Politik
Chataffäre – So rächt sich Netz an Skandal-Forscherin
Am Dienstag wirbelte die Festnahme von Sabine B. erneut Staub in der Inseratenaffäre auf. Jetzt hagelt es auf Google Negativbewertungen für sie.
Frsierte Umfragen im Auftrag der türkisen Kurz-Partie - mit Geld aus dem Finanzministerium: Das wirft die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Meinungsforscherin Sabine B. vor. Für die Korruptionsermittler gilt B. als Schlüsselfigur in der ÖVP-Inseratenaffäre rund um Gefälligkeitsberichterstattung und Bestechung im Umfeld von Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz. Am Dienstag klickten darum die Handschellen für die beschuldigte Forscherin mit Bürositz in Wien-Döbling - wegen "Verdunkelungsgefahr", wie es von der Staatsanwaltschaft dazu heißt. "Heute" hat das Protokoll der Festnahme.
Jetzt rächt sich das Netz an der Skandal-Forscherin. Seit Dienstagabend prasseln laufend Negativbewertungen auf B. herein (siehe Bildergalerie). Via Google-Rezensionen erteilen die Österreicher B. einen Denkzettel. Während manche User das "Preis-Leistungs-Verhältnis" sowie die "Professionalität" von B. kritisch beurteilen, ist für andere mangelnde "Qualität" der Grund für die beinharte Rezensions-Rache auf Google an der Motiv-Forscherin. "Unfassbar", kommentiert eine Frau die Vorwürfe gegen B. Durchschnittsbewertung für das Wiener Marktforschungsinsititut: Einer von fünf Sternen.
Staatsanwälte hegen schweren Verdacht
B. soll kurz vor einer am Mittwoch vergangene Woche durchgeführten Hausdurchsuchung die Festplatte ihres Computers gelöscht haben. IT-Experten aus dem Ermittlungsteam der WKStA sollen das nach einer Überprüfung der sichergestellten Hardware herausgefunden haben. Als Festnahmegrund wurde dem Vernehmen nach Verdunkelungsgefahr geltend gemacht.
Die WKStA bestätigte weiterhin weder die Festnahme noch dass eine Beschuldigtenvernehmung von B. im Gange war bzw. ist. Gegenüber der APA hieß es am Dienstagnachmittag, man gebe "derzeit" keine Informationen "zu laufenden Ermittlungen" bekannt. Eine Presseerklärung - eine solche hatte es am vergangenen Mittwoch nach den Hausdurchsuchungen im Bundeskanzleramt, dem Finanzministerium und der ÖVP-Zentrale gegeben - sei "derzeit nicht geplant".
Grund für die Verschwiegenheit der WKStA könnte sein, dass die Befragungen von B. zur angeblichen Festplatten-Löschung, möglicherweise aber auch darüber hinaus nicht beendet waren. B.
Wusste beschuldigte Forscherin von Razzien?
Einen "Presse"-Bericht am Dienstag über einen zeitlichen Zusammenhang zwischen einer möglichen Information über die anstehenden Hausdurchsuchungen an das Innenministerium und dem Löschen der Daten durch B. griff Dienstagabend die Opposition auf. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch forderte den zuständigen Minister Karl Nehammer (ÖVP) auf, zu den im Raum stehenden "Verdacht" Stellung zu nehmen. Für FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz ist Nehammer "endgültig nicht mehr tragbar". Stephanie Krisper von den NEOS ortete ein "türkises System" im Innenministerium. Diese "Sümpfe" müsse man "endlich trockenlegen".
Das Innenministerium betonte in einer schriftlichen Stellungnahme, dass es vonseiten des Ressorts "keinerlei Informationsweitergabe" gegeben habe. Das Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) sei lediglich unterstützend bei der Amtshandlung der WkStA tätig gewesen und erst kurzfristig vor den Durchsuchungen informiert worden. Zudem habe das Bundesamt, das innerhalb des Ministeriums eine besondere Stellung einnehme, keinerlei Berichtspflicht - "auch nicht an die Ressortleitung".
ÖVP-Vizechefin springt für Nehammer in die Bresche
Zur Verteidigung Nehammers sprang auch die stellvertretende ÖVP-Generalsekretärin Gabriela Schwarz ins Feld. Die am Mittwoch erfolgten Hausdurchsuchungen seien im Vorfeld durch Medienanfragen an ihre Partei publik geworden, betonte sie in einer Aussendung. Dass nun versucht werde, "den Innenminister anzupatzen, ist nicht nur völlig realitätsfremd, sondern auch vollkommen absurd".
Dass auch die Mediengruppe "Österreich" bereits Mitte September Daten durch professionelle Firmen löschen lassen wollte, wie es die "Presse" berichtet, bestätigte Chefredakteur Niki Fellner der Zeitung zwar. Er begründete das Ansinnen aber mit einem "schwerwiegenden Fall von Cyberkriminalität" im Haus.