Klimaschutz

100-jährige Messung enthüllt dramatische Entwicklung

30 Grad und mehr – so muss der Sommer sein. Oder doch nicht? Diese Daten zeigen, dass unsere Großeltern die heiße Jahreszeit ganz anders erlebt haben.

Roman Palman
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Ein Mädchen springt bei Temperaturen um die 38 Grad Celsius durch eine Wasserfontäne vor der Karlskirche. Archivbild
Ein Mädchen springt bei Temperaturen um die 38 Grad Celsius durch eine Wasserfontäne vor der Karlskirche. Archivbild
PHOENiX PRODUKTIONS / picturedesk.com

Der menschenverursachte Klimawandel hat auch in Österreich vieles verändert. Besonders deutlich wird das am durchschnittlichen Temperaturanstieg der letzten Jahrzehnte. Harsche Winter sind seltener geworden, eine richtige Schneedecke in Wien und dem umliegenden Flachland eine Rarität von meist kurzer Dauer. Dasselbe im Sommer, es wird immer heißer.

Papperlapapp! Im Sommer sind 30 Grad völlig normal!

Mit einem solchen Konter ist der Klimawandel auch abgesagt, oder? Leider, nein. Denn wenn wir unsere neue Normalität mit jener unserer Großeltern vergleichen, steht am Ende fest: Den ebenso oft beschworenen "Sommer wie damals" gibt es nicht mehr. Und genau darum dreht sich dieser Artikel. 

Alle, die ab dem Jahrtausendwechsel zur Welt gekommen sind, kennen es wirklich nicht anders. In den Sommermonaten brutzelt die Sonne nur so vom Himmel, durchschnittlich wurden in den Jahren 2000 bis 2019 an einer der ältesten Messstation Österreichs, die Hohe Warte in Wien, 23,5 Hitzetage pro Jahr verzeichnet. Um offiziell als Hitzetag zu zählen, muss die Temperatur im Tagesverlauf mindestens die Marke von 30,0 Grad Celsius erreichen. 

Hitzetage waren eine Seltenheit

Die Generation, die wohl in den 1970er und 1980ern aufwuchs, erlebte etwas anderes. An derselben Messstation gab es in dieser Periode im Schnitt nicht einmal halb so viele Hitzetage. In einem Sommer war es somit in Summe nur knapp über eine Woche lang über 30 Grad heiß! Ein deutlicher Gegensatz zu den dreieinhalb Wochen von heute.

INFOGRAFIK: So unterschiedlich waren die Sommer der Generationen in Wien

Je weiter man zurückgeht, umso krasser wird der Unterschied. Der älteste Niederösterreicher (*1914) verstarb in diesem April in seinem 110. Lebensjahr. Als dieser Mann aufwuchs, waren die klimatischen Bedingungen völlig andere. In seinen ersten 20 Lebensjahren waren die Sommer in Österreich deutlich kühler. Ein Hitzetag, früher sagte man auch Tropentag, war eine echte Seltenheit, die im Schnitt weniger als 3 Mal im Jahr (!) auftrat. Fast so wie heutzutage Schnee in Wien...

Dramatischer Anstieg

Selbige Entwicklung zeigt sich natürlich auch bei den sogenannten Sommertagen (ab 25,0 Grad Celsius) im Zeitverlauf. 

Die folgende Grafik verdeutlicht die Zunahme von Sommer- und Hitzetagen in Wien seit 1910 auf jährlicher Basis. Zwischen den Jahren gibt es zwar teils starke Schwankungen, spätestens ab 1980 ist der Anstieg aber eindeutig und drastischer als zuvor.

INFOGRAFIK: So viele Sommer- und Hitzetage gab es seit 1910 jedes Jahr in Wien

Gleichzeitig hat sich auch das Datum, an dem der erste Hitzetag im Jahr gemessen wird, deutlich nach vorne verschoben. Auch mathematisch klar, das Mehr an heißen Tagen muss in den selben 365 Tagen wie auch schon zu Kaisers Zeiten (und davor) auch irgendwie unterkommen.

Auch wenn einige Sonnenanbeter das nicht wahrhaben wollen, Hitze über 30 Grad ist eine zusätzliche Belastung für den Körper. Besonders ältere oder kreislaufschwache Menschen werden davon beeinträchtigt – aber auch alle im Freien arbeitenden Personen können sich wohl Schöneres vorstellen.

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    Direkte und indirekte Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit (in Deutschland).
    Direkte und indirekte Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit (in Deutschland).
    Robert-Koch-Institut

    Natur kann nicht mehr Schritt halten

    Ebenso trifft es die Natur. Die in Österreich vorkommenden Ökosysteme haben sich über die letzten Jahrhunderte und Jahrtausende unter völlig anderen Bedingungen entwickelt.

    Für die Pflanzen- und Tierwelt ist die aktuelle Veränderung – wenige menschliche Generationen sind für die Natur nur eine kurze Zeit – viel zu schnell, als dass sie sich über natürliche Auslese ohne große Verluste an Artenvielfalt daran anpassen könnten.

    Die Forschung zu Klimawandel in der Erdgeschichte – es gibt auch natürliche Klimaschwankungen, die erwiesen mit der aktuellen Veränderung nichts zu tun haben – zeigt aber eines eindeutig: Immer wenn sich die Umweltbedingungen zu schnell überwarfen, waren die Auswirkungen fatal.

    Zu den verwendeten Daten

    Für die Grafiken der Sommer- und Hitzetage wurden Daten der GeoSphere Austria verwendet. Diese sind öffentlich einsehbar. Die Datensätze zu verschiedenen Messstationen können unter anderem unter folgender URL heruntergeladen werden: data.hub.zamg.ac.at

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      Screenshot Facebook/Markus Reperich; Google Street View