Österreich
"Keine Chance zu zeigen, dass wir leiwand sind"
Narges (26) ist als Polizistin mit vollem Herzen im Einsatz – im Iran hätte sie diesen Beruf gar nicht ausüben dürfen. Im "Heute"-Gespräch erzählt die Wiener Beamtin, warum.
Mitten im Irak/Iran-Krieg flohen die Eltern von Narges Mohseni (26) aus dem Iran nach Wien. Narges Vater kämpfte an der Front, als er der Familie wegen um Versetzung bat, wurde diese abgelehnt. An diesem Tag beschloss Narges Vater nicht mehr kämpfen zu wollen, er flüchtet als Kriegsverweigerer mit seiner Frau und seiner Tochter Niloufar (3 Jahre) nach Wien.
Nach einem Aufenthalt im Flüchtlingslager Traiskirchen bezieht die kleine Familie eine Wohnung in Mödling – nur kurze Zeit später kommt Narges (26) zur Welt.
Eltern trugen Kleidung von der Caritas
„Es war wahnsinnig schwer für uns alle, meine Eltern machten alle möglichen Jobs, trugen Kleider von der Caritas. Nur für uns Kinder kauften sie immer nur das Schönste".
Heute ist Narges stolze Polizistin sowie erfolgreiche Judoka und froh in Österreich und nicht im Iran zu leben: „ Im Iran gibt es keine Freiheit, ich könnte dort weder meinen Beruf noch meinen Sport ausüben."
Angst, dass ihr als Polizistin etwas passieren könnte, hat Narges nicht: „Ich habe im Dienst keine Angst, dass mir etwas passiert und kümmere mich gerne um meine Mitmenschen."
"Mir wird vorgeworfen, ausländerfeindlich zu sein"
Wie schwer es ist, mit Migrationshintergrund in Wien zu leben, muss Narges am eigenen Leib erfahren: Die junge Frau wird täglich angefeindet. „Trotz Migrationshintergrund wird mir vorgeworfen, ausländerfeindlich zu sein", so Narges.
Als Flüchtling oder junger Mensch mit Migrationshintergrund hat man es nicht immer leicht: „Die Österreicher haben leider viele Vorurteile. Sie geben Flüchtlingen gar keine Chancen zu zeigen, dass sie leiwand sind", so Narges.
"Verschleierte Kinder machen das nicht freiwillig"
Von Religion hält die junge Frau, die als Agnostikerin lebt, nichts: „Ich glaube nicht, dass es Gott gibt. Ich kann nicht nachvollziehen, dass Menschen ihr Schicksal in die Hände Gottes legen." Dass sich viele Frauen im Iran aber auch in Österreich verschleiern, stört Narges nicht, sofern die Frauen das von sich aus tun und nicht dazu gezwungen werden. „Was ich überhaupt nicht aushalte sind verschleierte kleine Mädchen, denn die tun das ganz bestimmt nicht freiwillig." Für sich selbst hat Narges noch großes Ziel: „Ich will für mich immer das Maximum erreichen, deshalb will ich zu einer Sondereinheit."
(isa)