Life
"Spaß und Resilienz beim Sport können alle lernen"
Resiliente Menschen sind beim Sport disziplinierter und leistungsfähiger. Jeder kann Resilienz trainieren, verrät Evi Giannakopoulos.
Seit über 27 Jahren arbeitet Evi Giannakopoulos als Stressexpertin. Die Inhaberin von Stress away ist spezialisiert auf Stressmanagement und Resilienz, Life-Balance, Persönlichkeitsentwicklung und Empowerment. Mit ihrer Methode setzt sie auf ein ganzheitliches Gesundheitskonzept. Sie gibt ihr Wissen bei Vorträgen, Firmen- und Einzelcoachings weiter.
Welche speziellen Eigenschaften hat denn ein stressresistenter Mensch?
Schwierige Lebenssituationen kennen wir alle. Resiliente Menschen haben die Fähigkeit, dass sie Geschehnisse, die auf sie prallen, wieder loslassen können. Sie sind widerstandsfähiger, weil sie die Situation annehmen, wie sie ist. Das Gehirn kommt aus dem Stressmodus, Herz und Hirn kommen in Einklang. Wir sind fähig, wieder klar zu denken. Resilienz ist also nicht angeboren, sondern trainierbar.
Warum gelten resiliente Menschen auch körperlich als leistungsfähiger?
Ein starker Körper kann besser mit Emotionen umgehen. Wer in den Wald geht, spaziert oder joggt, ist entspannter und gewinnt eine gesunde Distanz zur Stresssituation. Eine trainierte Muskulatur macht widerstandsfähiger und ein gesunder Körper zuversichtlicher.
Bei Stress zündet das Gehirn eine Art Feuerwerk. Was passiert, wenn ich mich bewege statt hintersinne?
Wenn Sie dasitzen und über ein Erlebnis nachdenken, das Sie stresst, lösen Sie einen Cocktail von Stresshormonen aus. Bewegen Sie sich, fließen die Stresshormone aus dem Körper. Wer regelmäßig Sport treibt, zeigt auch in extremen Stresssituationen weniger körperliche Symptome. Jeder reagiert körperlich zwar auf seine Art, doch hilft Sport, besser damit umzugehen.
Yoga, Kraft- oder HIIT-Training: Inwiefern spielt die Sportart eine Rolle, wenn ich Stress verarbeiten will?
Wenn Sie nur zum Yoga gehen oder einen Marathon rennen, weil alle anderen dies tun, wird Sport zum Stressfaktor. Wer sich nur aus Verstand oder wegen eines ambitionierten Trainingsziels bewegt, stresst sich noch mehr. Auch das Herz sollte dabei sein und die Bewegung zu einem Akt der Selbstliebe werden. Praktizieren Sie Yoga oder joggen Sie, weil Sie es innerlich wollen und es Sie zufrieden macht. Beim Sport ist Zufriedenheit wichtig, die Motivation kommt so von allein.
Welches sind typische Stress-Warnsignale?
Bei introvertierten Menschen zeigt sich Stress vor allem körperlich. Sie haben Probleme mit Magen, Verdauung, Herz, Kopf und Rücken. Sie verfallen eher in einen Grübelmodus. Extrovertierte Menschen lassen den Stress lieber raus. Sie sagen, dass sie gestresst sind, oder tragen Konflikte aus. Sie leiden eher unter Herz-, Atem-, Haut- oder Augenproblemen. Auf der mentalen und emotionalen Ebene zeigen beide Charaktere Anzeichen wie Nervosität oder Ängste.
Es gibt Menschen, die leichtfüssig trainieren, andere können sich kaum aufraffen. Wie kann ich Resilienz trainieren?
Das hat damit zu tun, dass wir diese Gewohnheit in unserem Gehirn bereits vorgebahnt haben. Abends kommen Sie kaputt nach Hause, hängen sich aufs Sofa – dieses Programm funken Sie neuronal dem Körper. Nun wollen Sie was Neues. Sie ziehen die Turnschuhe an und walken eine Runde. Nehmen Sie den inneren Schweinehund mit auf die Tour. Planen Sie fixe Zeitfenster ein, denn wer nachdenkt, fällt in den alten Modus zurück. Mit der Zeit speichert der Körper dann neuronal ab, dass Sport Erholung ist, und das Workout wird zur Gewohnheit.
Wie lange trainiere ich, bis ich mich daran gewöhnt habe?
Die resiliente Phase beginnt nach 21 Tagen. Der Körper ist dann umprogrammiert. Sie ziehen die Turnschuhe an und freuen sich, weil Ihnen die Bewegung guttut. Das Gehirn hat die Fähigkeit, etwas Neues zur Gewohnheit werden zu lassen. Mir persönlich hilft es, die Bewegung als kurze Einheiten in den Alltag einzubauen. Ein paar Liegestützen am Küchentisch, ein Kopfstand zwischen zwei Kundengesprächen oder ein paar Atemübungen an der Tramhaltestelle. So atme ich den Stress bewusst aus und tune mich wieder ein. (Red)