Österreich
"Pühringer war einer der ersten Gratulanten"
16 Jahre Landesrat und nun (endlich) Minister. Rudi Anschober wechselt in das neue türkis-grüne Regierungsteam, als Sozialminister der Grünen.
Vom "aufmüpfigen" Kraftwerks-Verhinderer in Lambach (1996) zum Minister für Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz – Rudi Anschober (59) hat einiges erlebt in den vergangenen 30 Jahren als Politiker, 16 davon als Grüner Landesrat in OÖ.
Nun kehrt Anschober Oberösterreich sozusagen den Rücken, geht als erster grüner Sozialminister nach Wien. "Es ist ja eigentlich eine Rückkehr", sagt Anschober bei seiner Abschieds-Pressekonferenz in Linz. Denn von 1990 bis 1997 war der in Wels geborene Anschober schon Nationalratsabgeordneter.
10.000 Kilometer im Zug
Doch es war ein hartes Stück Arbeit, ehe feststand, dass Anschober, der seit Jahren in Steyregg lebt, Minister wird. "Die letzten Monate waren schon sehr intensiv. Ich habe 10.000 Kilometer im Zug zurückgelegt, die Sitzungen haben oft sehr lange gedauert, die längste bis 3 Uhr früh", so Anschober.
Doch am Ende stand die Regierung. Und Anschober bekam zahlreiche Glückwünsche, und das nicht nur aus den Reihen der Grünen. "Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer war einer der ersten Gratulanten", so der Neo-Minister.
Das zeigt auch, dass Anschober durchaus auch von den politischen Gegnern geschätzt wird, was im Falle von ÖVP-Politiker Pühringer auch auf Gegenseitigkeit beruht. "Von Pühringer habe ich viel gelernt über die Politik", so Anschober.
Immerhin war es auch Pühringer, der in Oberösterreich von 2009 bis 2015 das Schwarz-Grüne-Expertiment wagte. "Das waren schon spannende Zeiten und wir haben gezeigt, dass Umwelt und Wirtschaft zusammenpassen."
15.000 Sprechtage
Etwas, das Anschober nach Wien mitnehmen will, ist seine Bürgernähe. "Ich will die Zivilgesellschaft einbinden. Der Dialog muss im Zentrum stehen", sagt er. Ein Beweis: In den 16 Jahren als Landespolitiker hat er 15.000 Sprechtage abgehalten.
Nun also will Anschober in Wien Akzente setzen. Bis Ende der Woche soll sein Team stehen, bis dahin wird es viele Gespräche mit den einzelnen Fachabteilungen im Ministerium geben.
Und Spaziergänge: Den Weg zwischen seinem Büro und dem Bundeskanzleramt legt er zu Fuß zurück. "Das sind 20 Minuten, in denen man etwas zur Ruhe kommt und nachdenken kann oder den Kopf frei bekommt."
Wohnen wird Anschober in Wien übrigens bei seiner Lebensgefährtin Petra Ramsauer, die dort eine Wohnung hat.
Sein Büro in Linz hat Anschober schon am Donnerstag geräumt und sich dabei von seinen Mitarbeitern verabschiedet.