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"The Surge 2" im Test: Eine Oper der präzisen Gewalt

Heute Redaktion
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Mit "The Surge 2" macht Entwickler Deck13 einen riesigen Sprung hin zu einem tollen Dark-Souls-Konkurrenten. Doch auch Anfänger müssen nicht bangen.

Mit dem Science-Fiction-Action-Rollenspiel "The Surge 2" (PC, PS4, Xbox One) setzt Entwickler Deck13 die Handlung des Erstteils direkt nach Schluss fort. Mittlerweile wurde die ganze Stadt Jericho City unter Quarantäne gestellt, nachdem Roboter und Kollegen unseres Helden Warren in der Fabrik des Konzerns CREO verrückt gespielt haben. Viel besser als Warren geht es dem neuen, nun namenlosen Helden in "The Surge 2" aber nicht. Kaum kennengelernt, stürzt er bereits infolge eines Sturms mit dem Flugzeug in Jericho City ab.

Dann geht auch alles ganz schnell, bis man "Surge"-gemäß wieder in Third-Person-Perspektive Schnetzeln darf. Rund um unseren Helden befindet sich einige Zeit nach dem Absturz eine Art gewaltiges Gefängnis und Hightech-Soldaten sowie rabiate Roboter setzen das verhängte Kriegsrecht durch, während der Sturm über der Stadt immer gewaltiger wird. "The Surge 2" startet dabei mit einem toll in die Story eingebundenen Tutorial: Während man einem Aufstand entkommen muss lernt man auch nach und nach die Steuerung kennen.

Auf den ersten Blick hat sich nicht allzu viel gegenüber dem Vorgänger getan, doch der Schein trügt. Zwar geht es im Prinzip noch immer darum, Körper- oder Maschinenteile anzuvisieren und darauf einzuschlagen, das Kampfsystem geht aber deutlich mehr in die Tiefe. Es gibt neue Angriffsmuster sowie ein direkteres Abwehrsystem. Mit gutem Timing lassen sich Gegner-Angriffe nun blocken und sich dadurch Fenster für einen Konter öffnen. Das erinnert peripher an das Gameplay von "Sekiro: Shadows Die Twice".

Kein Ärger über Zufalls-Loot mehr

Auch ein direkteres Ausweichen in eine beliebige Richtung gibt es nun. Das ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, denn die Kamera kann dem "Dodgen" manchmal nicht ganz folgen und lässt uns für einen Sekundenbruchteil blind zurück, wenn sie in eine Wand oder ein Objekt fährt. Abseits davon zeigen sich Kämpfe sehr flüssig und präzise. Während Schläge auf ungepanzerte Teile dem Feind Schaden zufügen, lassen sich auch wie in Teil 1 mit gezielten Hieben gepanzerte Teile angreifen und schließlich mit einer finalen Attacke abtrennen.

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Das Abtrennen erfordert zwar mehr Geduld des Spielers, gibt ihm aber als Belohnung eine Blaupause des jeweils weggeschnetzelten Teils. Dieses kann man daraufhin selbst herstellen und im eigenen Exoskelett-Kampfanzug ausrüsten. Großer Pluspunkt: Man bekommt kein Zufallsteil, sondern das wirklich abgetrennte Teil serviert und kann sich so ganz gezielt auf die Suche nach den Rüstungssets machen. Sechs verschiedene Teile kann man ausrüsten, ab drei der gleichen "Serie" bekommt man einen Rüstungsset-Bonus.

Waffen mit einschneidenden Verbesserungen

Auch bei den Waffen gibt es einschneidende Verbesserungen. Litt "The Surge" noch darunter, dass die Waffenerfahrung Spieler bestrafte, die Waffen gerne wechselten, ist das in "The Surge 2" schlau gelöst worden. Statt das Ausprobieren zu bestrafen fördert das Spiel den Waffenwechsel – durch Gegner, die jeweils leichter oder schwerer mit einem Waffentyp zu besiegen sind. Zehn Waffenarten gibt es, von Speerwaffen bis hin zu Schwertern und Äxten. Mit ihnen zu experimentieren macht Spaß, denn jede zeigt andere Bewegungsmuster, Angriffsstärken, Geschwindigkeiten, Reichweiten und Kombo-Möglichkeiten.

Dass sich der Spieler nicht auf einen Spielstil festlegen muss ist auch dem offenen Fähigkeitenmenü zu verdanken. Statt sich auf eine bestimmte Klasse oder Waffe festzulegen, werden gewünschte Skills über den Implantate-Baum freigeschaltet. Schon mal vorweg: Das lästige Heilungsimplantat gibt es nun nicht mehr – jetzt kann geheilt werden, solange man Energie zur Verfügung hat. Mit Implantaten sorgt man aber für mehr aufsammelbare Ressourcen oder die Resistenz gegenüber Schadeffekten. Auch Items wie Granaten und Drohnen sind wieder nutzbar, ziehen dabei aber neu nicht den eigenen Rohstoff- oder Batterievorrat ab.

Toll durchdachtes Skill-System

Jede Waffe, jede Rüstung und jedes Implantat können in Kombination auch mit den sammelbaren Ressourcen verstärkt werden. Auch hier ist nichts dem Zufall überlassen. Hat man bereits ein Beinteil eines Gegners und will es upgraden, muss man nur weiter den jeweiligen Feind an die Beine gehen. Denn die "droppen" beim ersten Abschlagen die Blaupause und darauf folgend immer das benötigte Upgrade-Material. Mit besiegten Gegnern steigt auch das generelle Figuren-Level, in dem man Punkte in Ausdauer, Batterie und Gesundheit investieren lassen.

Insgesamt ist das Skill-System derart abwechslungsreich und so gut miteinander verwoben, dass man sich an die Freiheiten eines "Souls"-Games erinnert fühlt. Was "The Surge 2" unter den Hardcore-Rollenspielen sogar noch besser schafft: Jede Rüstung und jede Waffe sieht wirklich deutlich anders an der Spielfigur aus und sorgt für tolle, individualisierbare Looks. Generell ist die Grafik Weltklasse: Die Stadt lebt und atmet, auch kleinere Details wirken sehr scharf und auch in heftigen Gefechten bleibt das Spielgeschehen flüssig. Nicht ganz so gut ist das bei der Spielfigur selbst gelungen. Sie kann zwar anfangs selbst erstellt werden, bleibt im Spiel aber großteils stumm und farblos. Hier hat uns Warren aus Teil 1 deutlich besser gefallen.

Erzählerisch mau, Action aber top

Auch bei der Story weiß "The Surge 2" nicht so zu überzeugen wie es noch der Vorgänger gemacht hat. Der Anfang ist zwar top, das Abenteuer flacht bei der Handlung aber ab und die manchmal in Gesprächen mit NPCs zu treffenden Entscheidungen bringen weniger Abwechslung, als man erwartet hätte. Ausgeglichen wird das aber durch die große Auswahl an unterschiedlich spielbaren Waffen, die sehr unterschiedlich agierenden Gegnertypen und die Spielwelt selbst. Aufgeräumt wurde die Steuerung. Intuitiv lassen sich nun etwa Hilfsitems per Schnellauswahl und nicht mehr über ein Extra-Menü nutzen.

Jericho City zeigt sich als (fast) offenes Gebiet mit zahlreichen Geheimnissen und Gefahren hinter jeder Ecke. Um weitere Areale zu betreten, müssen sehr knackige, aber faire Bossgegner besiegt werden. Die futuristische Trümmerstadt mit neun unterschiedlichen Arealen von Wildnis bis Gefängnis bietet eine fesselnde Atmosphäre, die über die 40 bis 50 Spielstunden aufrecht erhalten bleibt. Ganz in "Souls"-Manier gibt es keinen Schwierigkeitsgrad und Gegner tauchen bis auf die Bosse nach jedem, Speichern wieder auf. War "The Surge" noch ein netter Zeitvertreib in Abwesenheit von "Souls"-Spielen, ist "The Surge 2" auf Augenhöhe der Hardcore-RPG-Ko­ry­phäen und weiß mit seinem Gameplay ganz eigene Duftmarken zu setzen.