilisierung geeinigt. Die Regierungsparteien haben sich dabei laut eigenen Angaben an einem Sozialpartner-Papier aus dem Jahr 2017 orientiert. Der Acht-Stunden-Tag soll gesetzliche Normalarbeitszeit bleiben, auf freiwilliger Basis soll ab Jänner 2019 aber auch bis zu zwölf Stunden gearbeitet werden können. (red)